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Es wäre gelogen, wenn man sagen würde, das Leyla der Aufstieg von der Anbauerin zur Attraktion leicht gefallen war. Denn so war es einfach nicht. Sie hatte immer schon, auch als Krabblerin, davon geträumt, eines Tages eine Attraktion zu sein. Sie hatte sie bewundert, diese fernen, gleißenden Wesen, die ohne sich vor Überarbeitung die Haut von dem Körper zu schälen, arbeiten konnten und dafür Ruhm, Jubel und Geld ernteten. Auch wenn sie nicht oft welche gesehen hatte, denn fast nur reiche Bewohner ferner Dimensionen kamen nach Wunderland um sich an den Attraktionen zu ergötzen. Sie war selbst nie in Oala, der Haupstadt von Wunderland(Sie hieß so, weil diese Buchstaben von den meisten sprachbegabten Wesen auszusprechen waren) gewesen, aber manchmal kamen Attraktionen, die man abgesetzt hatte, in ihr Dorf um dort, wie alle anderen auch Anbauer zu werden. Leyla war immer zu ihnen gelaufen, wollte ihre prachtvollen Gewänder sehen, in denen sie auftraten, und lies sich mit glänzenden Augen von ihren jeweiligen Auftritten erzählen. Es waren natürlich niemals besonders begabte Attraktionen gewesen, sonst hätte man sie nicht abgesetzt, aber es für Leyla waren es die Helden ihrer Kindheit. Sie wollte immer so sein wie sie. Ihre Eltern hatten sie nie verstanden. Leyla war ihr einziges Kind, und sie wollten, dass sie einen sicheren Beruf ausübte, ohne in den Wirbel der Großstadt zu geraten. Doch Leyla war damit nicht einverstanden, und als sie mit 16 ihre Schulung beendet hatte, die ihr alles für ihr späteres Leben als Anbauerin beigebracht hatte, beschloss sie, sich Geld für eine Reise nach Oala zu sparen. Es dauerte ein paar Monate, dann hatte sie das Geld für ein goldenes Ticket erspart. Es galt zwar nur für einen Tag, doch damit konnte sie sich in Oala frei bewegen, solange sie nicht mit Bewohnern aus anderen Dimensionen in Kontakt trat, und nicht zu sehr auffiel. Man hatte es nicht so gerne, wenn Anbauer nach Oala kamen, denn sie warfen ein schlechtes Licht auf die sonst so erhabene Gesellschaft von Wunderland. Leyla hatte für diesen besonderen Tag ein schlichtes schwarzes Kleid angezogen, von dem sie dachte, dass sie damit nicht zu stark auffallen würde. Die schwarzen Haare hatte sie offen gelassen. Mit ihrem Ersparten in den Taschen machte sie sich auf den Weg nach Oala. Dazu benutze sie die offene Bahn, eine Art Fahrgestell auf Schienen, in der man sich hinsetzen oder stehen konnte. Sie war mit einem Stofftuch überdeckt, dass man gewachst hatte, damit der Regen nicht durchdrang und fuhr durch alle Dörfer in der Gegend. Die offene Bahn war eines der Lockmittel, mit denen man sich dazu entschlossen fühlen sollte, sich dem Steward anzuschließen. Man baute Gemüse und Obst an, gab die Hälfte davon ihm und Oala und als Gegenleistung bekam man kleine Häuser zugewiesen, man durfte die offene Bahn kostenlos benutzen und er schützte einen zumindest vor dem Verhungern und den Banditen, die in Wunderland herumzogen. Für Leylas Eltern war er immer ein Held gewesen - ein Wohltäter, der für jeden einen Platz hatte. Leyla war sich da nicht so sicher, aber sie wollte ihre Eltern nicht verärgern, also lies sie sie in dem Glauben, sie würde ihn genauso verehren wie sie ihn. Es dauerte nicht lange, dann stand die offene Bahn vor den riesigen Mauern Oalas. Leyla roch selbst aus dieser Entfernung den Süßigkeitenduft, den einzig Oala hervorbrachte und sie hörte die Stimmen. Es waren verschiedene Stimmen: sie hörte die Schreckensschreie aus den Achterbahnen, die Stimmen der Moderatoren, dass Lachen, das von überall her ertönte. Es war wunderbar. Sie war nun die einzige Fahrgästin, die noch in der Bahn saß. Dann stieg auch sie aus.

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