Der König hat mir Alltagskleidung bringen lassen, da ich immer noch in meinem Pyjama gesteckt habe. Ich habe sie angezogen und wurde bald darauf blitzschnell hinaus gescheucht. Alle hatten es eilig, mich aus dieser Welt wegzubekommen. Ich wurde nach draußen in den Vorgarten begleitet, wo eine Kutsche wartete. Zoran stand bereits dort. Auch er hatte sich umgezogen. Er sah angespannt aus und massierte sich immer wieder mit einer Hand den Nacken. Nun wurde es ernst für ihn.
Ich stellte mich zu ihm. Einige Soldaten beobachteten uns aus ein paar Metern Abstand, als befürchteten sie, Zoran würde die Flucht ergreifen. Er sah nicht so aus, als hätte er etwas dergleichen vor.,,Dein Plan von gestern Nacht ist ja gewaltig schief gelaufen", sagte ich mürrisch.
Zoran schnaubte. ,,Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Aber danke für die Erinnerung."
Zu mir brauchte er nicht so aufsässig zu sein. Es war immerhin alles seine Schuld. Dennoch verhielt er sich, als würde allein er in der Klemme stecken und nicht ich, die es deutlich schlimmer getroffen hatte. Arrogantes Schwein.,,Warum so angespannt? Keine Sorge. Wenn du es nicht schaffst, mich möglichst schnell zurückzubringen, dann wird dein Tod nicht durch den König, sondern durch meine Hände ereilen", versicherte ich ihm.
Normalerweise war ich nicht so vulgär. Vielleicht ab und zu ein bisschen. Jedoch konnte ich meinen Frust momentan kaum zurückhalten. An irgendwem musste ich es auslassen und wenn nicht an dem Schuldigen, an wem dann? Zoran warf mir einen ungläubigen Blick zu.
Süffisant schmunzelnd sah er an mir herab und wieder auf. Seine höhnischen Augen riefen mir förmlich zu, dass ich keine Gefahr für ihn darstellte. Dieses Arschloch beleidigte mich, ohne ein Wort zu sagen.Kurz bevor meine Wut aus mir heraussprudeln und Zoran überschwemmen konnte, kam eine Person herbei. Zoran verneigte sich sofort, als die Person sich näherte. Ich drehte den Kopf zu ihr und entdeckte ein Mädchen mit glänzend rotem Haar. So matt wie die roten Tulpen, die in dem Garten blühten. Das Mädchen hatte so helle Haut, als hätte noch nie ein Sonnenstrahl es gewagt, ihren Körper zu berühren. Sie kam lächelnd auf uns zu. Ihre kastanienbraunen Augen schimmerten vor Freude, als sie uns sah. Unter diesen bezaubernden Augen lagen lauter Sommersprossen.
Das musste die Prinzessin sein.
Sie sah nicht aus wie ihre Geschwister und ähnelte ihrem Vater kein bisschen. Dazu war sie viel zu anmutig, zu rein und zu lieblich wie ein schönes Sommerlied.
Ich tat es Zoran gleich und verneigte mich vorsichtshalber. Ich wollte nicht als respektlos gelten. Wer wusste schon, mein Leben könnte davon abhängen.
,,Du bist Zoran, nicht wahr?", fragte sie strahlend.
Er nickte. Omaya warf einen prüfenden Blick auf mich. Sie sah aufgeregt aus und freudig überrascht.,,Danke, dass du den Menschen hergebracht hast", sagte sie zu Zoran.
Verdutzt sahen ich und Zoran sie an. Sie war die Erste, die sich deswegen bedankte. Sie lächelte breit, als wäre ihr im Leben noch nie etwas besseres widerfahren.
,,Sonst wäre ich nie aus diesem Palast herausgekommen", flüsterte sie uns zu, ,,Endlich passiert mal etwas."
Die Prinzessin klang voller Tatendrang. Sie hielt nicht still und zappelte überschwänglich auf der Stelle, als unterdrückte sie den Drang, vor Freude aufzuspringen. Ungeduldig sah sie sich nach dem Krieger um, der uns begleiten sollte.,,Wenigstens eine, die glücklich ist", seufzte Zoran über die aufgedrehte Prinzessin.
,,Ach komm, sei nicht so schlecht gelaunt", rief sie Zoran zu, als wären sie jahrelange, dicke Freunde.
,,Was wäre das Leben ohne Gesetzesbrecher? Dann hätten wir ,,Guten" ja nichts mehr zu tun", zwinkerte sie ihm aufmunternd zu.Energiegeladen lief sie in die Kutsche hinein und setzte sich bereits. Wenn Zoran als kindisch bezeichnet wurde, dann wusste ich nicht, wie ich die Prinzessin nennen sollte. Sie wollte sich einen spaßigen Tag bereiten, als würde sie in den Vergnügungspark fahren. Meine Begleitschaft wurde immer schlimmer. Meine letzte Hoffnung legte ich allesamt auf den Krieger, der kommen sollte. Er war bestimmt eine gewissenhafte und pflichtbewusste Person, die uns sicher hin- und wieder zurückgeleiten konnte.
DU LIEST GERADE
Antagona - Lügentraum
Fantasy- Wenn hintergründige Schatten auf dich lauern. Wenn Sterne in Scharen vom Himmel herabfallen. Wenn Wälder zu den Elfengesängen tanzen. Wenn Magie dir den Kopf verdreht und der Tod dir nie von den Fersen weicht. Dann bist du in Antagona, der Welt...