Du gabst mir mein Funkeln zurück - KageHina

Verändert

~Kageyama PoV~

Irgendwie benimmt Hinata sich komisch. Nicht so komisch wie sonst, das ist es ja. Er ist schon seit einigen Wochen nicht mehr so aufgedreht wie sonst, sein Lachen klingt anders und dieser strahlende Glanz in seinen Augen ist verschwunden.

„Hey Tobio, wo bist du denn schon wieder mit deinem Kopf?" reist Satō mich aus meinen Gedanken.
„Was? Äh sorry."
Ich sollte nicht so viel über ihn nachdenken. Das macht es auch nicht besser.
Also konzentriere ich mich wieder auf meine Schulaufgaben, die ich gerade mit Satō zusammen mache.
Satō Akiko (Achtung! Akiko ist ihr Vorname) ist seit ein paar Wochen meine Freundin. Sie geht mit mir in eine Klasse und deshalb hilft sie mir immer bei den Hausaufgaben. Eigentlich würde ich jetzt viel lieber auf dem Feld stehen und Hinata Bälle zuspielen, aber das geht im Moment leider nicht. So ein Mist!

Als ich mich endlich durch die Aufgaben gequält habe, mache ich mich auf den Weg zur Sporthalle. Satō begleitet mich noch bis zu der großen Tür, dort gibt sie mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedet sich. In genau dem Moment läuft Hinata an uns vorbei. Er würdigt uns keines Blickes, läuft einfach mit gesenktem Kopf in Richtung der Umkleide.

Jetzt nicht an ihn denken! Nicht ihm hinterher schauen!

„Also bis dann, Tobio."
„Was? Ja! Ja, bis dann Akiko." ich schaue ihr noch kurz nach und mache mich dann auch auf den Weg zur Umkleide.

Ich ziehe mich schnell und mit dem Blick stur auf meinen Spind gerichtet um, denn Hinata ist leider noch nicht ganz fertig. Wenn ich ihn beim Umziehen sehe, prickelt es immer in meinen Fingerspitzen und ich will ihn unbedingt wieder anfassen, wieder seine weiche Haut unter meinen Fingern erhitzen fühlen.
Aber das geht nicht! Also schüttele ich diesen Gedanken so gut es geht wieder ab und sehe zu, dass ich zum Training komme.

Auch das Training ist nicht mehr das gleiche wie früher. Die Drittklässler sind nicht mehr da, dafür aber ein paar neue Erstklässler. Insgesamt ist unser Team immer noch ziemlich gut, aber in manchen Momenten bedrückt mich irgendetwas. Die Halle ist nicht mehr so laut wie sie einmal war. Tanaka, Noya und Hinata albern immer noch so viel rum und auch bei dem Neuzuwachs gibt es einen sehr lauten Spaßvogel, aber immer wenn ich das laute Lachen höre irritiert mich etwas. Der Klang von Hinatas Stimme ist irgendwie anders, nicht mehr so gelöst und offen, wie er einmal gelacht hatte.

Trotzdem macht das Training noch immer unglaublich viel Spaß und wir werden auch immer besser. Es hat sich nur etwas verändert. Wenn Hinata und ich unseren fantastischen Aufsteiger machen, dann traue ich mich danach immer nicht ihn anzuschauen, weil ich Angst vor diesem Strahlen in seinen Augen habe. Wenn ich es sehe, dann zieht sich etwas in meiner Brust schmerzhaft zusammen und davor habe ich Angst. Also schaue ich weg, vermeide jeden Blickkontakt. Dann tut es nicht so weh.

Ich mache mich als einer der Letzten auf den Weg zur Umkleide. Auch das hat sich verändert. Hinata und ich machten keine Wettrennen mehr zu der Umkleide, keine Wettrennen mehr zu der Sporthalle und wir gehen auch nicht mehr zusammen nach Hause. Anders als vor unserer Affäre, anders als in diesem Sommer.
Ich hatte Angst, dass unsere Freundschaft kaputt gehen würde, wenn wir so etwas anfangen, aber als Hinata mir damals seine Lippen aufgedrückt hatte, da hatte sich etwas in mir kurzgeschlossen und ich konnte gar nicht anders als erwidern. Und dann wollte ich mehr davon, mehr von Hinata. Uns war beiden klar, dass es nur eine Affäre war, ein Sommer um Dinge auszuprobieren. Danach war Schluss. Wir haben uns ganz normal benommen, so wie immer, wie beste Freunde.

