7. "Komm zu mir, mein Engel!"

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Rewi PoV:
Hier stand ich also. Schon wieder. Zwar nicht auf dem Gelände der Brücke, aber ich hatte es jede Sekunde vor. Die Gedanken in meinem Kopf trieben mich zum Wahnsinn. Sie ließen mich glauben, was für ein bedeutungsloser Mensch ich bin, was für ein Verlierer ich bin, was ich für eine liebensunfähige Person ich bin. Ich hatte schon wieder einen wichtigen Menschen vertrieben, verloren. Die Tränen flossen mein eiskaltes Gesicht herunter und tropften auf den Boden. Ich umklammerte meine Hände um das kühle Eisen des Geländers, um darauf steigen zu können. Doch auf einmal erinnerte ich mich an die wenigen Stunden zuvor. Ich hatte einen Flashback. Wie ich wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt war, wie ich meine letzten, gewollten Atemzüge mit Tränen verbrachte, wie ich einen festen Griff an meinem Handgelenk spürte, wie ich in diese wunderschönen Augen sah, wie ich die liebevollsten Lippen schmeckte, wie ich ihr Gesicht musterte...all das sah ich innerhalb ein paar Sekunden vor meinen Augen abspielen. Dieser Flashback ließ mich so schwach werden, dass ich schließlich auf dem Boden zusammensackte. Ich schlang meine Arme um meine Beine, um mich vor dem beißendem Wind zu schützen. Als ich kurz davor war Wasserfälle von meinen Augen fließen zu lassen, spürte ich eine Vibration in meiner Hosentasche. Sofort kramte ich mein Handy heraus mit der Hoffnung auf eine Antwort von Rabeea. Aber es war keine Nachricht, sondern ein Anruf. Ich nahm ab und war gespannt, wer mich anrief, denn die Nummer wurde als "Unbekannt" angezeigt. Ich hörte eine unbekannte, klare und freundliche Frauenstimme. Die folgenden Worte ließen mich erstarren und meine Augen weiteten sich. Als ich noch die Stimme weiterreden hörte, sprang ich auf und rannte so schnell ich konnte.

Rabeea PoV:
Als ich zu mir kam, saß ich auf einem hartem, kaltem Boden und alles war dunkel. Ich schaute mich um doch es war niemand da, aber ein Spiegel war nicht weit von mir entfernt. Ich stand auf, doch drohte fast wieder hinzufallen, da ich etwas sehr schweres auf meinem Rücken trug. Mit Mühe konnte ich mich schließlich auf den Weg zum Spiegel machen und war geschockt, denn das was ich im Spiegel sah konnte nicht wahr sein: Ich hatte Engelsflügel aus Stein auf meinem Rücken. Bevor ich mich weiter im Spiegel betrachten konnte, sah ich etwas helles am Himmel aufleuchten. Es war Rewi, der oben auf einer weißen, leuchtenden Wolke stand und seine Hand zu mir herunterstreckte. Doch er war viel zu weit weg. "Komm zu mir, mein Engel!" rief er mit seiner wundervollen Stimme zu mir herunter. Aber wie? Ich konnte nicht meinen Steinflügeln fliegen. Es war unmöglich. Er war unerreichbar.

Rewi PoV:
Schon seit Tagen lag sie im Koma. Der Autounfall hätte tödlich enden können, da mehrer Rippen brachen und eine fast ihr Herz durchbohrt hätte. Nachdem sie in das Krankenhaus geliefert wurde, war eine Not- OP notwendig, da sie ein paare schwerwiegenden Verletzungen hatte, die sie ein paar Minuten später schon hätte töten können. Seitdem ist ihre Lage zwar stabil, aber dafür lag sie im Koma. Die meiste Zeit verbrachte ich hier in ihrem Zimmer, wenn ich nicht kurz Zuhause bin um zu Duschen oder so. Ich hielt ihre kühle Hand und ließ meine Tränen darauf tropfen, während ich immer wieder "Komm zu mir, mein Engel." murmelte. Ich hatte kaum Schlaf und war komplett fertig. Als ich ihr schlafendes Gesicht musterte, blieb ich an ihren Lippen hängen. Es war mir egal, ob das verboten war oder nicht, ich tat es einfach. Ich drückte meine Lippen auf ihre, vorsichtig aber gefühlvoll. Ich versank im Geschmack ihrer Lippen und mir wurde bewusst, wie sehr ich mich danach sehnte. Ich wollte gerade meinen Traum auf meinen Lippen enden lassen, als ich spürte, dass Rabeea meinen Kuss erwiderte...

Ohne dich, wäre ich tot.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt