Felix POV
> Ich befand mich in einem Raum. Es war dunkel. Nur durch eine dünne Gardine schimmerte etwas Mondlicht hinein. „Felix", flüsterte eine Stimme. Ich drehte mich um. Eine schwarze Silhouette stand in der offenen Tür. Das sanfte weiße Licht verdunkelte sich und die Gestalt wurde sichtbar. Chan stand mir gegenüber, mit einem warmen Lächeln im Gesicht.
„Was machst du hier Chan?", fragte ich ihn. Ich wollte einen Schritt zurück machen, doch meine Beine waren wie eingefroren. Der Junge kam immer näher, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Was hatte er vor? „Ich wollte dich sehen", flüsterte er. Seine Augen glitzerten wie das Sonnenlicht, wenn es zur Mittagsstunde an der Golden Coast über dem Meeresspiegel scheint. Mein Herz find an, zu klopfen. Was war los mit mir? Chan schlang seine Arme um mich. Aber nicht wie ein Bruder, sondern wie ... ein Liebhaber. Als hätte Hyunjin nie existiert und ich würde ganz allein ihm gehören. Ohne jegliche Kontrolle über meinen eigenen Körper erwiderte ich die Umarmung.
Doch es blieb nicht dabei. Ich drückte mich sanft von Chan weg und legte meine Hand flach auf seine Brust. Sein Herzschlag drang durch meine Hand und brachte mein eigenes Herz zum Schlagen. Ich spürte einen mir noch nie bekannte Verbindung. Aber warum? Auf einmal lösten sich unsere Kleidungsstücke in winzig kleine, glitzernde Staubpartikel auf. Ich spürte Chans nackte Haut auf meiner eigenen. Sie war weich und schien vor Verlangen zu glühen. Er sah mir in die Augen. „Es ist in Ordnung", flüsterte Chan. Dann drückte er seine Lippen an meine. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich wollte es auch nicht. Der Kuss wurde mit immer mehr Leidenschaft gefüllt. Chan drückte mich gegen eine Wand und verschränkte seine Hände mit meinen. Es war viel zu schön, um wirklich real zu sein. Nach kurzer Zeit lösten wir uns wieder voneinander. Ich rang nach Luft. Chan strich mir die Haare aus den Augen, welche vom Schweiß zusammenklebten. „Du solltest langsam aufwachen", sagte er und entfernte sich von mir. Ich war verwirrt. „Was? Warum? Chan! Warte! Geh nicht weg!", flehte ich und steckte meine Hand nach ihm aus. Doch ich erreichte ihn nicht. Er entfernte sich von mir. Da gab der Boden unter mir einfach nach. Ich fiel unendlich tief und prallte auf einem Bett aus purer Finsternis auf.<Wie vom Blitz getroffen erwachte ich. Meine Lungen brannten wie Feuer, als wäre ich bei brüllender Hitze um mein Leben gerannt. War das eben tatsächlich real oder war das nur ein Traum? Zögerlich sah ich mich um. Ich lag in meinem Bett. Mit meinen Schlafsachen. Das war auch mein Zimmer. Ich habe tatsächlich nur geträumt. Doch diese Bilder waren noch immer da. Glasklar vor meinen Augen. Wie Chan halbnackt vor mir stand und mich küsste. Das konnte nicht sein. Nein! Niemals würde ich Hyunjin betrügen. Ich brauchte jetzt dringend jemanden zum Reden.
Schnell griff ich nach meinem Handy, welches auf meinem Nachtschränkchen am Ladekabel hing. Der Akku schien voll zu sein. Ich zog das Kabel ab, entsperrte das Gerät und wählte die Nummer von Rachel. Soweit ich weiß, hat sie heute Nachtschicht.
Das Telefon klingelte. Mehrere Herzschläge lang wartete ich, bis meine Schwester endlich ranging. „Hey, Felix. Was gibt es? Du rufst mich sonst auch nicht mitten in der Nacht an", sagte sie. Es fiel mir schwer, ein Schluchzen zu unterdrücken. Rachel klang auf einmal besorgt. „Felix. Was ist passiert? Warum weinst du?" „Ich habe Angst", war das Einzige, was ich zu Wort bringen konnte. Mein Herz zog sich so eng zusammen, dass ich kaum noch Luft bekam. Rachel stieß einen Seufzer aus und sagte dann: „Ich rufe dich eben über Video-Call an. Dann kann ich dir besser helfen." Ich zog die Nase hoch und antwortete: „Ist gut."
Somit legte Rachel auf. Ich zählte die Sekunden, bis Rachel den Video-Call tätigte. Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs.
Endlich leichtete das Call-Symbol auf. Ich drückte mit dem Daumen darauf und das erste, was ich sah, war Rachels besorgter Blick in ihren Augen. „Was ist passiert, Felix? Du siehst ja fix und fertig aus." Ich holte Luft und antwortete: „Ich habe einen Alptraum gehabt." Rachels Augen sahen mich mitfühlend an. „Erzähl mir, was passiert ist." „Nun. Ich ...", fing ich an, doch meine Stimme brach ab. Es fiel mir so schwer, darüber zu sprechen. Doch Rachel beruhigte mich mit ihren mitfühlenden Worten: „Du kannst mir alles sagen. Ich bin deine Schwester." Meine zitternden Hände entspannten sich langsam. Dann begann ich zu erzählen: „Ich habe in meinem Traum..." Erneut brach ich ab. Dieser Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Er schien anzuschwellen. Ich atmete noch einmal tief durch und ließ es aus mir heraussprudeln: „Ich habe in meinem Traum mit Chan geschlafen!" Meine Schwester schien völlig sprachlos zu sein. Ihr Mund war leicht geöffnet, als wollten die Worte in ihrer Kehle wohnen bleiben. Dann schloss er sich wieder und sie fragte: „Hast du denn Gefühle für Chan?" Wieder traf mich ein Blitz. Ms. Dawnstring hat mir am Vortag genau die gleiche Frage gestellt. Nach diesem Traum war ich mir nicht mehr so sicher, ob da vielleicht nicht doch etwas dran sein könnte. „Das weiß ich nicht", gab ich als Antwort. „Seit Chan mit seine Gefühle gestanden hat, ist alles anders geworden." Rachel legte den Kopf schief. „Liebst du Hyunjin denn immer noch?" „Ja. Mein Gott. Ich liebe Hyunjin mehr als alles andere auf der Welt. Aber..." Wieder schaffte ich es nicht, meinen Satz zu Ende zu führen. Es fühlte sich so an, als würde ich mich selbst in die Enge treiben. Ich hatte gerade nur Chan im Kopf. Für etwas anderes schien kein Platz da zu sein.
„Felix. Du solltest versuchen, weiter zu schlafen. Morgen hast du wieder Unterricht. Du musst bei Kräften sein, okay?", beruhigte Rachel mich und schenkte mir ein Lächeln. Langsam fing ich an, mich etwas besser zu fühlen. Ich nickte und wir beendeten das Gespräch.
dich an Schlaf war nicht zu denken. Ich sah die ganze Zeit nur Chans Gesicht vor meinen Augen, wie er mich mit stummen, süßen Worten zu sich lockte. Er war nicht im Raum, und noch fühlte er sich so nah an. Was sollte ich jetzt nur tun? Musste ich meine Beziehung zu Hyunjin wirklich auf die Probe stellen? Niemals hätte ich mir vorstellen können, an so einem Tiefpunkt zu landen. Mein Herz war auf einmal zwischen Chan und Hyunjin hin- und hergerissen. Ich wollte Hyunjin nicht verlieren. Ich habe ihn damals fast im Stich gelassen. Dieses Risiko konnte ich nicht noch einmal eingehen.
Aber was war mit Chan? Seine Gefühle zu mir sind unverkennbar und er hat gelernt, damit umzugehen. Wenn dieser Traum tatsächlich wahr werden könnte, ändert das dann unsere Freundschaft für immer? Wird sich dann mehr aus uns entwickeln und wird dann Hyunjin um mich kämpfen müssen? Ich drückte mir mein Kopfkissen ins Gesicht und fing an zu schreien. Ich schrie alles aus mir heraus, bis ich keine Luft mehr bekam.
Erschöpft drehte ich mich auf den Rücken und starrte Löcher in die Decke. War es ein Fehler, Chan in unsere Clique aufzunehmen? Nein. Nein, das war es nicht. Er hatte sich diese zweite Chance verdient und er war glücklicher denn je. Chan sollte nicht mehr leiden.
War es also dann ganz allein meine Schuld, dass ich auf einmal diesen Traum hatte?
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Breaking Point ♡ HyunLix
FanfictionStatus: {offline laufend} 2. Teil von PAINFUL LOVE "Wir haben alle unsere Träume erreicht. Doch warum zerbrechen wir dann immer noch?" Hyunjin und Felix haben die Highschool abgeschlossen. Sie möchten ihre Träume verwirklichen und gehen dafür an ein...