Ich wache auf und werde von weißem Licht geblendet. Benommen halte ich mir die Hände vor die Augen, richte mich aber auf.
Als ich mich umschaue erkenne ich nichts außer weiß. Ich sitze auf dem Boden, der gar kein Boden zu sein scheint. Das blendende Licht kommt von vorne und je länger man es anguckt, desto schöner wird es.
Langsam stehe ich auf und bewege mich vorsichtig auf das Licht zu, es ist, als ob es ein Magnet wäre und ich wäre Stahl, der angezogen wird.
"Nicht", flüstert auf einmal eine Stimme in meinem Kopf und ich bleibe stehen. Verwirrt sehe ich mich um, doch wie vorher ist niemand hier. Also gehe ich weiter auf das Licht zu, nachdem ich kurz den Kopf geschüttelt habe.
Wieder ertönt die Stimme in meinem Kopf. "Nicht! Geh weg!" Sie klingt leicht panisch, doch auch als ich mich dieses Mal umsehe, ist nichts außer mir hier.
"Wer ist da?", frage ich in die Stille herein und drehe mich immer wieder um mich selbst. Doch die Stimme erklingt nicht wieder. Aber sie hat mich skeptisch gemacht. Was passiert, wenn ich dieses Licht erreicht habe?
"Schau nach unten", höre ich auf einmal wieder und tue sofort was mir gesagt wird. Als erstes sehe ich nur das weiß, welches hier überall um mich herum ist und frage mich, was da sin soll, doch langsam verzieht sich das weiß wie Nebel und ich kann etwas dadurch erkennen.
Ein Mädchen, total bleich im Gesicht, liegt auf einem Tisch, Menschen in blauen Klamotten um sie herum. Alle haben ein Mundschutz auf. Einer der viele hat auch noch eine Brille, mit einer Lampe dran, auf der Nase und dazu gefährlich aussehende Silber glänzende Dinge in der Hand. Er macht sich an dem Kopf des Mädchens zuschaffen, während die anderen hektisch herum rennen.
Es ist, als würde ich von oben zu dem Mädchen fliegen und ich erkenne immer mehr. Ich höre auch ganz entfernt etwas piepen, ziemlich schnell ertönt das Geräusch immer wieder hinter einander.
Nach einiger Zeit, die sich wie die Ewigkeit angefühlt hat, erkenne ich das bleiche Mädchen auf dem Tisch und ich ziehe erschrocken die Luft ein. Das Mädchen bin ich.
"Bleib am Leben", höre ich wieder die Stimme in meinem Kopf und erkenne jetzt, dass das Piepen meinen baldigen Tod voraussagt.
Einer der Ärzte nimmt jetzt einen Defibrillator und beginnt damit, mich wieder zu beleben. Dann übernimmt eine der anderen und drückt immer wieder auf meine Brust. Ein lautes knacken ertönt, doch niemand interessiert es.
Wieder legt der man den Defibrillator an meinen Körper und auf einmal werde ich weggezogen. Wieder ins Schwarze.
*
Wieder wache ich auf. Doch diesmal ist die Angst davor, was ich zu sehen bekomme zu groß, als das ich die Augen aufmache.
Anders als beim letzten Mal spüre ich Schmerzen in meinem Brustkorb. Sie erschweren es mir, richtig zu atmen, was letztes Mal auch nicht so war.
Jedoch ist genau wie beim letzten Mal, alles um mich herum still. Dann schlafe ich schon wieder ein.
*
Ein weiteres Mal wache ich auf. Wie oft soll das noch so gehen?
Die Schmerzen in meinem Brustkorb scheinen stärker geworden zu sein und ich hole pfeifend Luft.
"Ich glaube... holen... nicht so gut...", höre ich wie aus einer anderen Welt. Das war vorher nicht so und auch die Stimme in meinem Kopf, als ich das erste Mal aufgewacht bin, hat sich anders angehört. Außerdem habe ich sie klar und deutlich verstanden und nicht nur so Wortfetzen.
Ich schaffe es mein rechtes Auge ein klein wenig auf zu machen und doch mache ich es sofort wieder zu, da es viel zu hell ist. Nicht so hell, wie das Licht vorhin, doch trotzdem zu hell. Ein weiteres Mal zwinge ich meine Augen auf zu gehen und halte es dann auch offen, bis es sich an das helle Licht gewöhnt hat.
Es sieht anders aus, als vorher. Ich erkenne eine Decke, die an dem Bett Ende endet und unter der ich liege. Eine Hand liegt auf meiner linken Hand. Als ich dem Arm folge, erkenne ich meinen Vater. Eine Tür wird hinter ihm von einem großen Mann geöffnet und der verschwindet aus dem Zimmer.
Mit voller Konzentration schaffe ich es, meinen Zeigefinger an meiner linken Hand zu bewegen und sofort nimmt mein Vater seine Hand von ihr, nur um dann zu beobachten, wie ich den Finger noch einmal hoch bewege. Dann wandert sein Blick zu meinem Gesicht und er erkennt, dass meine Augen leicht geöffnet sind.
"Kira, mein Schatz. Endlich bist du wach", sagt er mit weinerlicher Stimme und nimmt meine Hand wieder in seine. Die andere legt er auf meine Schulter.
Ich lächle ihn, soweit es geht, schwach an. Mein Atem geht immer noch pfeifend.
Der Mann, oder wie ich jetzt besser erkenne der Junge, tritt wieder in mein Zimmer und ihm folgend ist ein Arzt, was ich an dem weißen Kittel erkenne.
"Ah, Kira, sie sind wach. Das ist ja schön, hat ja auch ganz schön lange gedauert. Haben sie Schmerzen?", meint der Arzt und kommt zu mir ans Bett.
Ich nicke ganz leicht, was einen weiteren Schmerz durch meinen Körper fahren lässt und jetzt merke ich auch, dass ich einen Verband um den Kopf habe. Was ist passiert?
"Das ist kein Wunder. Wir werden Ihnen jetzt erstmal Schmerzmittel geben, die sollten dann die Schmerzen etwas lindern", erklärt er und ruft dann eine Krankenschwester über seinen Pieper.
Er klärt noch etwas mit meinem Vater und dem Jungen und da kommt dann auch schon die Krankenschwester mit einem Beutel in der Hand. Sie wechselt ihn gegen einen Gleichen, der aber leer ist, über meinem Kopf aus. Ich beobachte, wie die Flüssigkeit Tropfenweise aus dem Beutel über einen dünnen Schlauch bis zu meinem Arm läuft.
In diesem Moment ist es wirklich faszinierend. Tropfen für Tropfen fließt die durchsichtige Flüssigkeit zu meinem Arm und schnell merke ich, wie ich besser atmen kann.
Doch das einzige, was ich denken kann, ist: Warum liege ich im Krankenhaus?

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BROKEN INSIDE
Teen FictionDas Leben ist nicht immer einfach, auch nicht immer schwer. Und doch kommt es uns, wenn wir zurückblicken, so vor, als wäre uns viel mehr schlechtes widerfahren, als Gutes, denn das Schlechte bleibt besser in unserem Gedächtnis. Es sind die Momente...