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Zwei Tage später werde ich endlich entlassen und von Branco abgeholt weil meine Eltern nicht erreichbar waren. Er nimmt mich mit zum Kommissariat und in sein Büro. Dort unterhalten wir uns eine ganze Weile, bis er Feierabend hat und mich nach Hause fährt. Ich klingele und zittere schon vor Angst. Es macht keiner auf, deshalb suche ich den Ersatzschlüssel in den Blumen neben der Tür. Als ich ihn gefunden habe, schließe ich auf. Auf dem Tisch liegt ein Zettel: „Sind im Urlaub, Geld liegt am gewohnten Ort". „Machen deine Eltern sowas öfter? Einfach allein in den Urlaub fahren?", fragt Branco. „Manchmal. Aber ist nicht weiter schlimm ...", murmele ich und suche mir ein Wasser aus dem Kühlschrank. „Möchtest du auch etwas?", frage ich. „Danke, ich brauche nichts. Aber du solltest dich dringend noch schonen. Ruh dich aus, okay?", meint er. „Versprochen", murmele ich und setze mich auf die Couch. „Okay, dann sehen wir uns bald wieder. Bis dann", sagt er und lässt mich allein. Als das Auto weg ist, mache ich mich an die Arbeit und bringe das Haus auf Vordermann. Dann gehe ich duschen und anschließend schlafen. Am nächsten Tag steht Waschen und Bügeln an. Als ich gerade damit fertig bin und mich hinlege, klingelt es an der Tür. Ich öffne und stehe Branco gegenüber. Er hat seine Kollegin dabei und sieht alles andere als begeistert aus. „Was ist denn passiert? Kommt rein", sage ich und führe sie ins Wohnzimmer. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich ausruhen sollst?", fragt er. „Ja", sage ich verwirrt. „Und warum bekommen wir dann einen Anruf mit Verdacht auf Kinderarbeit?", fragt er. „Was? Das kann nicht sein. Ich habe nichts getan", stammele ich. „Kinderarbeit. Darf ich mal schauen?", fragt Branco. „Kommt rein", murmele ich und lasse sie durch.

Branco geht ins Wohnzimmer, wo die Wäsche noch liegt und das Bügelbrett aufgebaut ist. „Und was ist das hier?", fragt die Kommissarin. „Ich habe meine Wäsche gemacht weil ich sonst nichts mehr habe. Wo liegt das Problem?", frage ich. „Bei deinen Nachbarn, Liebelein. Die haben das bei uns angezeigt", seufz Branco. „Aber mir geht es gut und ich habe nichts verbotenes getan", seufze ich. „Bist du allein im Haus?", fragt Nina, seine Kollegin. „Ja, ich bin allein", murmele ich. „Dürfen wir uns mal umsehen?", fragt Branco. Ich nicke und setze mich auf die Couch. Die Beiden schauen sich ne Weile um und kommen dann wieder zu mir. „Warum lügst du mich denn an? Ich dachte, dass du mir vertraust?", sagt Branco und setzt sich zu mir. „Das tu ich doch auch", murmele ich. „Und warum lügst du mich an? Bist du wirklich allein? Wirst du gezwungen?", fragt er. „Es ist alles super. Ich bin allein und mache das freiwillig. Ich schwöre dir, dass ich das für mich selbst und allein mache", sage ich. „Und das ist die Wahrheit?", fragt Branco. Ich nicke. „Okay. Bitte achte auf dich, mach nichts blödes und pass auf dich auf", sagt er. Ich nicke und warte, bis die Tür hinter ihm zufällt. Erleichtert atme ich auf und gehe ans Fenster. Als das Auto weg ist, gehe ich duschen und lege mich anschließend ins Bett. Per SMS haben sich meine Eltern für den nächsten Tag angekündigt. Ich bringe das Haus auf Hochglanz und gehe früh schlafen. Am Morgen stelle ich frische Blumen auf den Tisch und koche etwas schönes für sie. Dann gehe ich duschen und warte auf der Couch. Am Mittag kommt Branco nochmal vorbei und unterhält sich mit mit. „Und, wie gehts dir?", fragt er. „Gut", antworte ich. „Deine Eltern kommen wieder?", erkundigt sich der Polizist. „Woher weist du das?", fragt ich erstaunt. „Alles ist noch sauberer und die Blumen ...", sagt er. „Oh. Ja, sie kommen wahrscheinlich heute zurück", murmele ich. „Warum bist du denn schon wieder hier?", frage ich ihn. „Darf ich nicht? Ich mag dich total gern und wollte dir n bisschen Gesellschaft leisten", sagt er. „Das ist lieb. Und ich mag dich auch", gestehe ich ihm. Wir unterhalten uns noch einige Minuten. „Übrigens: morgen brauchen meine Kollegen und ich dich, wir möchten etwas herausfinden", teilt er mir mit. Ich willige etwas misstrauisch ein.

Dann geht er und ich bereite mich seelisch und moralisch auf alles vor. Als meine Eltern dann endlich da sind, gibt es essen und ich packe ihre Koffer aus in der Zeit. Dann kümmere ich mich um die Wäsche und den noch anfallenden Haushalt. Am Abend gehe ich ins Bett und schlafen die ganze Nacht relativ unruhig. Am nächsten Morgen bin ich total unausgeschlafen und müde aber quäle mich trotzdem aus dem Bett. Heute muss ich zur Kontrolle beim Arzt auftauchen. Also gehe ich duschen und mache mich fertig. Dann laufe ich zum Arzt, melde mich am Empfang an und warte einige Minuten. Dann werde ich aufgerufen und untersucht. „Ist Ihre Erinnerung mittlerweile wieder da?", fragt er. Ich schüttele den Kopf. „Okay. Also körperlich scheint wieder alles okay zu sein", meint er und lässt mich gehen. Auf dem Parkplatz begegne ich Branco und seinem Kollegen Gerrit. „Ah, das trifft sich. Dich wollten wir sowieso gleich abholen", meint Gerrit. Ach Mist, da war ja was. „Gehst du kurz allein? Ich bleibe bei ihr", schlägt Branco vor und nimmt mich mit zum Auto. „Warst du bei der Nachuntersuchung?", fragt er. „Ja. Alles in Ordnung aber ich kann mich leider noch immer nicht an den Vorfall erinnern ...", murmele ich. „Nicht schlimm. Vielleicht kommt das alles ganz bald wieder, wäre eigentlich wichtig für deine Aussage und dass wir den Typen endlich finden und festnageln können weil anhand von der DNA-Untersuchung kommen mehrere Männer in Betracht. Man hat bei dir kein vollständiges DNA-Muster finden können", erklärt mir der Polizist. Ich verstehe zwar nicht viel, nicke jedoch einfach.

Einige Minuten später ist Gerrit zurück und die Beiden fahren mit mir los. Zu meinem Erstaunen halten sie am Park. „Was habt ihr vor?", frage ich. „Die Tat rekonstruieren und vielleicht kommt dann deine Erinnerung zurück", erklärt Branco. „Mir wäre es aber ganz lieb, wenn die bleiben wo sie sind. Ich weis nicht, ob ich damit klarkommen werde ...", murmele ich. „Na komm, gehen wir mal zu der Stelle. Wenn es dir zu viel wird, können wir das auch sofort abbrechen. Es wäre nur wichtig, dass du uns diesen Mann beschreiben kannst", meint Gerrit. Mit weichen Knien folge ich den Beiden durch den Park, bis zu einer Bank. Daneben ist ein Gebüsch und ich erkenne es aus meinen Erinnerungsfetzen. Richtig zuordnen kann ich es nicht. „Lass dir alle Zeit der Welt, Rena. Kein Stress, Kleine", meint Branco und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich atme tief durch und nicke.

Nobody loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt