AN.1_Fließende Schuld

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Das Auftauchen Uisces hatte ihr neuen Mut gemacht, als sie ihn gerade verloren geglaubt hatte

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Das Auftauchen Uisces hatte ihr neuen Mut gemacht, als sie ihn gerade verloren geglaubt hatte. Sie stand ihrem Onkel gegenüber, dem zweiten ehemaligen Kapitän der Triton. Er hatte an der Seite von Baelfire die Triton geführt, war einer der besten Seefahrer gewesen, die sie kannte, war der Ersatz-Vater gewesen, wenn ihr Vater alleine hinausgefahren und Uisce in Fanann An Croí geblieben war. Und er war da, lebendig, nur wenige Handbreit von ihr entfernt im Wasser schwebend.

Es waren einige der Geister angeschwommen gekommen, die der Mannschaft des Geisterrufers angehörten. Sie verteilten sich um sie herum, vereinzelte dunkle Schatten, die im Wasser zu zerfließen schienen.

Tartara schreckte im ersten Moment zurück. Würde es jemals aufhören, das Gefühl von Angst und Unwohlsein, das jedes Mal von ihr Besitz ergriff, sobald sie die Geister sah? Allerdings gaben sie ihr wieder Luft, ließen ihre Leiber anschwellen und bliesen dann denn blubbernden Sauerstoff in ihre Richtung, in die Richtung Uisces.

Da draußen gibt es kein Leben für uns. An der Oberfläche können wir nicht überleben.

Tartara erschrak leicht oder vielmehr war sie überrascht. Sie sah die Bilder und formte aus diesen den Gedanken, der soeben summend an sie übertragen wurde, ehe sie die Person ausmachen konnte, von der sie kamen. Eine der älteren Frauen trennte sich aus der Mitte der Wellenlichter und kam dann auf Tartara zugeschwommen. Tartara konnte nicht genau sagen, wieso, aber sie erkannte sofort, dass die Bilder von ihr kamen, die sie leise summend in das Wasser wob.

»Aber–«, fing Tartara an und es war ihr nur möglich zu sprechen, weil sich um ihren Kopf eine Blase aus Luft und Sauerstoff gebildet hatte. Sie hob ihre Hand und ließ diese einmal neben sich durch das Wasser fahren, spürte dabei den kalten Urozean und den noch kälteren Geist zu ihrer Seite. Sie glaubte nicht, dass sie ihren Zweifel in Worte fassen konnte, nicht, ohne sich in Rage zu reden, nicht, ohne vor Unverständnis heftig den Kopf schütteln musste. Es war einfacher, wenn sie es ihnen zeigte.

Hatten sie es etwa nicht gesehen, ihre Augen verschlossen, als Tartara ihnen von Kip erzählt hatte? Er hatte im Urozean gelebt, aber auch auf einem Schiff, auch wenn es oft unter Wasser fuhr, und er war mit ihr an Land gewesen.

Ich verspreche euch, dass es möglich ist. Tartara gestikulierte im Wasser, während sie leise vor sich hin summte. Als dann der Geist zu ihrer Seite ihr verziehen zu haben schien, dass sie ihn zuvor wie eine lästige Fliege hatte beseitigen wollen, wiederholte sie es nocheinmal mit gesprochenen Worten, die wahrscheinlich vergebliche Lebensmüh waren und sich im Wasser verlieren würden.

Bei Kip war es möglich gewesen. Sie wusste nicht recht, wie es um Uisce stand. War er als Wellenlicht geboren? War er überhaupt ihr echter Onkel, Blutsverwandter, ein Nautilus? Dennoch - er war an Land gewesen, hatte das Leben eines Seemannes gelebt: immer ein wenig rastlos wirkend, wenn er sich zu weit von der Küste und der salzigen Luft entfernte, in seinen Geschichten immer von dem Meer wie von einer Geliebten sprechend, aber auf der Oberfläche des Meeres fahrend, nicht darunter schwimmend.

Ein Meer aus Sternen und MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt