Kapitel 4

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Woah. Ich kämpfte mich in die Schule UND hörte nicht auf die Lästerei der anderen. Doch nach der Schule wollte ich sofort in den Wald auf die Plattform. Im Wald hatte ich ja kein Netz, deswegen bekam ich die Nachrichten erst, als ich oben an der Plattform war. Diese war nämlich am Waldrand und grenzte an eine Wiese. Die Nachrichten der unbekannten waren aber nicht so toll...

Fettie, geh sterben!

DU EKLIGER FREAK

Bring dich endlich um! Wir alle wären froh darüber!

Hoffentlich ritzt du dich irgendwann so tief dass du verreckst!

Du komisches Dorfkind, das nicht mal die Kraft hat, sich zu wehren!

Ich ließ mich auf der Plattform nieder. Oh Gott, die Nachrichten, sie zerren an meinen Nerven so unendlich. Ich schnappte meinen Beutel und rannte in einen anderen Waldteil hinein. Ich rannte und rannte, an meinen Beinen verhakten sich Dornen und rissen meine Haut von den Knochen. In mein Gesicht schlugen tief hängende Äste und ich rannte immer weiter. Immer tiefer, einfach weg von all den Menschen, die ich so tiefgründig hasste und ich rannte mir den Schmerz aus dem Körper. Ruckartig blieb ich stehen. Ich war dort angelangt wo ich sein wollte. Die Felswand. Und ich stand am Rand, vor meinen Füßen ging es 7 Meter in die Tiefe. Unten, festes Gestein. Ich trat noch näher an die Kante. Noch 2 Schritte und ich bin erlöst. 2 verdammte Schritte. Da hörte ic Hein knacken im Unterholz und eine Person packte mich an meinen Schultern! "EY, was soll das?!!", schrie ich und versuchte mich loszureißen, doch der Typ war stärker als ich. "Nadine, du bringst dich um wenn du da runter springst verdammt!" Es war mein bester Freund. "Woher?..." "Woher ich weiß, dass du hier bist?! Ich habe von deinen Problemen gehört, ey verdammt, das ganze Dorf hat gesehen wie du ins Krankenhaus eingeliefert wurdest! Und ich habe dich die letzten Tage beobachtet! Du hast dir die Haut aufgeritzt und geschrien. Ich weiß wie scheiße es dir zur Zeit geht, zeig mir doch bitte einfach deine Arme!" Wiederwillig zog ich meinen Pulli hoch. Frische, aber nicht tiefe Wunden. Und nur leichte Narben waren überall zu sehen. Er strich behutsam über die Wunden." Oh, Nadine, mach das nie nie wieder!", kam es stoßweise von ihm und er ließ mich los." Du. Du bist 13 Jahre jung verdammt. Du willst dein Leben beenden, bevor du es richtig gelebt hast. Warum? Warum tust du dir das an? Warum tust du mir den Schmerz an. Willst du deiner Familie den Schmerz antun? Die Fragen, warum? Willst du das ehrlich?" Ich schwieg.

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Das alles war nun 8 Wochen her. Es sind die Sommerferien verstrichen und ich war nur Zuhause im Zimmer. Mein bester Freund hat mich jeden Tag besucht und meine Arme auf neue Spuren zu suchen. Er wusste ja nicht, dass ich nun auf meinen Oberschenkeln meinen Frust rausließ... Morgen beginnt die Schule, 7. Klasse... Oh Mann. Ich hatte gar keinen Bock auf meine Klasse. Vor allem nicht auf eine besonders nervige Mitschülerin von mir, die immer über mich lästert! Den einzigen, den ich sehen will, ist Quentin, ein echt netter Junge, in den ich unsterblich verliebt war. Aber ich hatte Hoffnungen. Er war der beliebteste Junge aus meiner Klasse und dann komme ich... Heute war Sonntag. Meine Eltern wollten einen Ausflug in ein Freibad machen. Ich wollte eigentlich gar nicht, wegen den Wunden und Narben an meinen Beinen, aber sie sagten, dass das doch gar nicht so schlimme Wunden sind. Sie sahen ja nur die, an den Armen :( ... Im Freibad angekommen, zog ich meine Badeshort und ein dunkles Oberteil an. Meine Haare band ich zu einem hohen Zopf zusammen und ging zu meiner Familie zurück. Es war so eine Überwindung, aus der Kabine zu gehen. Als ich fast bei meiner Familie war, sah ich ein paar Leute aus meiner Klasse. Ich zuckte zusammen. Die Angst, dass sie die Wunden sahen, war extrem. "Ich bin so dumm!", dachte ich und rannte in die andere Richtung. Dauerte zwar länger, aber ich hoffte dadurch, dass meine Klasse mich nicht sah. Auch war in der gruppe Quentin und schon bei dem Gedanken, schmolz mein Herz dahin. Aber, wie es so war, haben mich die Leute gesehen. Als ich ein paar Runden zum Aufwärmen schwamm und ehrlich gesagt, ich schwimme verdammt gut, gingen sie auch ins Wasser und schnitten mir den Weg: "Ey Nadine, du auch hier?", fragte mich ein Junge, der einen Kopf größer war als ich. Ich nickte stumm und konzentrierte mich wieder auf die Bahn. "Ey, warum haust du denn ab? Wir wollen doch normal reden?!", schrie er mir hinterher und zog mich an meinem Bein zurück. Ich hatte mich so erschrocken, dass er den Moment nutzte und meinen Kopf unter Wasser tauchte! Unter Wasser kamen die Geräusche so dumpf an. Und trotzdem hörte ich das Gelächter und merkte, wie mir die Luft ausging. Hektisch schlug ich um mich, in der Hoffnung, dass der Typ mich losließ. Ich hustete, und so kam Wasser in meine Atemwege. Als er mich endlich losließ und ich auftauchte, hustete ich so krass, dass ich wieder unterging, weil ich keine Kraft mehr hatte. Das letzte was ich spürte, war, dass mich jemand an meinem Oberkörper packte und dann war ich weg.

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Als ich meine Augen wieder aufschlug, lag ich eingewickelt in einem Handtuch und sah in den Himmel. "Sie ist wach!", vernahm ich eine Stimme. Es war eine ältere Frau, die mich besorgt musterte: "Geht es dir denn gut?", fragte sie mich und ich nickte immer noch komplett neben meiner Spur. "Bist du alleine hier oder sind deine Eltern da?", fragte sie mich weiter und ich nickte wieder: "Ja, meine Eltern sind hier. Ehm, haben sie mich aus dem Wasser gezogen?" Den letzten Satz sagte ich leise und sie sah mich an: "Nein nein, das war ein junger Mann in ihrem Alter. Aber der hat sie nur auf die Wiese gelegt und mit einen Freunden ist er weggegangen. Ich fürchte, dass diese Gruppe sie nicht leiden kann und er deswegen ihnen nicht helfen durfte."

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Bis heute weiß ich nicht wer mich aus dem Wasser gezogen hat. Aber derjehnige, der es war, verdanke ich alles <3

Mein Leben - Ein KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt