Kapitel 1

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Wir schreiben das Jahr 4022 nach Christus. Unsere Erde hat einen schweren Weltkrieg hinter sich und nun, 2000 Jahre später, war nichts mehr so wie es einmal war. Die Wissenschaft hat bei einigen Menschen ein Gendefekt entdeckt, das außergewöhnliche Kräfte hervorruft. Sie nennen sich die Gaisgichs. Die Elite unserer Welt. Sie haben sich von der unteren Klasse abgeschottet und leben zurückgezogen hinter der großen Mauer. Nur bei besonderen Anlässen kamen sie heraus, um bei uns Angst und Schrecken zu hinterlassen.

Ich habe nur von Geschichten gehört, wie wunderschön die Welt dort sein soll. Die Menschen dort kannten keinen Hunger und durch ihre Kräfte ist es ihnen ermöglicht Gebäude zu errichten, die bis hoch in den Himmel ragen sollen. Nichts Vergleichbares zu hier.

Seufzend sah ich aus dem Fenster. Bald musste ich gehen, ich konnte das unvermeidbare nicht mehr länger herauszögern.

Ich lebe allein. Vor drei Monaten waren sie meinen Bruder holen gekommen, um ihn als Spieler bei den Olympischen Spielen einzusetzen. Das war einer von ihren besonderen Anlässen, weshalb sie zu uns herauskamen. Das war die Freizeitbeschäftigung der Gaisgichs. Von meinem Bruder habe ich nie wieder etwas gehört. Immer wenn ich schlafen gehe, sehe ich wie er fällt. Jedes Mal anders. Mal ist es Feuer, das ihn bis auf die Knochen verbrennt oder das Wasser, das ihn ertränkt. Manchmal wird er von einem Felsen getroffen. Es endete immer mit seinem Tod. Dann sehe ich seine Augen, die mich anflehen nicht aufzugeben und mich bitten weiterzugehen. Seine größte Sorge war immer ich gewesen.

Schluckend wischte ich mir übers Gesicht. Ohne ihn bin ich ein Nichts. Wie sollte ich nur ohne ihn hier draußen überleben?

Ein anderer Anlass für die Gaisgichs war die Suche nach ihren Gefährten. Jeder dieser Gaisgichs hatte eine Gefährtin. Das war für viele hier draußen wie ein großer Seegen. Denn wenn du die Gefährtin warst, wurdest du mit in die Elite aufgenommen und dir wurde ein Leben hinter der Mauer ermöglicht. Jeder dieser Gaisgichs besitzt ein Tattoo, um seinen Seelenverwandten zu finden. Denn ihr Gegenstück besaß genau dasselbe am Handgelenk.

Doch ich habe es an der Schulter. Blüten einer Porzellanblume. Äußerst selten und sie wächst nur in den Gärten der höchsten Elite. Aber das war für mich kein Grund der Freude. Ich möchte unabhängig und frei Leben. Nicht einer der besitzergreifenden Gaisgichs gehören, die einem die Freiheit nahmen und bei sich ins Haus sperrten.

Das Gaisgichs besitzergreifend sind, ist allgemein bekannt. Schließlich konnte es passieren das eine Gefährtin zu mehreren Gaisgichs passte. Deshalb töteten sich Gaisgichs oft gegenseitig, wenn sie das selbe Tattoo besaßen. Oft schon, bevor sie ihre Gefährtin fanden. Einfach um Rivalen auszuschließen.

Ich kannte meinen Gefährten. Er war sehr gefährlich und gerissen. Einer der höchsten Männer in der Regierung. Teine.

Ursprünglich konnte ich mich an drei meiner Gefährten erinnern. Doch er hat sie alle getötet. Dabei kannte er mich noch gar nicht und wird mich hoffentlich auch nie kennenlernen.

Jeder der Gaisgichs hielt sein Tattoo offen und frei für jeden erkennbar, um jederzeit von seiner Gefährtin erkannt zu werden. So war es auch bei meinem Gefährten. Auf jeden der Plakate trug er es mit stolz und auch wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte, war seine Schulter immer offen. Einmal gab es ein Skandal, als ein armer Händler von Teine Hemden anfertigte, die kein Loch in der Schulter trugen. Ein Tag später war der Händler verschwunden und wurde durch einen neuen ersetzt. Das war nur ein Grund mehr mich von ihm fernzuhalten. Er war gefährlich und gerissen.

Wir waren zwar abgeschottet, doch wir waren immer noch mit eingebunden, welcher Gaisgich seine Gefährtin noch suchte. Schließlich war das einer der wichtigsten Ereignisse, die einem Gaisgich widerfahren konnte.

Sie waren immer mal wieder hier in der Hoffnung ihre Gefährtin zu finden. Und es gab eine Station nahe der Mauer, bei der man sich melden musste. Es gab ein Gesetzt das einen dazu verpflichtet sich zu melden, sollte man ein Tattoo besitzen. Manchmal marschierten Gruppen durch die Straßen und zwangen die Menschen ihre Handgelenke zu entblößen. Auch ich war schon in solch einer Kontrolle geraten. Aber sie hatten sich nie meine Schulter angesehen und so konnte ich ihnen entkommen.

Bis jetzt.

Der Gaisgich - mein Seelenverwandter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt