Laut schrillte die Klingel durch das fast leere Haus und schreckte Thomas auf, der sich nicht mal vor einer Stunde auf meinem Schoß gemütlich gemacht hatte. Jetzt rannte er weg und verschwand durch das Fenster, welches immer geöffnet war. Den Vorhang davor hatte ich mit Stecknadeln an die Wand befestigt, damit der Wind diesen nicht offen wehen konnte und die Strahlen der Sonne hereinließ. Eine kleine Öffnung zwischen Vorhang und Rahmen ließ ich aber, damit Thomas immer herein und heraus kam.
Ein Knurren entfuhr mir, es kam selten vor, das Thomas sich auf meinen Schoß gemütlich machte und ich genoss seine Gesellschaft. Zudem hasste ich es Mitten am Tag aus meiner Ruhe gerissen werden, erst Recht nicht, wenn es so unerträglich heiß war, als würde ich in Lava baden. Dabei muss ich zugeben, dass selbst das angenehmer ist.
Aber ich regte mich nicht allzu lange auf, weil es wie gesagt zu warm und anstrengend war. Ich entschied mich dazu die Störung einfach zu vergessen. Mein Gärtner wusste, dass er mich Tagsüber nicht nerven soll, deswegen entschied ich mich dafür dem Besucher keine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich griff nach dem Buch, die Bibel auf alt griechisch, und begann weiterzulesen.
Doch ich hatte noch nicht mal den ersten Satz zu Ende gelesen, bevor ich wieder durch die laute Klingel gestört wurde. Und diesmal hörte sie nicht auf, wie eine Sirene schrie die Klinger immer wieder auf, um bloß seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Bevor ich schließlich meine gesamte Geduld verlieren konnte entschied ich mich dazu, die Tür zu öffnen und den Besucher zu empfangen. Ich stand also auf und nahm mir eine Sonnenbrille. In der Vergangenheit hatte ich die unglückliche Erfahrung gemacht, dass die Menschen meine Augenfarbe nicht leiden konnte. Auf dem Weg zur Haustür musste ich vielen Lichtstrahlen ausweichen, die wie Hindernisse auf meinem Weg zum Ziel waren. Aber zum Glück ist man als Vampir ziemlich sportlich und das Ausweichen war aus diesem Grund kein Problem, das einzige Problem war diese schreckliche Hitze, welche aus den tiefsten Tiefen der Hölle zu kommen schienen.
Zum Glück lag die Haustür im Osten, sodass sie nun am Nachmittag im Schatten lag und ich die große Tür aus Eichenholz gut öffnen konnte. Sie quietschte etwas, als ich sie mit Schwung nach innen öffnete. Ein leichter Wind und der Geruch nach Sommer drangen in die große mit kalten Mamor belegte Eingangshalle ein. Ich blickte finster auf den Menschen, der nun vor mir stand.
Ein weiblicher Mensch mit langen geschwungenen karamell-braunen Haaren, einem eher dünneren Körperbau, heller glatter Haut und strahlend grünen Augen stand vor mir und starrte mich eher geschockt an. Doch ihr Gesichtsausdruck fasste sich ziemlich schnell und sie lächelte mich auch freundlich an und zeigte mir ihre weißen Zähne.
"Was?", brummte ich sie unfreundlich an. Meine Stimme war rau und brüchig, ich sprach eher selten und wenn doch, dann eigentlich nur mit Thomas.
Sie rieb ihre Hände nervös aneinander und ich konnte ein wenig Angst an ihr riechen. Sie musterte mich und wusste anscheinend nicht, wo sie hingucken sollte. Dies konnte entweder daran liegen, dass sie meine Augen nicht sehen konnte oder es könnte vielleicht daran liegen, dass ihr Bewusstsein von ihren Sexualtrieben gelenkt wurde. Ich tippe auf ersteres.
Sie räusperte sich, wahrscheinlich fühlte sie sich unwohl: "Entschuldigen Sie die Störung, mein Name ist Jennifer Carlsen. Ich bin Lehrerin in der örtlichen Grundschule und würde Sie gerne fragen, ob es okay wäre, wenn ich mit meiner Klasse einen Ausflug hier hin machen könnte."
Ich starrte sie eine Zeitlang ausdruckslos an und beobachte, wie sie zunehmender nervöser wurde. "Dann mach das Mal.", brummte ich sie ungeduldig an.
Sie wurde knallrot und der Duft ihres Blutes verstärkte sich. "Hätten sie etwas dagegen?", fragte sie schließlich zaghaft. Anscheinend ließ sie sich nicht so schnell aus der Fassung bringen.
"Hmm... Ich wüsste nicht was an meinem Grundstück so interessant sein soll.", antwortete abweisend.
"Ihr Haus plus Garten hat einen großen historischen Wert und ist bestimmt sehr interessant für die Kinder zu sehen, wie die Fürsten der damaligen Zeit gelebt haben.", sagte sie schließlich mit einer hohen Begeisterung in der Stimme, so als würde sie mit kleinen Kindern reden. Ich hob die Augenbraue ging aber nicht weiter darauf ein.
Zu viele Menschen herum, die alle nach Blut rochen war nicht gerade ein schöner Ausblick, aber ich aus irgendeinem Grund wollte ich ihre Bitte nicht ausschlagen.
"Wann denn?", fragte ich schließlich.
"Nächste Woche Montag, wenn es ihnen Recht ist.", sagte sie mit hoffnungsvoller Stimme. Ihre Stimme war weich und ich bemerkt, wie ich mich nur bei ihrem Klang beruhigt hatte.
"Was bekomme ich dafür?"
"Wie viel Geld wollt ihr?"
"Mein Haus ist nicht wirklich das sauberste, wenn du es sauber machst und mir mal eine Zeitung mitbringst, dann bist du und dein Klasse herzlich dazu eingeladen am Montag zu kommen.", sagte ich mit einem spöttischen Grinsen.
Ihr Lächeln verwandelte sich in ein erleichtertes Grinsen und zum ersten Mal kreiste ein Teil meines Bewusstseins nicht, um das leckere und süße Blut, welches in ihrem Körper war.
"Mach ich, ich komme dann morgen Nachmittag vorbei. Vielen Danke, Herr...?"
"Nenn mich einfach Simon."
"Okay, danke Simon." Sie bedankte sich noch ein paar Mal und verließ mich schließlich. Bevor sie durch das große Eisentor ging, drehte sie sich noch mal um und winkte mir lächelnd zu. Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, wie ein bekloppter zurück zu winken.
Selbst als sie weg war konnte ich ihren lieblich Duft nach Blumen noch riechen.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich noch immer an der Tür stand. Wütend schlug ich mir ins Gesicht, um wieder zur Besinnung zu kommen. Ich knallte die Tür zu und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Wieder musste ich meine sportlichen Künste unter Beweis stellen, bevor ich in meinem Zimmer ankam.
Ich verkroch mich in eine Ecke und dachte noch bis zum Sonnenuntergang an Jennifer.
Als es dunkel war verließ ich schließlich das Haus, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich brach in den nächsten Laden ein, um mir die nötigen Putzsachen zu besorgen. Da ich keine Ahnung von so etwas hatte und das Haus ,wenn überhaupt nur mit Wasser, Besen und Lappen putzte, nahm ich mir einfach alle Putzmittel mit und verließ den Laden mit einem sehr Übel riechendem Plastiksack.
Den Sack beförderte ich erst mal nach Hause, bevor ich durch die stille und dunkle Stadt ging. Unbewusst war ich dem Duft von Jennifer gefolgt und vor einem modernen Apartmentkomplex gelandet. Nun wusste ich, wo sie wohnte.
Angewidert von mir selbst, ihrem Duft wie ein Bluthund gefolgt zu sein, ging ich wieder nach Hause und verkrümelte mich mit dunklen Gedanken in die Ecke meines Zimmers. So blieb ich bis die Temperatur in meinem Zimmer wieder drastisch anstieg und die Sonne aufging.
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Geschichte eines Vampirs
FantasíaWas passiert, wenn ein Vampir, welcher schon seid sehr langer Zeit in Einsamkeit lebt, eine Frau trifft, der er nicht abschlagen kann?! Findet es heraus.