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Yoongi verengte die Augen, presste die Lippen zusammen und verwendete seine gesamte Energie darauf, seinen Gesichtsausdruck möglichst neutral zu halten. Er war sich nicht sicher, ob ihm das gelang, aber ehrlich gesagt war es ihm dann doch eher egal.

Fast schon gelangweilt musterte er seine Mutter. Taehyung war in keinster Weise besonders, sie verhielt sich wie sonst auch. Sie zupfte an seinem Anzug herum, strich sein Hemd glatt und fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare. Der Anzug sah teuer aus, Yoongi war sich zu hundert Prozent sicher, dass Julyn ihn gekauft hatte.

Taehyung war relativ groß, überragte sie vielleicht um einen Kopf. Seine Haare waren dunkelbraun, fielen in langen, seidigen Locken über seine Ohren. Er lächelte, hielt Julyn an der Taille. Er schloss die Augen nicht, als er sie küsste.

Yoongi verschränkte die Arme vor der Brust, wandte den Blick ab und starrte auf seinen Teller. Das Leder seiner Jacke schmiegte sich angenehm gegen seine Haut.

"Das ist Yoongi, mein Sohn."

"Freut mich." Taehyungs freundliches Lächeln war fake. Julyn bemerkte es nicht. Yoongi schon. Und die abschätzige Musterung auch. Yoongi zog die Augenbrauen zusammen und guckte böse, gab nur ein kleines Brummen von sich. Taehyung zog eine Augenbraue hoch, ließ sich aber nicht in seinem Lächeln beirren.

Julyn räusperte sich leise, warf Yoongi einen strafenden Blick zu, bevor die beiden sich Yoongi gegenübersetzten. Julyn leitete das Gespräch, sichtlich bemüht Yoongi und Taehyung miteinander vertraut zu machen, sie dazu zu bringen, sich zu mögen. Doch Yoongi dachte gar nicht mal daran. Er schaute so unfassbar eingebildet, Yoongi war froh, wenn er in drei Monaten wieder aus ihrem Leben verschwinden würde. Besser früher als später.

"Yoongi interessiert sich auch sehr für Kunst." Julyn lächelte tapfer in die Runde.

"Oh wirklich? Willst du später auch mal in die Richtung studieren, wenn du mit der Schule fertig bist?" Unschuldig legte er den Kopf schief, in Yoongi begann es zu brodeln. Äußerlich blieb sein Blick neutral.

"Ich studiere Literaturwissenschaften", antwortete er kühl, strich sich durch das blonde Haar.

Die Unterhaltung verebbte, Yoongi wollte einfach nur aufspringen und davonrennen. Warum musste er sich das geben? Bald würde sie nur wieder heulen wie ein Schlosshund und sie würden sich zum tausendsten Mal 'Stolz und Vorurteil' ansehen und sich dabei mit Eiscreme vollstopfen.

Julyn räusperte sich. "Wie geht es Jimin?"

Entgeistert starrte Yoongi sie an.
"Keine Ahnung?"

"Solltest du das denn nicht wissen-"

"Mum, wie oft denn noch. Wir ficken nur."

𝐒𝐀𝐒𝐒𝐘 𝐁𝐑𝐀𝐓 | kth.mygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt