Kapitel 63 - Stört es dich?

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Unruhig wälze ich mich auf meinem Schlafsofa hin und her. Es ist wieder einer dieser Nächte, in denen ich einfach nicht zur Ruhe komme, da mich meine kreisenden Gedanken wachhalten.

Es ist fast ein Monat vergangen, seitdem David und ich getrennt sind. Seit unserem Gespräch auf dem Schulhof haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt, auf dem Flur sieht er mich nicht einmal an. Die ersten zwei Wochen habe ich noch versucht mit ihm zu reden, doch David hat mich ignoriert und ist mit eiserner Miene weitergegangen, was mich umso mehr verletzt hat.

Obwohl meine Zweifel von Tag zu Tag größer werden und ich mich allmählich mit diesem Zustand abfinde, will ich noch nicht loslassen. Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass wir all das, was wir hatten, einfach so aufgeben sollen. Dafür liebe ich David viel zu sehr.

Letzte Woche hat Jan mir gesagt, dass David getrunken hat. Ich möchte zwar nicht, dass er in alte Verhaltensmuster fällt, aber wenigstens zeigt es mir, dass auch er mich zu vermissen scheint. Jedenfalls rede ich mir das ein, denn wenn wir uns über den Weg laufen, wirkt es eher so, als würde er mich nicht kennen. Dabei kennt er mich besser als jeder andere Mensch. Noch nie zuvor habe ich mich einem Menschen so geöffnet, wie ihm.

David ist meine große Liebe und ich möchte nicht, dass es endet. Ich möchte nicht, dass wir enden. Ich spüre doch, dass uns trotz all der Strapazen der vergangenen Wochen noch immer so viel verbindet. Es ist ein Band, das niemand jemals durchtrennen kann.

Am nächsten Morgen bin ich wenig motiviert, als ich das Haus verlasse und zur Haltestelle laufe. Seitdem David und ich unsere Beziehung beendet haben, holt er mich morgens nicht mehr zur Schule ab. Nachmittags fährt er mich auch nicht mehr zu Tankstelle, weshalb Luka es übernimmt mich von der Schule abzuholen und mich nach der Arbeit nach Hause zu fahren.

Mittlerweile weiß jeder, dass zwischen David und mir aus ist. Sogar meiner Mutter, die vor Weihnachten noch aus der Entzugsklinik entlassen wird, habe ich es bereits erzählt. Erst habe ich überlegt, es ihr zu sagen, wenn sie zu Hause ist, doch irgendwie fiel es mir leichter es ihr über das Telefon zu erzählen. So habe ich schnell genug eine Ausrede gefunden, um das Telefonat zu beenden und für mich alleine zu weinen.

In der Schule angekommen, laufe ich auf dem Schulflur direkt Ben in die Arme. Er hat mich in den vergangenen Wochen immer wieder vor der Schule und in den Pausen abgefangen, aber ich habe ihm stets die kalte Schulter gezeigt, da ich unfassbar wütend auf ihn bin. Immerhin ist es hauptsächlich seine Schuld, dass David und ich nicht mehr zusammen sind.

„Du siehst aus, als hättest du nicht genug Schlaf bekommen", stellt Ben mit einem Blick in mein Gesicht fest. Und er hat nicht Unrecht, denn meinen Schlafmangel kann ich nicht nur spüren, man sieht ihn mir auch deutlich an. In letzter Zeit werden meine müden Augen von dunklen Schatten umkreist. Davon abgesehen habe ich auch noch einiges abgenommen und ich bin fürchterlich blass, denn ich habe kaum Appetit und esse dementsprechend wenig.

Statt etwas zu erwidern, seufze ich bloß genervt und möchte an Ben vorbeiziehen, doch er hält mich am Arm fest, um mich daran zu hindern. „Lass mich los, Ben", verlange ich wütend und befreie mich aus seinem lockeren Griff um meinen Oberarm.

„Du wirst mir nicht ewig aus dem Weg gehen können", sagt Ben überzeugt. Am meisten provoziert mich dabei der selbstgefällige Unterton in seiner Stimme.

„Und wie ich das kann", antworte ich in einem schnippischen Ton und laufe an ihm vorbei, wobei ich ihn grob anrempele, weshalb ihm sämtliche Unterlagen aus der Hand gleiten und sich quer auf dem Boden verstreuen. Nun bin ich es, die ein selbstgefälliges Lächeln aufsetzt, ehe ich mit meinem Biologiebuch unter dem Arm zum Kurs laufe.

Auf meinem Tisch steht eine durchsichtige Tupperdose mit schwarzem Deckel, die ich nicht zuordnen kann. „Gehört die dir?", frage ich Chiara, welche über ihren Unterlagen hängt und sich noch schnell die wichtigsten Stellen aus dem Text markiert, den wir zu heute lesen sollten.

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