Schatten

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Zuerst möchte ich etwas über mich erzählen, aber ohne meine wahre Identität zu verraten. Nennt mich einfach Silver, denn für Gold hat es in meinem Leben nicht gereicht. Vielleicht waren auch diese pseudo coolen Sprüche daran Schuld, wer weiß.

In meiner Schulzeit hatte ich nicht viele Freunde. Eigentlich hatte ich nur eine beste Freundin, aber die blieb mir auch viele Jahre. Sie nenne ich Emma. Seit der Grundschule hingen wir jeden Tag gemeinsam ab, vor und nach der Schule. Sie wusste alles über mich, ich alles über sie. Das erzähle ich, da ich mich noch genau an den Tag erinnern kann, an dem sie mit ihrer Mutter zum Arzt musste. Denn es war der Tag, an dem sich alles ändern sollte. Ich war alleine in meinem Zimmer, die Hausaufgaben waren erledigt und ich war überfordert alleine mit meiner freien Zeit etwas vernünftiges anzufangen.

Auf einmal hörte ich etwas, das mir in Mark und Bein überging. “Hinter dir. Ich bin hinter dir.”, flüsterte eine fremdartige Stimme, die seltsam surrte und rauschte, wie wenn ein Radiosender schlechten Empfang hatte. Sie klang so als ob sie genau hinter mir war. Ich drehte mich erschrocken um, doch da war niemand. “Umdrehen nützt nichts. Ich bin hinter dir. Immer, egal wo du auch bist. Ab heute bin ich dein Schatten.” Die Stimme klang so klar und real, aber gleichzeitig so unglaublich falsch und unecht. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Mir ging die Sache einfach nicht in den Kopf. Ich war an diesem Tag nur noch unruhig und lief auf und ab wie ein Verrückter. Für kurze Zeit war die Stimme ruhig und pausierte und ich dachte, dass es vielleicht nur ein ganz böser Traum war, doch dann hörte ich sie wieder, als ob der Schatten direkt hinter mir stünde. “Keine Sorge. Ich bleibe. Jeden Tag. Gewöhne dich dran.”

Der erste Tag mit meinem neuen Begleiter ging zu Ende. Es war furchtbar. Ich konnte keine Minute schlafen, die Stimme hielt mich wach. Meine Augenringe hatten Augenringe, so fertig war ich. Meine komplette Energie war verschwunden.

Doch ich versuchte weiterhin einen klaren Kopf zu bewahren, das war etwas was ich zum Glück ganz gut beherrschte. Ich war nicht wirklich bei der Sache im Unterricht, da ich versuchte die Stimme des Schattens zu ignorieren. Doch dann gab es etwas, das meine Aufmerksamkeit erhielt. Emma. Sie war wieder in der Schule und verhielt sich merkwürdig. Schon die Tage vor ihrem Arztbesuch wirkte sie müde und abwesend. In der Pause ging ich zu ihr und fragte wie es ihr denn ging. Sie schaute zu mir und hatte dabei mit einen seltsam wachen Blick. Sie  lächelte mich an. “Hey. Mir geht es prima. Hast du Lust später zu mir zu kommen und wir beide haben etwas Spaß?”, fragte sie und zwinkerte mich zu. Ich reagierte sofort auf ihr seltsames Verhalten und ging einige Schritte zurück. So hatte Emma noch nie gesprochen. Die Emma die früher so schüchtern war, überhaupt einen Jungen anzusprechen, machte mich, ihrem besten Freund plötzlich an? Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Ich ging ihr an diesem Tag aus dem Weg, doch immer wenn sie mich sah winkte sie mir zu und grinste mich an. Sie war wie ein anderer Mensch.

Ich ging völlig fertig und ratlos nach Hause und auf den Weg sah ich mehrere Menschen die sich seltsam benahmen. Unser Nachtbar schnitt gerade seine Hecke und ich grüßte ihn freundlich. Er schaute mich nicht mal an, brummte nur und schnitt weiter. Okay, da stimmte etwas ganz und gar nicht. Der liebste Nachbar der Welt, der mich immer grüßte, ignorierte mich komplett. “Die Schatten bekommen wohl langsam die Überhand. Du hältst ja ziemlich lange durch.” lachte der Schatten selbstsicher. Da dämmerte es mir. Die Menschen hatten alle Schatten bekommen und haben die Übernahme über sie bekommen. Ich war einer der wenigen der noch er selbst war. Noch. “Was habt ihr vor?”, fragte ich meinen Schatten. “Endlich in eurer Welt leben. Bald wird es soweit sein. Dich werde ich auch in kurzer Zeit einnehmen.” Das wollte ich einfach nicht wahrhaben. Ich beschloss die bereits übernommen, wie Emma zu beobachten. So wirklich sicher war ich mir nicht, was es mir bringen sollte, doch ich wollte es wenigstens versuchen.

Es war Abends und ich ging in der Stadt umher um die Menschen zu beobachten. Plötzlich fiel mir auf, das immer mehr Menschen in ein und die selbe Richtung gingen. Wie ferngesteuert liefen sie in den abgelegenen Teil der Stadt. Ich schlich so unauffällig wie möglich hinterher und folgte ihnen eine Weile. Die Menge lief vorneweg und nach und nach stoßen immer mehr und mehr hinzu. Bis sie auf einmal in einer kleinen Seitengasse stehen blieben. Da befand sich eine pechschwarze Wand. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie flimmerte leicht und die Menschenmenge ging einer nach dem anderen durch die Wand hindurch und verschwanden darin. Das war surreal. Doch ich sah es mit meinen eigenen, wachen Augen.

Da es sich sowieso wie ein Traum anfühlte, dachte ich nicht weiter darüber nach und ging auch durch die Wand hindurch. Dabei kribbelte mein gesamter Körper.

Als ich durchgegangen war, befand ich mich in purem Schwarz. Die Menschen die durchgegangen waren, hatten  nun wirklich die Form von Schatten. Man erkannte nur noch ihre Sillhouetten, die mit feinen Linien gezeichnet waren. Im Schwarz befanden sich weitere seltsame weiße Linien die sich zu geometrische Formen angeordnet hatten. Waren das die Häuser der Schatten? Ich war in ihrer Welt. Die Schatten bemerkten nun, dass ich bei ihnen eingedrungen war. Es war ihnen bewusst, dass weiß ich nun. Sie hatten mich zu sich geführt. Nun konnte ich ihnen nicht mehr entkommen.

Hier ist nun nicht mehr Silver. Hier ist sein ehemaliger Schatten. Er ist nun zu meinem Schatten geworden. Ich bin nun er und habe eine wichtige Botschaft, die sich an die Menschen auf der ganzen Welt richtet. An euch alle. Die Schatten werden kommen. Früher oder später, wenn ihr am wenigsten damit rechnet, dann flüstert plötzlich eine Stimme zu euch: “Ich bin hinter dir”.

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Joa, ihr wisst wie es läuft, brauch das eigentlich schon gar nicht mehr sagen. xD passt auf euch auf und love ya. <3

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