Extortion

1.Kapitel

Enna's p.o.v

Ein lautes Hupen riss mich unsanft aus meinem Tagtraum. Irritiert sah ich hinüber zu Aiden, meinem Bruder. Eine Hand lässig am Lenkrad während er den anderen Arm auf dem geöffneten Fenster abgelegt hat. Er trug eine Sonnenbrille, doch trotzdem konnte ich sehen mit welchem Blick er die anderen Jugendlichen musterte die auf dem Weg in die Schule waren. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und seufzte, "Wenn du jetzt nicht aussteigst, kommst du zu spät, zu deinem ersten Schultag" Ich konnte mir den tiefen Seufzer an dieser Stelle nicht verkneifen. Eigentlich wollte ich lieber wieder an meine alte Schule gehen, doch ich musste weg, den ich hatte in der Vergangenheit einen großen Fehler begangen. Ich hatte versucht es zu vergessen, in die Zukunft zu schauen, doch Vergangenes tauchte aus der Versenkung auf und warf Schatten auf die Gegenwart.

Ich erklärte mir das immer so, das Leben gleicht einer großen Spirale, wir drehen uns um eine gedachte Achse, fortlaufend nach unten. An bestimmten Stellen holen uns dann alle unsere Taten und Handlungen aus der Vergangenheit ein - seien sie gute oder schlechte. Ich denke es kommt darauf an was wir in der Vergangenheit getan haben. Ein Mörder wird wohl kaum von einer guten Tat seinerseits eingeholt. Ich weiß, vor seiner Vergangenheit kann man nicht fortlaufen. Doch ich wurde ja praktisch dazu gezwungen.

Flashback:

"A-Alles war eine Lüge?", flüsterte ich und blickte das mir doch eigentlich so bekanntes Mädchen an. Doch jetzt wirkte sie so fremd. Ihr Lächeln war überheblich. Ganz anders als sonst. Ihr Lächeln war doch sonst immer so herzerwärmend. "Ow die kleine, dumme Enna hat mir vertraut", ihre Stimme triefte vor Spott. "Da hat sie aber einen dummen Fehler begannen" Schritt für Schritt näherte sie sich mir. Ihre roten Highhells schallen auf dem Parkettboden. "Warum?", die einzige Frage die mich momentan beschäftigte. Lauthals begann sie zu lachen."Kannst du dir das nicht denken?!", fauchte sie. "Du bist doch sonst immer so schlau!"

In meinem Kopf suchte ich nach etwas Brauchbaren, etwas das alles hier erklären würde. Doch ich fand nichts. "Du hast mir alles genommen, Enna! Meinen Freund, meine Eltern und meinen Platz als Schülersprecher!", begann sie zu schreien. Sie schubste mich zu Boden sodass ein leises, kurzes Stöhnen von mir den Raum erfüllte. "Ich habe dir nichts genommen, du hast dich selbst ins Aus geschossen", sagte ich leise. Es war nicht böse gemeint, ich wollte ihr alles erklären. Das blonde Mädchen vor mir kochte jedoch vor Wut. "Verschwinde von hier Enna! Sonst wird spätestens morgen die ganze Welt wissen das du eine Hure bist!"

Das Wort Hure schalte in meinen Kopf wieder. So hatte ich mich nie gesehen aber jetzt. Nein Enna! Ich schluckte hörbar, "Aber-" Doch die nun Fremde fiel mir ins Wort. "Weiß deine Mutter eigentlich schon das du eine Hure bist?!" Sie lachte spottend auf und warf ihren kopf in den Nacken. Nicht meine Mutter. Sie hatte sowieso schon genug probleme auf arbeit! Schnell rapelte ich mich auf, "Willst du das wirklich, nach allem?", fragte ich und trat näher zu dem Mädchen. Ich ging innerlich jedes Wort und jede Handlung von ihr und mir durch, alles was wir erlebt hatten. Ihre stahlblauen Augen sahen direkt in meine und doch glaubte ich sie sah durch mich hindurch. Das war die Antwort. Den Stich in meinen Herzen spürte ich doch ich gab keinen Mucks von mir. Ich sah weg und rannte auf meinen schwarzen Highhells, so gut das auf diesen eben ging, weg.

Flashback ende.

"Du siehst gut aus, Enna", Aiden lächelte mich ermunternd an. Ich sah an mir herab, eine einfache, zerfetzte Jeans, eine helle Bluse, dazu eine Statemantkette und darüber meine schwarze Lederjacke. "Danke", murmelte ich und angelte mir meine Umhängetasche. Doch wieder hielt ich inne und ließ meinen Blick über das Schulgelände schweifen. "Enna?", Aiden lachte und beugte sich etwas zu mir um auch aus dem Fenster zu schauen. "Freunde dich doch mit der heißen Blondine dort an", mit dem Kinn deutete er auf die Blondine neben den großen Eingangstüren. Sie stöckelte auf ihren Highhells arschwackelnd umher. Sie war wohl schon Senior, bei ihrer Größe und Aussehen. Und natürlich ihrer unübersehbarer großen Oberweite.