VII. BLUEBERRIES

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[1063 Wörter]

Koshi brachte es einfach nicht übers Herz, mit Daichi Schluss zu machen. Seit sieben Monaten wartete er auf den richtigen Moment, aber er kam einfach nicht. Es war November, mittlerweile waren sie über drei Jahre zusammen und Koshi wusste, er musste so früh wie möglich Schluss machen. Leichter gesagt als getan.

Daichi hatte ihn gefragt, ob sie spazieren gehen wollten und Koshi hatte zugestimmt. Es war etwas nach vier abends und die Sonne war dabei, unterzugehen. Daichi hatte ihn zu einem Platz gebracht, wo man den Sonnenuntergang schön sehen konnte.

,,Suga?" Koshi sah vom Sonnenuntergang zu seinem Freund, welcher ihm einen liebevollen Blick schenkte. Es schmerzte Koshi körperlich, das zu sehen.

,,Was gibt's?", fragte er dennoch mit einem Lächeln.

,,Weißt du noch, wie wir uns in der Oberschule kennengelernt hatten? Ich habe dich fast niedergelaufen, als ich meinen Klassenraum gesucht habe und dann haben wir gemeinsam gesucht. Wir haben so viele Erinnerungen erschaffen, an die ich heute noch oft denke und wertschätze. Dann haben wir uns auch noch für die gleiche Uni angemeldet und es hat mich gefreut wieder in deiner Nähe zu sein."

Koshi's Alarmglocken schienen plötzlich auf Hochtouren zu laufen, er wusste, gleich würde etwas passieren, wofür er nicht bereit war. So war es dann auch. Denn Daichi sank auf sein Knie nieder und holte eine Schatulle heraus, öffnete sie, um den Ring darin zu zeigen. ,,Ich liebe dich einfach unendlich und wollte dich daher fragen: Sugawara Koshi, willst du mein Mann sein?"

Koshi erstarrte. Jeder noch so kleinster Muskel in seinem Körper streikte, wollte sich keinen einzigen Millimeter bewegen. Nein. Das hier war falsch. Er sollte doch mit Daichi Schluss machen. Das hier war nicht richtig, Koshi liebte Daichi doch nichteinmal auf diese Weise. Allmählich begann es in Koshis Kopf noch mehr zu rattern, er nahm wahr, wie Daichi immer unsicherer wurde und bemerkte, dass er sich fragte, ob er es bereuen sollte, Koshi das gefragt zu haben.

Schließlich, ganz langsam, kam ein leises ,,Es tut mir leid" über Koshis Lippen und er drehte sich weg und ging. Er konnte gerade einfach nicht damit umgehen, es kaum verarbeiten. Seine Beine brachten ihn in Richtung nach Hause, als jemand plötzlich nach ihm rief. Die Stimme klang ihm vertraut, doch es war nicht Daichi.

,,Koshi!"

Zögernd blieb Koshi stehen, drehte sich dann langsam um und erblickte einen Mann, etwa sein Alter, mit zimtbraunen Haaren und braunen Augen. In seiner Hand eine Leine für den weißen Japan Spitz, der neben ihm lief. Er sah so verdammt vertraut aus. Als hätte Koshi den Fremden ein Leben lang gekannt; sie beste Freunde wären. Der Mann blieb vor ihm stehen, lächelte ihn unsicher an.

,,Kann ich Ihnen helfen?", fragte Koshi zögernd, der Mann schien ihn offensichtlich zu kennen, doch Koshi hatte keinerlei Erinnerung, ihn je zuvor gesehen zu haben. Enttäuschung blitzte für eine Sekunde in den Augen des Fremden auf, Koshi meinte, sich das vielleicht eingebildet zu haben.

Ja, Tooru war enttäuscht. Enttäuscht, dass Koshi sich nicht an ihn erinnerte. Aber das sollte ihn nicht davon abhalten, endlich wenigstens mit ihm befreundet zu sein. ,,Ähm- nein. Also ja. Mein Name ist Oikawa Tooru. Ich habe dich dort hinten mit deinem Freund gesehen, ist alles okay?"

