Es war ein Kühler, aber belebter Abend. Die Menschen wuselten auf dem Markt durch die Straßen wie ein Haufen von Ameisen. Von hier oben sah das ganze fast schon lustig aus. Ich saß auf der Spitze des Kirchturms und sah hinunter auf die Stadt. Am Tage war es ein Treffpunkt für allerlei Menschen und Händler und am Abend wurde es zu einer zwielichtigen Gasse voll von Kriminalität und Unbehagen. Es wandelten die Schatten an den Hauswänden und auch ich war so ein Schatten geworden. Ich war zurück...
An meinen 10. Geburtstag wurden meine Eltern brutal ermordet, nebenbei bemerkt von meinem Onkel. Mein jüngerer Bruder und ich traten folglich in die Armee ein und machten unsere Ausbildung als zwei der jüngsten Kadetten. Wir waren gut, sehr gut sogar und landeten bei der Militärpolizei. Während unseres Dienstes für den König verloren wir uns kurzzeitig aufgrund verschiedener Ziele aus den Augen. Ich spürte unseren Onkel auf und brachte ihn samt seiner Gruppe von kriminellen Idioten zu Fall. Mein Bruder hingegen baute die größte Scheiße seines, und meines, Lebens. Er gründete einen Widerstand gegen die Herrschaft des Königs, der darauf ausgelegt war eben diesen zu stürzen um eine Herrschaftsreform einzuführen. Keine schlechte Idee soweit, nur seine Umsetzung war... Ungünstig. Alle Mitglieder des Widerstands wurden gefasst und eingesperrt. Die meisten von ihnen wurden öffentlich hingerichtet, doch mein Bruder und ich konnten einige wenige retten... Naja wie man's nimmt. Ich überzeugte den König davon das es eine viel größere Strafe wäre sie hinter die Mauern, in Titanen Gebiet, zu verbannen. Der König war begeistert von dieser Idee, nur leider war er so begeistert davon, dass er mich zusammen mit meinem Bruder und den übrigen noch lebenden Mitgliedern hinter die Mauern verbannte um ein Exempel zu statuieren. Die ersten zwei Jahre waren hart und wir erlitten massive Verluste aber dann wurde es besser. Drei weitere Jahre lebten wir fast ohne Verluste und bauten uns in einem Wald in den Bäumen ein Lager auf. Als wir am wenigsten damit rechneten überrannte uns eine Horde Titanen und dezimierte unsere Zahl auf 5. Es dauerte weitere anderthalb Jahre um 4 von ihnen zu töten, bis ich als einzige übrig blieb. Man muss dazu sagen, dass Barry nur gestorben war weil er von einem der hohen Bäume gefallen war und sich das Genick brach. Wie es nunmal leider ist, war mein Bruder unter den letzten 5 und somit ebenfalls einer von den letzten die dort ihr Leben ließen. Fast ein halbes Jahr lebte ich noch allein hinter den Mauern und versuchte den Tod meines Bruders zu verarbeiten. Jetzt war ich zurück gekehrt und saß auf der Spitze eines Kirchturms wie ein schäbiger Vogel. Nachdem ich einen Monat innerhalb der Mauern verbracht hatte und dachte endlich sei alles wieder gut, versuchte ich mich das erste Mal davon zu stehlen. Ich versuchte wieder hinter die Mauer zu kommen was aus unerfindlichen Gründen irgendwie schwerer war als hineinzukommen. Die, versoffenen, Soldaten der Mauergarnision hielten mich auf. Ich hätte sie zwar mit bravur überwinden können, konnte es mir jedoch nicht leisten Aufmerksamkeit zu erwecken. Theoretisch war ich immernoch eine Soldatin die des Hochverrats angeklagt war und aufgrund dessen, dass die Verbannung hinter die Mauern nie als echte Strafe eingetragen wurde, konnte ich immer noch gehängt werden. In diesem Sinne Noch einmal Danke an meinen idiotischen Bruder...den ich sehr vermisse. Ich wollte wieder zurück ins Titanen Gebiet um ihm nahe zu sein, aber ich wollte auch die Sicherheit der Mauern nicht verlassen. Es gab für mich also nur eine Möglichkeit beides zu tun... Ich musste dem Aufklärungstrupp beitreten. Ich wollte zwar nie mehr für den König kämpfen, aber was blieb mir anderes übrig, schließlich war ich nicht wirklich geeignet als Bäuerin. Fünf Jahre hatte ich dem König gedient und Sieben Jahre hatte ich als Soldatin hinter den Mauern gelebt... Nein ich war wahrlich keine Bäuerin.
