Nie wieder!

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Ich bin noch nie freiwillig so früh aufgestanden.
Ich war den ganzen Tag ganz hibbelig vor Nervosität. Nicht so extrem wie Hinata vor wichtigen Spielen, aber nah dran. Das ich ständig die brennenden Blicke von Satō in meinem Rücken spüre macht es mir auch nicht leichter. Sie sah heute Morgen verheult aus, hatte mich ignoriert und ihre Freundinnen hätten mich beinahe umgebracht. Gott, vor diesen Weibern muss man echt Angst haben. Aber ich hab es ja auch verdient, immerhin war ich ein ganz schönes Arschloch.

Auf den Unterricht konnte ich mich auch kaum konzentrieren und in der Pause laufe ich ziellos umher, bis ich irgendwann an der Sporthalle ankomme.
„Hey Kageyama. Was machst du denn hier?" fragt mich Tanaka mit seiner üblich lauten Stimme. Ich zucke nur mit den Schultern, die Hände tief in den Taschen vergraben.
„Bist du sonst nicht immer mit dieser süßen Satō unterwegs?"
Ich zucke wieder mit den Schultern.
„Ja, aber jetzt nicht mehr." Tanaka, Nishinoya und Enoshita sehen mich überrascht an.
„Warum denn?" fragte Noya.
„Weil wir nicht mehr zusammen sind." wieder überraschte Gesichter.
„Äh, warum das denn nicht? Ihr wart doch ein süßes Paar." wieder zucke ich nur mit den Schultern, dann gehe ich einfach an ihnen vorbei ohne auf ihre fragenden Blicke einzugehen.

Auch beim Training bin ich unkonzentriert und meine Pässe sind längst nicht so genau wie sonst.
„Was ist denn heute mit Kageyama los?" höre ich einen der Erstklässler Noya fragen.
„Er und Satō haben Schluss gemacht." klärt er ihn auf. Mein Blick huscht zu Hinata, der das bei Noyas lauter Stimme auf jeden Fall gehört haben muss. Er wollte gerade einen Ball aufheben und ist jetzt mitten in der Bewegung erstarrt. Doch dann scheint er sich wieder zu fangen und macht einfach weiter.

Nach dem Training renne ich als erster aus der Halle, ziehe mich so schnell um wie noch nie und warte dann vor der Umkleide. Als Hinata auch endlich raus kommt, als letzter, stehe ich schnell auf und baue mich vor ihm auf.
„Was willst du?" fragt er abweisend.
„Ich hab mit ihr Schluss gemacht."
„Ja, hab ich gehört. Und?" jetzt entgleisen mir die Gesichtszüge.
„Ähhm.... und ich wollte mich entschuldigen." meine ich, während ich mich noch breiter mache, damit Hinata sich nicht an mir vorbei drängen kann. Jetzt bleibt er allerdings verwundert stehen.
„Wofür?"
„Das ich dir weh getan habe. Das wollte ich nie und ich wusste auch nicht, wie du dich fühlst, sonst wäre ich schon viel früher wieder zur Vernunft gekommen." falls man bei meinem unsterblich Verliebt sein noch von Vernunft reden kann.
„Was?" Hinata sieht total überfordert aus.

Jetzt bin ich auch unsicher. Er hatte es mir doch geschrieben. Er muss doch wissen was ich meine.
„Na, was du mir geschrieben hast." ich wühle hektisch in meiner Tasche, auf der Suche nach dem blauen Umschlag. Als ich ihn endlich gefunden habe und Hinata unter die Nase halte entgleisen ihm jegliche Gesichtszüge. Einen Moment starrt er ungläubig auf das Papier in meiner Hand.
„Woher...?" es war nur ein leises Flüstern, aber ich hatte gar nicht die Chance darauf zu antworten, denn im nächsten Moment reist er mir den Brief aus der Hand und drückt ihn sich an die Brust, als hätte er Angst ich würde ihn ihm wieder wegnehmen, während er einen Satz nach hinten macht.
„Der ist nicht für dich!" brüllt er schon fast.
„Was? Aber es steht doch mein Name drauf."
„Ja, aber den solltest du nie lesen!"
„Wieso denn nicht?" jetzt bin ich aufgebracht. Diese schönen Worte wollte er mir nie sagen?
„Na, weil du in einer Beziehung bist, da private Sachen drinstehen und ich ihn dir nie gegeben habe!"
„Ich war in einer Beziehung. Und er lag in der Umkleide, mit meinem Namen drauf."
„Dann ist er mir halt rausgefallen. Vergiss, was da drinsteht, komm wieder mit deiner tollen Satō zusammen und sei glücklich. Aber lass mich in Ruhe!" er wollte aus der Umkleide rennen, aber ich stelle mich in die Tür. Er klammert sich an den Brief, als wäre er ein Rettungsring, eine einzelne Träne kullert seine Wange hinab. Ich hebe meine Hand wie automatisch und streiche ihm sanft über die Wange um sie weg zu wischen.

Hinata kneift die Augen gegen diese Berührung an und weicht ein Stück zurück.
„Lass das, das tut weh." wimmert er.
„Was?" frage ich entsetzt.
„Wenn du mich berührst. Das tut weh, also hör auf und geh!"
Diese Worte stechen in etwas tief in meiner Brust.
„Ich kann nicht." ich gehe einen Schritt auf ihn zu, er weicht einen weiter zurück.
„Doch! Du musst, damit ich dich vergessen kann. Du hast es doch selbst gelesen, also mach es mir nicht schmerzhafter, als es eh schon ist."
Selber Stich, selbe stelle.
Autsch.
„Ich kann aber nicht gehen Shōyō! Nicht, nachdem ich das gelesen hab." sage ich mit so ruhiger und fester Stimme, wie es mir möglich ist.
„Es tut mir ja leid! Bitte, vergiss es einfach!"
„Wieso tun dir diese wunderschönen Worte leid? Ich hab da gesessen und geweint, weil mir so leid tat, was ich dir angetan habe. Und trotzdem hab ich noch nie sowas schönes gelesen." ich rede einfach, was mir gerade durch den Kopf geht.
„Ich will dir etwas zurückgeben. Deshalb: Shōyō Hinata, ich liebe dich auch."
Hinatas Kopf schießt in die Höhe und er schaute mich nun von unten an. Fragend und verunsichert, wie ein scheues Reh. Tränen glitzern in seinen großen, braunen Augen, doch ich sehe noch etwas anderes in ihnen glänzen: Hoffnung.
Hinata macht den Mund auf. Anscheinend will er etwas sagen, aber es kommt kein Ton raus. Kann ich auch verstehen. Also ergreife ich die Chance, beuge mich zu ihm runter und drücke ihm einen Kuss auf. Als er nicht erwidert will ich mich zurückziehen, doch da greift Hinata in meinen Nacken, zieht mich noch näher zu sich und seufzt genüsslich in den Kuss.

Gott, wie ich das vermisst habe. Mit Satō hat es sich nie so angefühlt. Nicht so, als würde gerade ein Feuerwerk in meinem Bauch explodieren und meine Lippen in Brand geraten. Nicht so, dass ich süchtig danach wurde.
Ich ziehe Hinata noch höher zu mir, so dass er auf die Zehenspitzen gehen muss. Irgendwann stößt er sich einfach vom Boden ab, schlingt seine Beine um meine Hüfte und seine Arme um meinen Hals. Durch das plötzliche Gewicht taumele ich ein paar Schritte nach hinten, wodurch ich mit dem Rücken an der Tür lande. Mit einem Keuchen entweicht die Luft aus meiner Lunge, doch Hinata nutzt diese Gelegenheit um mit seiner Zunge meinen Mundraum zu plündern.
Als mir die Luft ausgeht löse ich mich von ihm. Meine Augen geschlossen lege ich meine Stirn an die von Hinata.
„Wie ich das vermisst habe." flüstere ich gegen seine Lippen. Ganz zaghaft spüre ich das Nicken von Hinata an meiner Stirn.
„Tu mir so etwas nie wieder an." haucht er. Ich höre die Angst und den Schmerz aus seiner Stimme und bereue noch mehr, das ich ihm damals nicht die Wahrheit gesagt hatte.
„Nie wieder!" verspreche ich ihm.


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So, dass war's mit der kurzen KageHina Story.

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen^^

Du gabst mir mein Funkeln zurück - KageHinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt