"Bébé", flüstert er, „nous avons atterri", fügt er hinzu. Ich öffne meine Augen. „Du siehst wunderschön aus, wenn du verschlafen bist", Josh gibt mir einen Kuss auf die Wange.
Er hört sich unglaublich süß an, wenn er deutsch spricht, das liegt wahrscheinlich an seinem franzosischen Akzent. Aber das ist nur eine der unzählbaren Dinge, die ich an ihm liebe.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich ihn kennen lernte. Ich war gerade den ersten oder zweiten Tag in Paris. Es war ein verregneter Tag, weswegen ich nicht davon ausging viele Touristen am Eiffelturm zu sehen.
Ich fuhr mit der Metro, diese war natürlich überfüllt mit Menschen. Avenue du Prd. Kennedy, ich folgte den Stationen der Metro mit meinem Zeigefinger auf der Karte die ich auf meinem Schoß liegen hatte. An der nächsten Haltestelle muss ich raus, dachte ich.
Neben mir saß eine junge Frau, ich schätze, sie war ungefähr in meinem Alter. „Descendez ici tour eiffel", fragte ich sie. Mein Französisch war keineswegs gut, eher im Gegenteil. Meine Grammatik war grauenhaft, das sagte mir sogar meine Lehrerin.
„La tour eiffel?", wiederholte die Frau neben mir, sie sah mich verwirrt an. „Oui", antwortete ich. Sie nickte. Das nahm ich als ein ja. Die Metro hielt. Ich stand auf, sah die Frau noch einmal kurz an und bedankte mich bei ihr „Merci beaucoup". „De rien", sagte sie lächelnd während sie mir zu winkte.
Als ich die Metro verlassen habe, machte ich mich auf dem Weg zum Eiffelturm. Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, begann es auch schon wieder zu regnen. Ich öffnete meinen Rosa Regenschirm, den habe ich mir am Tag meiner Ankunft hier in Paris am Flughafen gekauft.
Innerhalb weniger Minuten war ich angekommen. Hier stand ich nun, in Paris, vor dem Eiffelturm.
Ich holte meine rosa Polaroid Kamera aus meinem Rucksack und machte ein Foto. Der Regen lässt diese Szenerie irgendwie etwas melancholisch aussehen. Ich warte bis das Polaroid aus der Kamera gedruckt ist und sehe es mir an. Es ist leicht verwackelt, aber das macht dieses Bild persönlich.
„Pardon...", ein junger Mann, der ungefähr in meinem Alter sein sollte tippte mir auf die Schulter, ich erschrak. „Il pleut", fügte er hinzu. Ich sah ihn an und zuckte mit den Schultern.
„Du bist nicht von hier, oder?", er sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf. Er sah mich weiter an. Ich wagte einen kurzen Blick in seine Augen. Sie sahen genauso aus wie ihre, dachte ich.
Der Regen wurde stärker und prasselte auf meinen Schirm, dies riss mich aus meinen Gedanken.
„Wie bitte?", sagte ich, diesmal sah ich ihn nicht mehr an. „Dir ist bestimmt kalt. Ich kenne ein tolles Café hier in der Nähe", sagte er, „dort gibt es den besten latte macchiato in ganz Paris!", er lächelte. Sein Lächeln war wunderschön. Ich nickte und wir gingen los.
Er nahm mir den Regenschirm aus der Hand, verwundert sah ich ihn an. „Das macht man hier so", wieder lächelte er mich an. Ich lächelte kurz zurück, aber mein Lächeln verstummte in der nächsten Sekunde. Ich sah betrübt zum Boden.
Er blieb stehen und drehte sich nach links. „Nous sommes là", sagte er während er den Regenschirm ausschüttelte und ihn vor die Tür stellte.
Ich blieb yor dem Café stehen und betrachtete das Gebäude. Aux Cerises stand auf der Markise über der Terrasse. Die Architektur des Gebäudes schien relativ altmodisch zu sein. Aber das gab dem Café einen besonderen Fler, zumindest von außen.
Die Fenster des Cafés waren aus Glas, weswegen es leicht war, in das Café hineinzusehen. Der Innenbereich war hell und lichtvoll gestaltet. Die grünen Gardinen harmonierten mit den Pflanzen, es sah wirklich schön und einladend aus.
Der junge Mann stupste mich an. „Kommst du, oder möchtest du hier Wurzeln schlagen?", fragte er lachend. Wir betraten das Café. Dafür, dass es so stark geregnet hat, ist das Café ziemlich leer. Ein älteres Paar isst Kuchen, zwei junge Frauen trinken einen Kaffee, eine Familie scheint einen Geburtstag zu feiern.
Eine Barista kam auf uns zu. Ich gehe davon aus, dass sie hier in Paris studiert. Sie brachte meine Begleitung und mich zu einem Tisch am Fenster, von dort aus konnten wir die Menschen, die am Café vorbeiliefen beobachten. Der Unbekannte schob meinen Stuhl etwas nach hinten, sodass ich mich setzen konnte. Ein richtiger Gentleman. Ich weiß noch gar nicht, wie er heißt, dachte ich.
„Je suis content de te voir, Josh", sagte die junge Frau, während sie uns die Speisekarte geben wollte, doch Josh lehnte sie ab. Josh heißt er also, der Name klingt keineswegs französisch, wunderte ich mich. „Deux Latte Macchiato s'il vous plait", sagte er grinsend. „Elle est belle", flüsterte sie ihm lächelnd zu, doch ich hörte sie problemlos. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden.
Die junge Frau verschwand hinter dem Tresen. „Also, was macht eine so gut aussehende junge Frau an einem verregneten Tag ganz alleine vor dem Eiffelturm?", er konzentrierte sich voll und ganz auf mich. „Sightseeing", entgegnete ich ihm mit einem Schulterzucken.
Ich richtete mich gerade auf und sah ihn an, „Und du lädst eine Fremde, deren Namen du nicht einmal kennst, in ein Café ein?", fragte ich ihn ironisch. Er sah mich verwundert an. So als würden wir uns bereits eine Ewigkeit kennen und als würde ich davon ausgehen, dass er nach dieser Ewigkeit meinen Namen vergessen hätte.
„Wie heißt du denn?", fragte er mich sobald sich seine Verwunderung legte. „Ashley", antwortete ich mit einem leichten Lächeln. „Das ist ein schöner Name", sagte er sanft. Wieder wurde ich rot.
Die Barista löste die kurze Stille als sie unsere Latte Macchiatos brachte. Sie lächelte uns zu und wir bedankten uns bei ihr, dann ging sie zum nächsten Tisch.
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Romancehome. Ich dachte immer, dass Zuhause ein Gebäude sei. Ein Haus mit vier Wänden, einem Dach, ein paar Fenstern und einer Tür. Als ich zehn Jahre alt war, dachte ich, dass das weiße Haus am Ende der Warburgstraße für immer mein Zuhause sein würde. Es...