Folglich machte ich mich auf den Weg zur Ausbildungstelle, wo ich mich mit meinem früheren Ausbilder in Verbindung setzte. Sehr zu meinem Glück war der diesjährige Jahrgang gerade fertig geworden und würde in den nächsten Tagen mit den Kutschen zum Hauptquartier des Aufklärungstrupps gebracht werden. Leider hatte ich die Zeremonie verpasst, wo man sich für eines entscheiden musste, aber das war nicht so schlimm. Mein ehemaliger Ausbilder hatte mich erkannt, versprach aber niemandem von mir zu erzählen und so begann ich ein neues Leben. Während der Kutschfahrt überlegte ich ob ich mir einen neuen Namen zulegen sollte doch dann kam mir in den Sinn, dass die Namen nie veröffentlicht wurden. Der König dachte er sei schlau und behielt die Namen unter verschluss, damit man die Personen nicht als Helden feiern oder irgendwie verehren würde. Tja Glück für mich. Wenn ich so darüber nachdachte war es schon fast verdächtig viel Glück und ich hoffte einfach das mir das, zumindest nicht allzu schnell, auf die Füße fallen würde.
Es war ein langer, holprigen Weg und ab und an quatschte mich einer der Soldaten neben mir an."Hey du bist ganz schön alt oder?", fragte einer.
"Ich bin 27, das ist jetzt nicht so alt.", sagte ich genervt.
"Wieso hab ich dich nie beim Training gesehen?", fragte nun ein anderer.
Ich beugte mich ein Stück in die Runde.
"Weil ich nicht da war."
Eine ganze Weile tuschelten sie, bevor sie mich wieder fragend ansahen. Ich seufzte kurz. Es wäre vielleicht besser wenn ich ihnen irgendwas sagen würde, als wenn später irgendwelche bescheuerten Gerüchte entstehen würden.
"Okay, ich habe meine Ausbildung bereits vor ein paar Jahren abgeschlossen musste dann aber wegen familiärer Probleme wieder nach Hause um mich um meine Familie zu kümmern. Jetzt sind sie alle tot und ich komme meiner Pflicht als Soldatin nach. Irgendwelche fragen?"
Ich sah fragend in die Runde, doch meine Geschichte schien vorerst alle Fragen geklärt zu haben, zumindest belästigte mich keiner mehr damit.
Nach der ewig langen Kutschfahrt hielten wir endlich an und stiegen aus. Vor mir lag eine eindrucksvolle Burg, die wohl das Hauptquartier darstellte. Eine Menge an Soldaten hatte sich versammelt um die neuen Kadetten zu begrüßen. Sie standen alle in Reihe und Glied und legten ihre Fäuste auf ihre Brust. Vor ihnen standen drei Personen.
Ein großer Blonder mit gigantischen Augenbrauen, eine süße braunhaarige mit Brille und breitem grinsen und ein kleiner schwarzhaariger mit dem gelangweiltsten Blick den ich je gesehen hatte. Aufgrunddessen Das ich sie bereits kannte wusste ich wer sie waren. Ich hatte sie ab und an bei Anlässen des Königs gesehen und konnte somit sagen das der Blonde Erwin Smith, der Kommandant war. Die braunhaarige Hanji Zoe, die Titanen Forscherin und der Miesepeter Levi Ackerman war. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Levi nicht mehr so gutaussehend in Erinnerung hatte, aber das war nicht von belangen, den der schien sich für überhaupt gar nichts zu interessieren. Ich schaute mich ein wenig um und sah einen großen Trainingsplatz und ein Waldstück, vermutlich um mit den 3dmas zu üben. Auf der anderen Seite erkannte ich schwach einen ziemlich großen Stall. Während ich so umher sah begann Erwin mit seiner Ansprache.