"Das sieht auch nicht nach etwas Brauchbarem aus, die können wir also wieder wegbringen lassen."
"Nein, noch nicht, ich bin noch nicht durch mit der Sichtung, wenn du dich jetzt bitte wieder deiner eigentlichen Aufgabe widmen würdest? Du stehst hier nur im Weg herum und verlangsamst das Tempo."
"Aber ich brauche auch einmal eine Pause, das du so ein Arbeitsmonster bist, dafür kann ich doch nichts. Selbst Regulus sieht langsam müde und fertig aus. Uns allen würde eine Pause gut tun."
"Nun gut Jasper, wenn du dann den Rest des Tages ohne Gejammer arbeiten kannst, machen wir eine Pause. Doch dann kümmere dich bitte darum deinen Arbeitsplatz noch etwas aufzuräumen."
"Na endlich, ich fall gleich um vor Hunger."
"Regulus, du solltest auch eine Pause machen. Die Reise war anstrengend und du hast die Nächte wenig geschlafen. Du wirst so nicht viel finden."
"Lass mich das Buch noch durchsuchen, dann komme ich."
"Hach...du auch Leila, komm, wir machen eine Pause und gehen etwas essen."
Ja, ich war mit den drei fremden Abenteurern gegangen und saß gerade in der Bibliothek und las mich durch die verschiedensten Bücher. Dass ich die letzten Tage so gut wie nicht geschlafen hatte, war dabei kein großes Problem, denn die Spannung hielt mich wach. Diese Bücher waren einfach zu unglaublich, ich hatte bisher nur selten Vergleichbares gelesen und so wollte ich mir nicht ein einziges von ihnen entgehen lassen. Meine Augen verschlangen die Worte, welche sich manchmal zu unglaublich langen Sätzen zusammenfügten. "Ich habe keinen Hunger", meinte ich deshalb nur kurz angebunden und vertiefte mich wieder weiter in die Geschichte, welche vor meinen Augen immer mehr an Form annahm, als würde ich sie gerade geschehen sehen. "Nichts da", schreckte mich da Amons Stimme erneut aus meiner Gedankenwelt. Er war so etwas wie der Aufpasser, damit wir uns alle nicht zu Tode arbeiteten, sondern auch etwas schliefen und aßen und nicht krank wurden. Auch, wenn er dabei immer ein wenig kalt wirkte, war er doch grundsätzlich eine freundliche und führsorgliche Person. "Du hast die letzten Tage und Nächte kaum geschlafen, wahrscheinlich von uns allen am wenigsten und essen tust du zwischendurch auch nicht, wenn man dich nicht dazu zwingt. Also mach jetzt das Buch zu, das gilt für dich auch Regulus, dann gehen wir alle gemeinsam und essen etwas. Wir haben danach immer noch Zeit diese Bücher zu durchsuchen. Also nun los!"
Ein wenig überrascht konnte ich gar keine Widerworte geben und legte sofort das Buch vor mich auf den Tisch, legte eines der dünnen Bänder zwischen die Seiten, bevor ich sie schloss und mich zu Amon stellte. Ein zufriedener Gesichtsausdruck zeigte sich, bevor er zu Regulus sah und dieser noch immer die Nase zwischen die Seiten geklemmt hatte. Mit einem Kichern, welches bei seinem lauten Seufzen unterging, trat ich leise an Regulus heran, beugte mich etwas zu ihm heran und pustete ihm neckend in den Nacken. "Mittagszeit, hat Amon gesagt", hauchte ich weiter in sein Genick und konnte genau beobachten, wie die anfängliche Gänsehaut mit jedem Wort wuchs, bevor Regulus von dem unangenehmen Gefühl gänzlich zusammenzuckte.
"Ja, ja, ist ja schon gut, ich komme", rief er da halblaut aus und legte das Buch sofort auf dem Tisch ab um sich zu erheben. Mit einem Kichern trat ich wieder zu Amon, welcher mich dankend ansah und sich kaum selbst ein Grinsen verkneifen konnte. Er hatte schon öfter mit seinen sturen Begleitern zu kämpfen gehabt, größtenteils wohl mit Jasper, aber das bedeutete ja nicht, dass es ein Zuckerschlecken war, sich um den Rest zu kümmern.
Das Wetter war angenehm und ich genoss die Sonnenstrahlen, als wir aus dem doch etwas verhangenen Raum traten. Die Bibliothek lang in der Nähe eines kleinen Dorfes, allerdings doch eine ordentliche Wegstrecke entfernt, weshalb die Gelehrten und sonstigen Mitarbeiter begonnen hatten einen eigenen kleinen Garten mit Obst und Gemüse, sowie einen Stall zu betreiben und so ihre eigene Küche zu führen. Wir mussten jeden Tag einige Stunden helfen, um uns aus der Küche etwas zu Essen holen zu dürfen, doch das schien für niemanden ein wirklich großes Problem zu sein. Die drei Herren hatten anfangs zwar ihre Schwierigkeiten gehabt, sich nach den paar Tagen jedoch ganz gut an die Arbeit gewöhnt. Ich lief eh den ganzen Tag durch die Gegend, da war ein wenig Arbeit nichts Ungewöhnliches, dennoch spürte ich noch immer etwas den Muskelkater. Es waren doch ganz andere Dinge, die hier zu erledigen waren als in der Bibliothek in der Hauptstadt. Wir gingen also allesamt in Richtung des Nebengebäudes, in dem die Küche beheimatet war. Die großen Flügeltüren waren geöffnet und es strömten immer mal wieder Leute hinein und hinaus, begrüßten sich flüchtig, oder blieben an einer unbewanderten Stelle stehen und unterhielten sich. Alle schienen sich recht gut zu verstehen, zumindest hier. Ich hatte bereits Beispiele erlebt, wo dies nicht unbedingt der Fall war.
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Von der Welt aus Stein und Glas
FantasyAuf der Suche nach einem verschwundenen Artefakt und dem gleichzeitigen Versuch die eigenen Welt zu retten, muss Leila in eine andere Welt eintauchen. Malina hingegen muss mit ihrer ersten Begegnung mit einem Geist zurechtkommen, dabei hatte sie do...