Kapitel 62 - Hoffnung

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In der Mittagspause sitze ich gemeinsam mit Lena und Chiara an einem Tisch in der hintersten Ecke der Cafeteria. Die vielen neugierigen Blicke und das Getuschel meiner Mitschüler versuche ich dabei weitestgehend zu ignorieren. Leider stellt sich das als ziemlich schwierig heraus, da ich immer wieder einige Gesprächsfetzen höre, die mich zutiefst treffen.

Seufzend stochere ich in meinem Essen herum. Appetit habe ich keinen, ehrlich gesagt fühle ich mich sogar ein wenig flau im Magen. Wenn ich jetzt etwas esse, kommt es mir bestimmt wieder hoch.

David hat seit heute Morgen kein Wort mehr mit mir gesprochen. Im Unterricht hat er sich von mir weggesetzt und ist meinen Versuchen mit ihm zu reden konsequent ausgewichen.

Umso überraschter bin ich, als Jan und er sich mit ihren Tabletts zu uns an den Tisch setzen. Es erfüllt mich mit Hoffnung, doch diese erlischt jäh, denn David meidet es nach wie vor mit mir zu reden oder mich gar anzusehen. Stattdessen isst er schweigend seine Lasagne, während Jan, Chiara und Lena sich über den Vokabeltest in Englisch unterhalten, den wir in zwei Tagen schreiben.

Obwohl ich meine Lasagne nicht angerührt habe, lege ich meine Gabel schließlich nieder und schiebe mein Tablett von mir weg, da mir der Appetit nun endgültig vergangen ist und mein Magen sich schmerzhaft zusammenzieht. Am liebsten würde ich weinen, meine Augen füllen sich sogar mit Tränen, doch ich halte sie mühsam zurück.

David hält inne und ich spüre, dass er mir einen kurzen Blick zuwirft, doch als ich in seine Richtung schaue, wendet er ihn sofort von mir ab und stochert weiter in seinem Essen herum.

Mein Handy vibriert. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ziehe ich es hervor und werfe einen Blick auf mein Display. In meiner Brust baut sich wieder dieser Druck auf, als ich Bens Namen lese.

Ben: Du siehst traurig aus

Ben: Ich hoffe das ist nicht meine Schuld

Seine Nachrichten machen mich wütend. Er glaubt doch wohl nicht allen Ernstes, dass es nicht seine Schuld ist, wie es zwischen David und mir läuft, nachdem er rum erzählt, dass David mich schlagen würde.

Nora: Du hast wirklich Nerven. Was denkst du denn, wessen Schuld das sonst ist?!

Ben: Es ist nicht meine Schuld, dass er dich geschlagen hat.

Nora: Hat er nicht, es war ein Unfall!

Ben: Oh tut mir leid.. ich verbessere

Ben: Es ist nicht meine Schuld, dass er dich ungewollt verletzt hat und dafür gesorgt hat, dass du im Krankenhaus lagst.

Wütend schaue ich von meinem Handydisplay auf und werfe einen Blick in Bens Richtung. Er sitzt nur wenige Tische von uns entfernt und sieht mich herausfordernd aus seinen braunen Augen heraus an.

Nora: Lass David und mich in Ruhe.. was du abziehst ist einfach lächerlich

Ben: Komm in den Technikraum, dann klären wir das

Nora: Kannst du vergessen, mit dir rede ich nicht

Ben: Dann musst du damit leben, dass ich allen weiterhin das erzähle, was ich für die Wahrheit halte

Ein Seufzen entweicht meinen Lippen. Ich sehe zu David, der auf mich einen erschöpften und angespannten Eindruck macht. Ihn so zu sehen macht mich wahnsinnig und ich würde alles tun, um ihm diese negativen Gedanken zu nehmen, die ihn in dieser Sekunde zu plagen scheinen.

Nora: Okay, ich bin in fünf Minuten da. Wehe das ist eines deiner lächerlichen Spielchen.

Ben: Wir sehen uns im Technikraum

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