Doch irgendwann hat sich etwas in Hinatas benehmen verändert. Es muss kurz nach dem ich ihm Satō vorgestellt hatte gewesen sein. Da hat er sich vom mir distanziert und das tat komischerweise total weh in meiner Brust. Aber ich habe das Gefühl ignoriert, weil ich Angst davor hatte. Und jetzt weiß ich nicht einmal mehr, ob Hinata und ich noch Freunde sind.
Ich fröstele und das nicht nur wegen der kalten Nachtluft, sondern auch wegen diesem schrecklichen Gedanken. Der Gedanke Hinata zu verlieren macht mir Angst.

Hinata rennt an mir vorbei, als ich gerade die Umkleide betreten wollte. Ich sehe seine orangenen Haare aufblitzen und verspüre den Drang, durch sie zu wuscheln, noch einmal mein Gesicht in ihnen versenken und ihren wohligen Duft inhalieren.
Ich schüttele den Kopf gegen diese Gedanken an. Schon lange plagten sie mich und jedes Mal, wenn mir dann klar wurde, dass ich all das nie wieder würde tun können tat etwas in mir furchtbar weh.

Dann treffe ich mich mit Satō, um mich abzulenken.
Mir ist auch bewusst, dass ich wahrscheinlich Herzklopfen haben sollte, wenn ich sie sehe, aber das habe ich nicht. Ich bin nicht verliebt.

Jedenfalls nicht in sie...

Stop! Aufhören sowas zu denken!

Ich bin nicht in ihn verliebt. Es hat sich gut angefühlt ihn anzufassen. Das ist alles! Da sind keine Gefühle, das geht garnicht. Immerhin sind...waren?, wir beste Freunde und wir sind beide Jungs. Außerdem war es für Hinata nicht mehr, als der Wunsch neue Dinge auszuprobieren.

Damit muss ich mich abfinden.

Ich schnaube über meine Gedankengänge, während ich mir meinen Pulli über den Kopf ziehe.
„Ist alles okey, Kageyama?" fragt mich Noya.
„Mhm, alles klar." meine ich abwesend.
„Na dann, bis morgen." Noya winkt mir noch einmal zu und verschwindet dann aus der Umkleide. Jetzt bin ich hier ganz alleine.
Während ich mir die Schuhe zubinde schaue ich mich etwas in der Umkleide um. Sie war noch ziemlich neu, die Farbe an den Wänden noch weiß. Ich wollte grade aufstehen, als mir etwas auffällt. Ein Zettel, der dort am Boden liegt. Ich wollte ihn hoch legen, damit ihn die Jungs morgen sehen, wenn sie wieder hier rein kommen und der Besitzer ihn wieder einpacken kann, doch als ich den Zettel, der sich als Briefumschlag herausstellt, hoch nehme fällt mir etwas auf. Da steht mein Name drauf.

In Hinatas krakeliger Schrift.

Warum schreibt er mir einen Brief?

Verwirrt setze ich mich wieder auf die Bank und öffne den Umschlag.

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Ja, Kageyama ist ein Dummkopf...🤦🏻‍♀️

Mit ‚dieser Sommer' sind sozusagen die Sommerferien gemeint. Und dann, als die Schule wieder los ging haben sie ‚Schluss' gemacht.

Wenn ich das richtig weiß, dann heißt Akiko ‚Herbstkind'. Passt doch🤔
Also weil sie im Herbst mit Kageyama zusammen gekommen ist.

Das kursiv geschriebene ist sozusagen wörtliches Denken. Falls man sich das nicht schon denken konnte😅