Prolog: Einführung

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Wie schwere massive Fesseln drückte mich das viel zu heiße Licht, welches durch die zugezogenen Vorhänge schien, in die dunklen Ecken des Raumes. Ab und zu sorgte mein Kater  für etwas Gesellschaft in der hellen Zeit der Tage. Nachts verließ ich mein Haus, konnte sogar die Vorhänge öffnen um das kalte Licht des Mondes hereinzulassen, wenn nicht gerade der Schatten der Erde auf diesen fiel.

In dieser dunklen Ecke konnte ich das Licht beobachten, ohne mich an seinen Höllenfeuern zu verbrennen. Hier befand sich auch Katzenfutter, sodass Thomas, der Kater, einen Grund hatte, zu mir zu kommen. Manchmal jagte er auch sein Futter, aber ich vermutete, dass manche Katzenfreunde ihm auch etwas zu essen gaben.

Ich befand mich tagsüber nicht immer in dieser Ecke, doch mein Haus hatte einfach zu viele Fenster und zu wenige Gardinen. Einen Umzug konnte ich mir mit meiner Arbeitseinstellung, nur nachts zu arbeiten, nicht leisten. Aber solange ich entweder Thomas, ein paar gute Lektüren- die ich mir nachts in der Bibliothek hier im Dorf stahl- oder einfach nur Schallplatten mit klassischer Musik hatte, überstand ich die Lichtzeit des Tages recht gut. Schlafen tat ich nicht, beziehungsweise ich konnte es nicht.

Es gab mal eine Zeit, wo ich noch schlafen konnte, ich habe zu dieser Zeit sehr lange und gut geschlafen. Zu dieser Zeit war das Dorf noch jung und ich war ein Schafhirte auf dem Bauernhof meines Vaters gewesen. Doch zwischen damals und heute waren schon etliche Jahrhunderte vergangen und das Dorf war älter geworden, größer, moderner. Doch außer meines Sprachstils und einer blutigen Augenfarbe hatte sich an mir so gut wie nichts verändert. Seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr hatte sich mein Aussehen nicht verändert, außer wenn ich mir meine Haare wachsen ließ, doch kurze Haare gefielen mir zu gut. Deswegen schnitt ich mir sie auch einmal im Monat, das Produkt sah dann aber nicht immer so gelungen aus, wenn ich das mal regelrecht übertreibe. Aber da ich schon seit einer recht sehr, sehr langen Zeit alleine bin, interessiert mich mein Aussehen nicht so sehr bis gar nicht.

Ab und zu meditiere ich auch tagsüber, was ich als Ersatz zum Schlafen benutze, doch oft tue ich dies nicht, da es meistens spannendere Sachen gibt, als zu meditieren, was nicht heißen soll das ich es als langweilig empfinde.

Sobald die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont verschwunden sind, verlasse ich immer direkt das Haus. Ich laufe entweder ziellos durch das Dorf oder gehe in den angrenzenden Wald, ab und zu besuche ich verschiedene Plätze auf der ganzen Welt. Doch in der Zeit des Vollmondes in den Wald zu gehen kann für ein Nachtwesen, wie mir sehr gefährlich werden. Die Wandler, die Mondliebenden oder, wie sie die Menschen nennen, die Werwölfe hassen Leute wie mich. Wenn sie einem wie mir begegnen, muss man sich auf einen sehr blutigen Kampf erwarten. Aber manchmal sind die Menschen genauso gefährlich wie die Wandler, denn es gibt eine Organisation, die darauf spezialisiert ist „Monster“ wie mich zu töten.

Aber wenn ich weder auf Wandler noch auf gefährliche Menschen treffe, dann ist der heimische Wald der schönste Platz der Welt. Es gibt viele Wälder auf der Welt, doch zu Hause ist doch immer am schönsten. Ich hatte schon immer einen guten Draht zu der Natur um mich herum, sie hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich, seit ich jung war, draußen verbracht habe- es liegt wahrscheinlich auch daran, dass es in dem Zeitalter noch kein Internet gab. Ich liebe den frischen, natürlichen Geruch von Bäumen, Büschen, Gras, Blumen, verschiedenste Pflanzen. Ich liebe es, wenn es gerade geregnet hat, denn dann riecht und schmeckt die Luft sauber, befreit von Abgasen, die auch schon so in sehr geringen Mengen im Wald erhalten sind. In dem Wald gibt es auch einen See, indem ich gerne schwimmen gehe. Auf jeden Fall in einer solch warmen Zeit wie jetzt. Doch leider bin ich dann manchmal nicht alleine. Nachdem die Menschen irgendwann ihre Angst vor so gut wie allem abgelegt, ihren Glauben an die Existenz der Monster dieser Welt vergessen haben und der Kirche nicht wie bedingungslose Welpen gefolgt sind, besuchten auch sie den See des nachts, wenn es zu warm war im Bett liegen zu bleiben oder um ihren sexuellen Trieben zu folgen. Ich mag Menschen nicht so besonders, einerseits weil sie mich in meiner Anfangszeit so sehr gehasst haben und ich immer Angst vor ihnen hatte, wie ein kleines Kaninchen; andererseits erinnern sie mich an meine eigenen Triebe. Ein Spitzname, die meine Art von ihnen erhalten hat, war „Blutsauger“. Das erste Jahrhundert als Vampir war die schlimmste Zeit meines ganzen Lebens, ständig hatte ich Durst. Blut. Blut. Und noch mehr Blut. Ich konnte an nichts anderes denken als köstliches warmes Blut aus den Adern der Menschen zu trinken. Doch da ich selbst ein Mensch gewesen war und meine Eltern mir genug Moral und Ehre eingetrichtert hatten, stieß mich die Idee Blut zu trinken ab, ich war geradezu angewidert davon. Das ging so weit, dass ich den Drang Blut zu trinken zum größten Teil überwunden habe, indem ich eine sehr lange Zeit in Einsamkeit gelebt habe, zum Glück war die Population der Menschen noch nicht so groß wie heute und es waren noch nicht alle Gebiete der Erde entdeckt worden. Doch leider stieg die Population stetig an, sodass ich immer noch einen geringen Drang verspüre zu trinken, wenn zu viele Menschen in meiner Nähe sind. Aber zum Glück habe ich ein großes Grundstück nach meiner Überwindung erworben. Dieses Haus plus Grundstück gehörte einem Fürsten, welcher mir sein Erbe überließ, nachdem er starb, da ich für ihn ein paar Gefälligkeiten erledigt habe. Das hört sich zwar ganz düster an, aber ich habe niemanden umgebracht. Seine Nachkommen leben jetzt immer noch zwei Straßen weiter und ich lasse das Haus mit dem Geld, welches ich hin und wieder verdiene, immer wieder renovieren, sodass auch heute noch im alten Glanze erstrahlt. Und für den großen Garten habe ich extra Gärtner, die einmal im Monat kommen, mehr kann ich mir nicht leisten. Mit dem restlichen Geld konnte ich mir auch gerade so eine Gardine erstatten, die noch nicht mal von guter Qualität ist. An Halloween kommen sogar kleine Kinder in mein Haus, um ihren Mut zu testen. Ich erzeuge dann immer gruselige Geräusche, sodass sie dann schnell wieder verschwinden. Manchmal bin ich aber auch zu diesem Zeitpunkt nicht da und finde sie erst, bevor die Sonne aufgeht in irgendeinem Winkel meines Hauses wieder. Wenn ich ins Dorf gehe- gehen muss ich jetzt eigentlich nicht viel, da mein Grundstück in einem Teil des Dorfes liegt-, wandere ich, wie gesagt, meist ziellos in der Gegend herum. Das Dorf ist recht groß, vielleicht nennt man es auch heutzutage schon eine Stadt. Zu meiner Verteidigung muss ich erwähnen, dass ich nicht nur ziellos herum irre, ich gehe auch in die Bibliothek, um mir neue Bücher auszuleihen und alte wieder zurück zu bringen. Dort benutze ich auch das Internet und hecke mich zum Spaß in fremde Computer ein, um zu gucken, was man heutzutage alles macht. Ich suche im Internet auch nach spannenden Filmen/ Serien, lese Nachrichten oder gucke einfach nach interessanten Büchern. Ich lese auch Bücher, die nicht so spannend sind, einfach aus purer Langeweile. Wenn es das Buch, welches ich gefunden habe, nicht in dieser Bibliothek gibt, borge ich sie mir in den verschiedenen Buchhandlungen aus. Ich passe dann immer höllisch gut auf sie auf, damit ihnen nichts passiert und ich sie wieder zurück bringen kann. Manchmal fällt es auf, dass ich sie mir genommen habe, da ich die Plastikhülle abgenommen habe, aber man weiß nie, wer sie konkret genommen hat, die Täterwahl würde dann auch nicht auf mich fallen. Doch leider wurde das mit dem Borgen von Zeit zu Zeit immer schwerer, da immer mehr Läden eine Videoüberwachung bekamen, aus diesem Grund habe ich das Hacken erlernt.

