,,Antagona, der Ort, an dem deine Träume beginnen."
Ich verabscheute Träume mehr als alles andere. Gestern hatte ich den Schlimmsten von allen gehabt. Den Anstrengendsten, den Nervenaufreibendsten und den Unheimlichsten. Ich stand noch so unter Schock von diesem Traum, dass ich mich kaum aus dem Bett bewegte. Ich lag der Wand direkt gegenüber und betrachtete die weiße, leere Fläche mit trockenen Augen. Die Stille tat gut. Das Nichts tat gut. Ich brauchte sie, um das Geschehene zu verarbeiten, das Gesehene zu vergessen.
Wahrscheinlich würde ich diesen Traum niemals vergessen. Umso erleichterter war ich, dass er nun vorbei war. Die Folter hatte ihr Ende genommen. Ich wickelte mich tiefer in die warme Decke ein. Sie war dick und flauschig. Gut, um darin einzusinken.
Die Müdigkeit ergriff mich erneut und ich bekam das Verlangen, wieder in einen tiefen Schlaf zu fallen. Ich unterstand mich jedoch. Die Angst, einzuschlafen, war zu groß. Nicht, dass ich wieder in dem Traum mit dem verrückten Mann landete.
Das musste ich alles meiner Schwester erzählen. Kira würde ausflippen. Würde sie mir denn glauben? Vermutlich würde sie denken, dass ich sie aufzog und mich über sie und ihre Fantasien lustig machte. So einen Traum könnte ich mir aber niemals ausgedacht haben. Dazu hatte ich weder die Zeit, noch die Lust und erst recht nicht die Kreativität.
Ich wollte nie wieder träumen. Niemals wieder. Dieser Traum hatte sich so verblüffend echt angefühlt, so unmöglich lang und so unglaublich intensiv. Es war eine Achterbahnfahrt in die Hölle gewesen und wieder zurück. Nach dieser Nacht hatte ich das Gefühl, dass ich den Geschmack von Wahnsinn erfahren habe. Er schmeckte äußerst pikant, so scharf, dass es auf der Zunge brannte, und lag schwer im Magen. Ich würde ihn nicht empfehlen.
Erleichtert grub ich meinen Kopf tiefer ins weiche Kissen, da überraschte mich eine leichte Duftnote. Dieser Geruch kam mir bekannt vor, ich konnte ihn aber nicht zuordnen. Es war ein angenehmer Geruch. Mit einem Mal schoss ein Geistesblitz durch meinen Kopf.
Zoran!
Das war der Geruch von Zoran. So hieß der Mann, der mir ein Treffen mit dem Wahnsinn ermöglicht hatte.
Die Panik fing an, langsam in meinen Körper zu kriechen wie ein Parasit, und sich darin festzusetzen, bis es all meine Energie ausgesaugt hatte. Selbst der Geruch hatte sich in meinem Verstand festgesetzt. Halluzinierte ich? Vorsichtig und voller Furcht schob ich meine Hand vor mein Gesicht. O Gott, bitte nicht!Da war sie auch schon. Die klaffende Wunde an der Innenseite meiner Hand. Das getrocknete Blut. Der metallische Geruch. Der fast verklungene Schmerz.
In Zeitlupe drehte ich mich um und betete innerlich abertausende Male, dass das nicht wahr sein sollte. War es aber. Das blanke Chaos befand sich vor meinen Augen. Das Zimmer eines Versagers.Ich hatte gedacht, ich wäre in meinem Zimmer und würde aus einem Alptraum erwachen. Am Ende erwachte ich jedoch in dem Alptraum. Die Panik hatte nun Besitz von mir ergriffen. Mir war danach, zu schreien, alles auseinanderzureißen, mir die Haare vom Kopf zu zerren.
Nichts hatte sich geändert.Ich versuchte, mich zu erinnern. Schwer atmend richtete ich mich im Bett auf und drückte mir mit den Händen an den Kopf, als wollte ich etwas daraus ausquetschen. Erinnerungen.
,,Schlaf endlich ein. Wenn du aufwachst, wirst du zurück sein", hallten die Worte in mir wider.
,,Ich laufe noch zur Fabrik", hörte ich.Stück für Stück kam alles wieder. Ich klopfte mir mehrmals gegen den brummenden Schädel. Er hatte von einem Verbot gesprochen. Das Verbot, Menschen von dieser Welt träumen zu lassen. Gerade mich musste er aussuchen, um die Regeln zu brechen. Hätte er nicht jemand anderes wählen können?
,,Ich muss dich nur von deiner eigenen Welt träumen lassen, dann kommst du zurück."Die Euphorie in seiner Stimme erklang noch sehr präsent in meinem Gedächtnis. Er war sich so sicher gewesen. Er hatte sich so gefreut. Es hat nicht geklappt.
Ich erinnerte mich nur vage an meinen Traum, nachdem Zoran gegangen und ich eingeschlafen war. Ein stinknormaler Traum von meinem Alltag, den ich so oft gehabt hatte. Ich war trotzdem nicht zurück in meiner Welt.
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Antagona - Lügentraum
Fantasy- Wenn hintergründige Schatten auf dich lauern. Wenn Sterne in Scharen vom Himmel herabfallen. Wenn Wälder zu den Elfengesängen tanzen. Wenn Magie dir den Kopf verdreht und der Tod dir nie von den Fersen weicht. Dann bist du in Antagona, der Welt...