Auf der Straße vor dem Bahnhof lag Schneematsch der noch grauer war als der Himmel. Die Gehwege waren mit Passanten gefüllt, einige schnellem Schrittes unterwegs, andere bummelten vor sich hin. Die Autos auf der Straße fuhren langsamer als sonst, aber hin und wieder trat einer das Gaspedal so heftig durch, dass der herumliegende Schneematsch aufgewirbelt wurde. Dann flüchteten die Passanten in Läden Eingänge, duckten sich weg oder hielten ihre Taschen wie ein Schutzschild vor sich.
Auch das Mädchen musste in ein Ladeneingang flüchten. Der vorbeifahrende Audi hatte so eine Geschwindigkeit drauf, das sehr viel des Matschs einen Sprung Richtung Gehweg machte.
Der Ladeneingang in dass das Mädchen sich gerettete hatte, gehörte zu einem Blumenladen. Im Sommer hatte der Laden noch ganze Eimer voller Blumen vor dem Laden stehen gehabt, aber jetzt im Winter befanden sie sich im inneren. Durch die Fensterscheibe konnte man eine Kundin sehen, die interessiert einige Blumensträuße betrachtete.
Davon bekam das Mädchen allerdings nichts mit, den sie überquerte irgendwo in der Mitte die Matschverfahrene Straße und lief schnellen Schrittes in Richtung Fußgängerzone.In der Fußgängerzone war es etwas ruhiger. Einige Läden waren gerade erst dabei zu öffnen und die, die schon offen hatten, waren so gut wie menschenleer. Die meisten, die es sich leisten konnten schon um 8:30 Uhr an einem morgen im Winter shoppen zu gehen, standen vermutlich gerade erst auf. Die einzigen Menschen die sich in der Passage befanden schienen es eilig zu haben. Vermutlich waren sie auf dem Weg zur Arbeit.
Das Mädchen hatte mittlerweile schon fast das Ende der Passage erreicht und überquerte jetzt eine weitere Straße. Der Schnee auf dieser Straße war noch nicht ganz so verfahren und noch etwas hübscher anzusehen. Der Platz der sich dahinter ersteckte war weitläufig und zu seiner linken türmte ein so massives Gebäude, das man es nicht hätte übersehen können. Die Oper war aus Stein gebaut, ein wenig größer als die anderen Gebäude in der Umgebung und an der Fassade fand man immer wieder neue Verschnörkelte Steinarbeiten, die das ganze Gebäude noch freundlicher wirken ließen. Es war ein schönes Gebäude und im Sommer wenn die Stadt von Touristen überlaufen wurde, sah man sie auf dem Platz stehen und Fotos machen. Am Abend hingegen öffneten sich die Türen und Männer im Sako und Frauen in Abendkleidern strömten ins Innere.
Das Mädchen hingegen schaute nur für einen kleinen Augenblick zu dem Gebäude herüber, überschritt den Platz schnellen Schrittes und bog dann in eine kleine Seitenstraße ein. Die Gebäude hier waren zwar nicht ganz so groß wie die Oper, aber auch sie waren etwas prunkvoller. Einige hunderte Meter weiter kreuzte eine weitere Straße, in welche das Mädchen einbog. Auch hier waren die Gebäude noch gutaussehend und es dauerte nicht mehr lange bis sie vor einem anhielt, die Tür öffnete und mit gehobenem Blick eintrat.
Es war ruhig im Inneren und mit gedrosseltem Schritt stieg sie die Treppen hinauf. Die Wände, sowie die Decke waren hell gestrichen wodurch das Treppenhaus freundlich und einladen wirkte. Auch die Glastür am Treppenabsatz spielte dem Ambiente hinzu. Der Empfangstresen hinter der Glastür bestand aus Mamor, der Teppich davor war golden-schwarz. Das Gemälde, das hinter dem Tresen hang, zeigte eine weitläufige grüne Landschaft. Auch hier waren die Wände hell gestrichen.
Das Mädchen begrüßte die Frau, die am Empfangstresen saß und ging dann nach links in einen Gang. Die Farben im Gang waren ebenfalls hell gehalten und zwischen den Türen tauchten immer wieder Landschaftsbilder, eingerahmt in schwarzen Bilderrähmen, auf. Ganz hinten im Gang, die letzte Tür auf der linken Seite, wurde von dem Mädchen geöffnet. Der Büroraum der dahinter lag war klein, kleiner als erwartet. Ein Schreibtisch und ein Regal passten herein. Die Wände waren weiß gestrichen, ansonsten - langweilig. Es waren weder Bilder wie im Flur zu sehen noch wurden sie von etwas anderem geschmückt. Im Regal standen Akten. Auf der linken Seite befand sich eine Tür, sie führte vermutlich zum Nachbarzimmer. Das Fenster zeigte auf die Straße. Auch hier befanden sich weder Vorhänge noch irgendwas anders.
Das einzige das ein wenig Leben in den Raum brachte, war ein eingerahmtes Bild auf dem Schreibtisch, das zwei Mädchen zeigte. Blond und braunhaarig. Beide lächelten und trugen kurze enge Kleider. Das Bild schien in einem Nachtclub aufgenommen zu sein. Im Hintergrund erkannte man einige gut gefüllte Plätze die sich um Tische reihten. Die Mädchen hielten Gläser in der Hand, vermutlich gefüllt mit Alkohol.Das Mädchen setzte sich und seufzte. Die Akten, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten, war nicht gerade dünn. Sie griff nach der ersten Akte auf ihrem Tisch, doch dann hielt sie inne und starrte die Zwischentür vor ihr an die verschlossen war. Sie dachte an den dunkelhaarigen Mann. Wie er da im Mercedes saß und sie angelächelt hatte und sie fragte sich, warum sie ihm einen falschen Namen genannt hatte.
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Ich bin Emma
Romance"Hallo, spreche ich mit Emma?" Sie stockte. Sie kannte die Stimme. Sie kannte den Namen. Sie hatte nicht erwartet das er sie noch am selben Abend anrief, geschweige denn jemals. "Hallo?" Vor lauter Überraschung und nachdenken hatte sie vergessen i...