Kapitel 2

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,,Ganz schön hotte Boys hier", grinste Lea und sah in Richtung Tribüne.  ,Wir sollen uns dehnen, nicht die Leute anstarren!" versuchte ich in einem strengen Tonlaut zu sagen, musste jedoch auch zur Tribüne hinlinsen und konnte Lea nicht widersprechen.
,,Ist das Meditation oder dehnt ihr euch?", rief unsere Trainerin von weitem zu, worauf wir uns schuldbewusst schnell zu den anderen gesellten und die Koordinationsübungen machten. Als wir über zu den Sprungläufen gingen, musste ich schlucken. Diese Übung braucht besondere Kniestabilität, die bei mir aktuell nicht vorhanden war. ,,Egal, du ziehst das jetzt durch", dachte ich mir und lief nach Lea los. Der stechende Schmerz kam wieder zurück,  drängte ihn aber in den Hintergrund. Es wird sich lohnen - muss es.

,,Alles klar, Elisa?", Lea schaute mich stirnrunzelnd an ,,Natürlich", antwortete ich und ging zurück zur Tribüne um meine Startnummer an mein Top anzupinnen. Fast bildete ich mir ein, dass meine Nummer mich vorwurfsvoll ansehe. Als würde sie mir sagen: ,,Willst du das wirklich durchziehen?". Ich schüttelte meinen Kopf, um diesen verrückten Gedanken loszuwerden, wofür ich einen komischen Blick von unserem besten Diskuswerfer Niklas bekam. Egal - neue Nummer, neues Glück. Ein Blick auf die Uhr erinnerte mich an den bevorstehenden und hoffentlich erfolgreichn Hürdenlauf. Es war zwar nur der Vorlauf, jedoch musste ich den ersten oder zweiten Platz erreichen, um in den Finallauf zu kommen. Zusammen mit Anna, einer weiteren Hürdenläuferin macht ich mich auf zum Start.

Als ich meinen Startblock einstellte, merkte ich, wie sich langsam das Adrenalin in meinem Körper aufbaute. Das Kribbeln im Bauch, die Leere im Kopf, als müsste ich gleich um mein Lebem rennen - naja, ganz so falsch ist das gar nicht. Dieser Wettkampf entscheidet, ob ich an den Bayrischen Einzelkämpfer teilnehmen dürfte. Auf diesen Wettkampf arbeitete ich schon seit geraumer Zeit hin.

Schnell klopfte ich auf meine Oberschenkel, um meine Muskeln nochmal zu aktivieren und wartete auf das Zeichen des Richters.

,,Auf die Plätze!"

Konzentration, Elisa. Du schaffst das.

,,Fertig!"

Ignorier den Schmerz, gib alles!

Ein Schuss ertönte und ich rannte los. Erste Hürde - geschafft. Der Schmerz verschwand und alles was ich spürte, war Freude und das Adrenalin, das in meinen Adern pulsierte.

Die restlichen Hürden lief ich wie ich sie trainiert hatte. Schnell, flach und ohne Furcht, als würde ich schweben. Ich merkte, dass niemand mehr vor mir war, was mir ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Dem Finale stand nichts mehr im Wege. Von der Bühne hörte ich Leas Jubel und Anfeuerungen - bei ihr hörte sich immer so an, als würde ich bei Olympia laufen. Ich rannte auf's Ziel zu, schloss die Augen um den Moment zu genießen und überquerte die weiße Ziellinie. In dem Moment, als ich die Arme nach oben reißen wollte, prallte ich gegen eine harte Wand. Alles drehte sich und plötzlich stand die Welt auf Kopf.

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