Koshi blinzelte überrascht. Dieser Mann, Oikawa-san, hatte sich wirklich genug Sorgen um sein Wohlergehen gemacht, um ihm zu folgen und zu fragen ob er okay sei.

Er schien mal wieder zu viel nachgedacht zu haben, denn plötzlich fragte Tooru ihn: ,,Darf ich dich umarmen? Ist das okay?"

Der Silberhaarige nickte, kurz darauf spürte er zwei eher starke Arme um sich, wurde sanft näher an den warmen Körper seines Gegenübers gezogen. Es war wie nach Hause kommen. Koshi atmete seinen Geruch ein, seine Mundwinkel zuckten ein Stück nach oben. Blaubeeren. Tooru roch nach Blaubeeren. Seit er klein war, liebte Koshi Blaubeeren, sie waren seine Lieblingsbeeren.

Tooru strich sanft über Koshis Rücken, in dem Versuch, ihn sich wohl fühlen zu lassen. Es schien zu helfen, denn Koshis Körper entspannte sich und sank langsam gegen Tooru. Kouki wollte auch nicht außen vor gelassen werden, also schmiegte er sich von hinten an Toorus Beine. Dass Fremde es vielleicht nicht mochten, wenn er das tat, hatte Kouki bereits gelernt. Also blieb er lieber einfach bei Tooru.

Langsam löste sich Koshi von Tooru, wischte sich mit seinem Unterarm über die Augen, obwohl keine Tränen zu sehen gewesen waren. ,,Danke, das habe ich jetzt gebraucht."

,,Kein Problem, soll ich dich noch nach Hause begleiten?", fragte Tooru. Er wollte nicht, dass Koshi jetzt schon ging. Er wollte Zeit mit ihm verbringen, wissen, wie sein Leben so war und wie Koshi so war. Ob er noch genau derselbe wie damals war oder sich möglicherweise verändert hatte.

,,Du musst nicht-", begann Koshi, Tooru nicht aufhalten wollend.

,,Ich möchte aber."

Erst nach kurzem Zögern antwortete Koshi: ,,Okay, dann danke. Das wäre sehr nett."

Er lächelte und Toorus Herz schien zu explodieren. ,,Wo lang?"

Nach einem ,,da" von Koshis Seite gingen die beiden in angenehmer Stille nebeneinander zu Koshis Wohnung, Kouki an der Leine ihnen ein wenig voraus. ,,Wir sind da", meinte Koshi plötzlich, er war stehen geblieben.

,,Möchtest du noch darüber reden, was vorhin war? Wenn nicht, ist das natürlich auch okay, ich will dir nicht zu nahe treten", schlug Tooru vor.

Angesprochener schüttelte den Kopf. ,,Nein, keine Sorge. Möchtest du eine Tasse Tee?"

Tooru stimmte zu und so kam es, dass sie zu dritt die Stufen zu Koshis Wohnung nach oben liefen. Kouki schien besonders viel Spaß zu haben. Koshi musste lachen, als er das sah. ,,Na wenigstens einer, dem es Spaß macht, hier hochzulaufen. Mein bester Freund kollabiert immer halb, wenn er bei meiner Wohnung ankommt."

Der Brünett grinste ein wenig, innerlich konnte er gerade bloß an Koshi denken. Endlich konnte er ihn sehen, ihn anfassen und umarmen. Es war wie ein wahrgewordener Traum. Auf der nächsten Etage angekommen ging Koshi zu einer der Wohnungstüren hin und schloss die Tür auf.

,,Trautes Heim, Glück allein. Bitte tritt ein!", rief er, Tooru sofort seiner Bitte folgend. Er ließ die Leine für Kouki relativ kurz und trat ein, zog Schuhe und Jacke aus und sah sich kurz um. ,,Der Hund darf frei rumlaufen, solange er nicht aufs Sofa oder Fensterbrett springt oder etwas kaputt macht." Tooru nickte, ehe er Koukis Leine abmachte und zu seinen Schuhen legte, doch Kouki wich ihm kaum von der Seite, folgte ihm brav in die Küche.

Destiny, OiSuga ʰᵘᶠᶠˡᵉˢᵗᵃʳWhere stories live. Discover now