Kapitel 1 - Letzte Hilfe

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Vieles hätte er gerne von dem Mann gehört. Alles wird gut, du brauchst dir keine Gedanken machen. Vielleicht sogar, es braucht einfach nur Zeit. Doch so kam es nicht. Der Arzt konnte ihn nicht anlügen.

Seine Mutter war Krank. Krank in einer Welt, in welcher sich die Regierung einen Dreck um das niedere Volk scherte. Eine Welt, welche einem keinen Familiennamen schenkte, sondern nur einen Code zur Geburt. In der kranke Neugeborene gleich beseitigt wurden, weil sie keinen Makel erlaubten. Und sie erlaubten auch keine Überhand der Menschheit. Gäbe es durch einen äußerst seltenen Zufall den gleichen Code für zwei Personen, würde auch dieses Kind nicht lange überleben. Eine Welt in der Monster außerhalb der Mauern lebten und man Pillen schluckte, um überhaupt Leben zu können. Was jedoch am Schlimmsten für ihn war, eine Welt in der jeder seinem Alter und seinem Stand entsprechend viele Marken für Essen, Verpflegung und Arzneien bekam. Das hieß, wurde man mehr als einmal im Monat krank, lief man Gefahr es nicht loszuwerden oder gar zu sterben. Sowie nun seine Mutter. Sie war vor mehr als einer Woche erkrankt und der Arzt wusste einfach nicht weiter. Ansteckend schien es nicht zu sein, obwohl die Anzeichen einer schweren Lungenentzündung ähnelten. Chris, ihr Sohn blieb davon verschont, so oft er auch an ihrem Bett saß und sich um sie kümmerte.

Der Doktor hatte sein Möglichstes versucht, doch musste nun den gerade einmal sechzehn Jahre alten Jungen beibringen, wie Hilflos beide waren. Die Arzneimarken waren aufgebraucht, die Nahrungsmarken näherten sich Mitte des Monats ebenso dem Ende zu und obwohl man ihr eine gute Verpflegung, natürlicher und medizinischer Art zukommen ließ, verschlechterte sich ihr Zustand mit nur 46 Jahren rapide.

Als der Arzt ihn für einen Moment alleine in seinem Zimmer durchatmen ließ, brach Chris augenblicklich in Tränen aus.  Schluchzte in sein Kissen und drückte es dichter an sein Gesicht, um das Wimmern dahinter verstummen zu lassen. Damit hatte er nicht gerechnet. Hatte den Doc angerufen und geglaubt, er würde mit einer Lösung vorbeikommen. Es konnte doch nicht sein, dass man seine Mutter so leiden ließ. Ihr nicht helfen konnte bei den eigentlich so fortschrittlichen medizinischen Möglichkeiten. Ohne sie wäre er verloren, wiederholte es sich wieder und wieder in seinem Kopf, während er das Kissen fester umschlang. Fühlte wie es langsam nass von seinen Tränen wurde und erhob sich ein Wenig. Sein Vater arbeitete für die Hochburg und kümmerte sich noch nie um seine Kinder. Er hatte sogar seinen eigenen Sohn auf dem Gewissen. Matt, Chris sein älterer Bruder, welchen er mitgenommen hatte und durch ein Experiment umbrachte. Dieses Monster war sicher keine Option. 

„Chris ich sage das wirklich ungern, aber ich kann ihr nicht helfen.", hörte er den Arzt hinter sich traurig flüstern. Er stand im Türrahmen und hatte sichtlich Mitleid mit dem Jungen. 

„Hab ich schon verstanden...", durch das Kissen klangen die Worte gedämpft. Der Arzt war immer Nett und Hilfsbereit zu ihnen. Ging schon viele Male über die Gesetzte hinweg und dehnte sie für seine Patienten, doch dieses Mal war seine Stimme so Fest und sein Blick so Ernst, Chris wusste woran er war. 

„Es könnte aber Jemanden geben, der ihr vielleicht helfen kann. Einfach wäre es allerdings nicht."

Dieser plötzliche Satz riss ihn in den Sitz zurück. Sein gesamter Magen zog sich zusammen, bevor ihm Glück und Freude durch den gesamten Körper fuhren. Der Kloß in seinem Hals löste sich und mit weit offenen Augen starrte er den grauhaarigen Mann hoffnungsvoll an. Sein Körper zitterte vor Freude, während er sich hinstellte und  zögerlich auf ihn zuging. Er wollte jegliche Möglichkeit ausschöpfen. Es ging um seine Mutter

„Glaub mir, ich würde diese Person niemals erwähnen, wenn es einen anderen Weg geben würde."

„Doktor, sagen sie schon. Ich bin verzweifelt. Es ist mir egal, wer es ist. Ich brauche Hilfe."
Nach einem kleinen Seufzer nickte der alte Mann schließlich: „Arc. Code M34aA15."

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