Meine Kleidung musste ich mir zuerst immer klauen, doch jetzt gibt es Kleiderspendecontainer, in den die Leute ihre Anziehsachen reinwerfen können, die sie nicht brauchen. Deswegen kann man nicht wirklich von Diebstahl reden, wenn ich mir ein paar Klamotten ab und zu Mal nehme. Da ich weder schwitze noch das Bedürfnis habe jemals eine Toilette zu benutzen, bleiben meine Klamotten für eine sehr lange Zeit frisch, sodass ich sie nicht wirklich oft wechseln muss. Im Sommer wechsele ich sie häufiger, da ich häufig mit Klamotten oder eher nur mit Unterhose schwimmen gehe und diese dann nach dem Wasser stinken.

In dem Dorf bzw. der  Stadt, was auch immer, gehe ich auch sehr gerne ins Theater oder ins Kino, wenn es eine Abend- bis Nachtvorstellung ist und es gerade Winter ist, da dann die Sonne immer so schnell untergeht. Nur leider sind die Säle dann nicht unbedingt leer, was dazu führt, dass ich mich in die Aufführung von einem nicht so interessanten Film schleiche, welcher nicht so gut besucht ist. Bezahlen kann ich dafür leider nur in den seltensten Fällen. Ab und zu gehe ich dann auch in einen Vampirfilm, den ich zwar nicht gerade vergöttere, aber es ist lustig zu sehen, was manche Menschen von uns denken. Jeder von uns glitzert in der Sonne. Das ich nicht lache. Es wäre echt schön, wenn ich nur glitzern würde, während ich in der Sonne bin, man wäre mein Leben dann schön.

Die meisten Vampire, die ich kenne, können normal im Sonnenschein herumlaufen. Alles was sie davontragen ist ein leichter Sonnenbrand. Ich habe gehört, dass es an der Menge des Blutes liegt, welches sie trinken, das macht sie stärker. Doch ich habe noch nie Blut getrunken, kann das also nicht bestätigen, habe aber auch nicht vor, an dieses Wissen zu gelangen. Ich möchte nämlich nicht auf Kosten anderer leben.

Zu einem Nachtwesen bin ich zwei Monde nach meinem zwanzigsten Geburtstag geworden. Ein kleines Schaf ist abgehauen und ich habe den ganzen Tag bis tief in die Nacht gesucht, bis ich eine gekrümmte Gestalt am Wegesrand entdeckt habe. Ich habe diese Gestalt direkt gefragt, ob denn alles okay wäre. Ihre Antwort darauf war, dass sie sich wie eine wilde Bestie auf mich gestürzt hat und mir mein Leben vom Hals an heraus gesaugt hatte. Gift drang ein. Meine Familie glaubte bis zu ihrem Tod, dass das der Tag war, an dem ich gestorben bin. Vielleicht bin ich das sogar. Zuerst habe ich diesen Vampir gehasst, ich wollte ihn sterben sehen. Doch heute würde ich nicht einfach behaupten er solle sterben. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich darauf reagieren würde, wenn ich ihn wieder treffen würde. Ich will es auch eigentlich gar nicht. Ich mag Vampire nicht so gerne, da sie immer Menschenblut trinken. Natürlich gibt es auch Vampire, die entweder das Blut von Tieren trinken oder so sind wie ich. Persönlich habe ich noch keine Vampire entdeckt, die so sind wie ich.

Bis jetzt weiß niemand so genau, wer ich bin, viele wissen sogar gar nicht, dass ich existiere. Selbst hier im Dorf/ in der Stadt wissen nur sehr wenige, dass dieses riesige Haus bewohnt ist. Nur mein Kater, dessen Futter ich übrigens ganz legal bezahle.

Vielleicht wohne ich direkt in eurer Nähe, ohne dass ihr das wisst.

Sodelö, hier spricht der Autor, hoffe die Geschichte gefällt euch bis jetzt. ;) Thomas wir Englisch ausgesprochen.  

Geschichte eines VampirsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt