All the world’s a stage, and all the men and women merely players.
William Shakespeare
To hell with his ocean eyes
Es geschah... nichts. Nichts war vielleicht etwas übertrieben, denn das schmerzhafte Kribbeln in meinem Körper ließ tatsächlich nach. Ich fühlte mich freier, fast so als könnte ich die Fetzen der Müdigkeit doch zulassen, die mich in jenem Moment erreichten. Zacharias hatte nicht gelogen. Es ging mir besser. Natürlich war dieser kleine Trank kein Wundermittel, doch er erfüllte seinen Zweck für den Moment. Ich hatte mich schnell damit abgefunden, das es für mein Leiden keine Heilung gab. Diesen Moment würde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen. So etwas vergaß man eben auch einfach nicht. Zumindest hatte das Königshaus den dreizehnten und letzten Arzt zu Rate gezogen, der hätte vielleicht noch etwas tun können, doch es war Zwecklos. Keine 'Hexe' und auch kein Arzt konnte mein Leiden lindern. Zumindest bis Zach kam. Doch ich wollte mein Leben lang bestimmt nicht die Hand eines Mannes halten, der mich in seinen Träumen wahrscheinlich tötete. Davon abgesehen, wollte ich Niemandes Hand. Ich mochte Nähe nicht sonderlich, das tat ich noch nie. Nicht einmal bevor meine Gabe aus mir herausbrach, als wäre sie eine Flutwelle. Irgendwo war sie das auch. Sie hatte alles mit sich gerissen, jeden Funken Hoffnung zerstört und meine Träume? Meine Träume wurden tief unter all den Trümmern begraben.
Meine Hoffnungen hatte ich dort ebenso beerdigt. Seither 'lebte' ich so. Ich versuchte zu schlafen, aß so viel, wie ich eben herunter bekam und wurde dann entweder als glorreiche Waffe meines Vaters vorgeführt oder fristete mein einsames Dasein mit einem Haufen Büchern. Die Menschen in den Büchern waren oft so Glücklich und unbeschwert gewesen. Die Realität war eine andere. Wobei... Es gab durchaus Geschichten, die nicht von glücklichen Menschen geschrieben wurden. 'Nenne mir einen Helden, der glücklich war.', noch nie hatte ein Buch mich so zerrissen. Doch Madeline Miller hatte Recht. Helden wurden nicht zu Helden, weil sie glücklich waren. Helden waren Helden, weil sie wussten wie es sich anfühlte alles zu verlieren. Achilles hatte in diesem Roman alles verloren und mehr noch... Er hatte sich selbst verloren. Ich war kein Held, aber ich konnte das Gefühl nachempfinden.I
n dieser Nacht schlief ich gut, zumindest, wenn ich es mit den anderen Nächten verglich, die ich mühselig und ruhelos hinter mich bringen musste.
»Eure Majestät... Wenn Ihr erlaubt, ihr ausgeruhter aus.« Zacharias blaue Augen streiften meinen Blick, als er sich mir auf dem Gang näherte. Da war er wieder, der Gedanke, der mich jedes Mal beschäftigte, wenn ich ihn ansah. Ich dachte an den Ocean, an all die Weiten und Tiefen, an die Geheimnisse und die Gefahr. Am meisten allerdings, dachte ich an dessen Schönheit.
»Ja, tatsächlich hat euer Gebräu mir die Schmerzen für ein paar Stunden fast gänzlich genommen.« Meine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln. Es fühlte sich an, als hätte ich seit Jahren nicht mehr gelächelt. Vielleicht war das auch so, zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt lächelte.
»Dann bin ich beruhigt und zufrieden mit dem Gedanken, euch so wenigstens ein wenig Linderung verschafft zu haben.«
Sein Mundwinkel zuckte, das konnte ich sehen, doch ein Lächeln war das nicht annähernd. Er war noch immer so Kalt wie Eis, ließ mich nicht rein oder annähernd daran teilhaben, was in seinem Kopf geschah. Dieser Mann ähnelte einer Maschine, er funktionierte, immer.
»Was sagtet ihr, war noch mal in dem Trank?« Da war es! Ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen, ausgelöst durch eine Frage, dessen Tonfall anders meine Lippen verließ als erhofft.
»Ein Geheimnis, eure Majestät.« Er schüttelte den Kopf leicht. Kurz war ich ein wenig enttäuscht und etwas eingenommen, immerhin hatte er mir sein... Geheimnis, letzte Nacht einfach verabreicht. Das es Wirkung zeigte war eine Sache. Die andere allerdings war, das ich gerne wüsste, wie ich mir Linderung verschaffen könnte, ohne ihn jedes Mal um ein Fläschchen anbetteln zu müssen. Aber vielleicht erregte es ihn ja, wenn ich in Zukunft darum bettelte.
Ich wollte grade Luft holen und etwas unangebrachtes vom Stapel lassen, als mein Vater um die Ecke, auf unseren Gang bog.
Zacharias verneigte sich, wie ein perfekter Soldat es eben sollte. Doch zu meiner Erleichterung hatte mein Vater grade kein Interesse an ihm, allerdings steuerte er auf mich zu. Er schenkte ihm keine Beachtung als er vor dem Weißhaarigen und mir zum stehen kam.
»Du siehst ausgeruht aus, mein Sohn. Scheinbar tut dir die Nähe des Rebellen wirklich gut.« Irgendwas daran gefiel ihm ganz und gar nicht. Ich konnte es in seinen Augen sehen. Doch... Das war der Plan gewesen? Er wollte doch, das Zacharias mir so oft wie möglich jeglichen Schmerz nahm, damit ich funktionierte? Das er nicht wie befohlen bei mir lag, ließ ich mal außer Acht. Vielleicht wäre meine Nacht sonst noch erholsamer gewesen.
»Ja, Vater. Er erfüllt seinen Zweck.« Jetzt sprach ich auch noch von ihm, als wäre er ein Gegenstand. Ich hasste ihn, aber das gab mir nicht das Recht so über ihn zu sprechen. Egal was er mir getan hatte. Meine Mutter hatte mir andere Werte vermittelt und diese schien ich in der Gegenwart meines Vaters zum Teil zu vergessen. Vielleicht war es aber auch lediglich die Hoffnung, dass er Zacharias nicht nochmal weh tun würde, wenn ich einfach immer wieder erwähnen würde, wie gut er seine Arbeit machte. Auch wenn er jetzt grade nichts dergleichen tat. Als hätte er meinen Gedankengang verfolgt, näherte er sich mir und ergriff meine Hand. Sofort fühlte mein Körper sich so viel leichter an. Der Schmerz hatte sich wieder binnen eines Herzschlages verstummen lassen. Es war einfach unglaublich. Zacharias war einfach unglaublich.
Ich musste mich stoppen, bevor ich weiter ausschweifen konnte. Was war nur los mit mir? Er war ein Rebell, ein Ausgestoßener, ein Mann der mich töten würde, sobald er die Chance dazu bekam und ich begann zu schwärmen? Davon abgesehen, dass er ein Mann war und sich das für einen Prinzen nicht schickte.
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Ashes •a broken King• BoyxBoy
RomanceArvendale, ein Land voller Schatten und Leid. Der zukünftige König gesegnet mit einer dunklen Gabe. Seine einzige Hoffnung, ein Rebell und Feind der Krone. Ashton musste nun alles hinterfragen, was er glaubte zu wissen. Dabei war er gefangen in eine...