Frisch geduscht verließ ich die Kabine und traf im Vorraum der Halle meine Eltern und den Uni-Coach.
„Tolle Leistung", sagte er lächelnd und schüttelte mir die Hand.
Wir unterhielten uns noch einige Minuten, dann verabschiedete er sich mit freudiger Erwartung, mich am Montag wiederzusehen. Überglücklich fiel ich meinen Eltern um den Hals.
„Ich bin einfach nur froh, dass es zu Ende ist", sagte ich und merkte, wie fertig ich war.
Nahe der Tür hatten sich bereits einige aus dem Team versammelt und ich freute mich schon darauf, gleich schön essen zu gehen.
„Oh, Dale! Herzlichen Glückwunsch!", sagte Mom plötzlich. Dale war neben mir aufgetaucht. „Ich bin so stolz auf dich!"
„Danke, Mira", sagte er. Er sah etwas verwirrt zwischen Mom und Dad hin und her, lächelte sie dann aber an. „Ich glaube, die anderen wollen los, Tillie."
„Oh, wir gehen dann auch mal. Wir sehen uns dann morgen, Liebes", sagte Mom und umarmte mich noch einmal.
Auch Dad verabschiedete sich und dann war ich mit Dale allein. Ich sah zu ihm hoch.
„Sollen wir dann?", fragte ich und merkte, wie er mich wieder aus dem Konzept brachte.
„Ja, ich wollte mich nur noch eben bei dir bedanken", sagte er. „Für deine Ansprache vorhin. Die war definitiv besser als die erste." Er grinste mich blöd an.
Ich lächelte schwach und sah zu Boden.
„Nein, wirklich, Tillie", bestärkte Dale seine Aussage und ich sah wieder zu ihm hoch. „Du hattest Recht. Bei der Regionalmeisterschaft hatte ich eine Ruhe in mir gefunden, die mir geholfen hat, meinen Fokus richtig zu setzen. Früher hab ich das eigentlich auch immer gut hinbekommen, nur in letzter Zeit war es... irgendwie schwieriger. Aber du hast mich wieder daran erinnert, wie ich sie finden kann. Darum... danke." Er schenkte mir ein warmes Lächeln, das mein Herz wieder schneller schlagen ließ und die Gefühlswelle wieder hochspülte.
„Na klar, kein Problem", murmelte ich und gestikulierte in die Richtung der anderen, „wir sollten, glaube ich..." Ich wartete gar nicht mehr ab, ob er noch etwas sagte, und setzte mich in Bewegung.
In unseren Trainingsjacken und Jogginghosen gingen wir in die nächste Pizzeria, wo wir uns mit riesigen Pizzen den Bauch vollschlugen. Als wir wieder beim Hotel ankamen, fühlten wir uns ziemlich kaputt aber auch voller Adrenalin. Coach Nick schien auf einem ganz anderen Planeten zu sein und erlaubte uns noch auszugehen.
„Aber passt mir auf die Minderjährigen auf, ich bin jetzt nicht mehr verantwortlich", rief er und lief mit erhobenen Händen die Treppe hoch.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir waren zwar nicht in Manhattan, sondern mitten auf Long Island, dennoch gab es eine Menge Bars und einige Clubs in der Gegend, in die wir im richtigen Outfit vielleicht auch reindurften.
Claire, Brianna und ich schminkten uns zusammen in ihrem Zimmer und gingen unsere Kleideroptionen durch. Ich entschied mich für das schwarze Kleid, das ich an Dales Geburtstag angehabt hatte, da es aus New York kam und für mein erstes Ausgehen in New York, auch wenn wir nur auf Long Island waren, angemessen schien. Ich hatte auch ein Paar schicke Stiefeletten mit einem kleinen Ansatz an und hatte dazu einen langen schwarzen Wollmantel mitgebracht, in dem ich mich fühlte wie eine waschechte New Yorkerin.
Auch Claire und Brianna warfen sich in Schale. Claire perfektionierte noch ihre Augenbrauen und Brianna kreierte ein paar Locken, als die Jungs an der Tür klopften. Ich öffnete diese mit Schwung und Carter kam mit einer braunen Papiertüte in den Raum, gefolgt von Kevin, Ben und Dale. Die anderen waren wohl doch schon ins Bett gegangen.
Dales Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe, als er mich sah. Vielleicht wollte ich das Kleid nicht nur aus dem Grund anziehen, weil es meine erste Partynacht in New York war, vielleicht gab es auch andere Gründe. Ich schloss die Tür hinter den Jungs und ging zu Claires Bett, auf das ich mich sinken ließ. Sowohl Dale als auch Carter starrten mich an. Dale ziemlich im Schock und Carter mit einem breiten Grinsen.
„Schick seht ihr aus", sagte er und begutachtete nun auch Claire und Brianna.
„Was hast du denn da mitgebracht?", fragte Claire und deutete auf die Tüte.
„Etwas Tequila, um die Party hier in Schwung zu bringen", rief Carter und zog die Flasche aus der Tüte.
Wir tranken alle direkt aus der Flasche, die wir reihumgaben, bevor wir unsere Jacken überzogen und nach draußen stapften. Hier lag kein Schnee mehr und für Ende Februar war es angenehm mild. Wir klapperten einige Bars ab, da scheinbar alle in dem Ort so gestimmt waren, wie Coach Nick und niemand einen Ausweis sehen wollte, bis wir einen Club gefunden hatten, in dem es ziemlich gut abging. Die Anspannung des Wettkampfes fiel von uns ab, während wir uns das Adrenalin aus dem Körper tanzten.
Als wir uns nach einer Weile wieder an den Stehtisch begaben, unter dem unsere Jacken verstaut waren, und eine Runde Kurze bestellt hatten, hob Carter sein Getränk in die Höhe.
„Auf eine tolle Saison und einen tollen Abschluss – jedenfalls für Dale und seine scheiß Goldmedaillen!", grölte er.
Jubelnd und lachend stießen wir an. Während Claire, Brianna und ich wieder auf die Tanzfläche verschwanden, blieben die Jungs am Tisch stehen. Beim Tanzen ließ ich meinen Blick immer wieder über Dale gleiten, der mich nicht auffälliger hätte anstarren können. Ich sah, wie Carter ihn in den Arm boxte und grinsend auf ihn einredete.
Mir wurde langsam ziemlich warm. Ich kapselte mich von Claire und Brianna ab, die sich gut angetrunken zur Musik bewegten, und ging zu den Toiletten. Nach dem Händewaschen kühlte ich meinen Nacken mit kaltem Wasser und trug ein wenig von meinem beerigen Lippenpflegestift auf, bevor ich den Waschraum verließ.
Ein paar Meter neben der Tür lehnte Dale. Er löste sich von der Wand, als ich ihm entgegentrat.
„Ich habe deine Jacke", sagte er und hob seine und meine Jacke in die Höhe. „Hast du Lust zu verschwinden?"
Ich überlegte gar nicht erst. Ich griff seine freie Hand und es war mir egal, wer uns zusammen sah.
Das war die Antwort, auf die er gehofft hatte. Mit schnellen Schritten gingen wir zum Ausgang und hinaus in die kalte Nachtluft, wo er mir meinen Mantel um meine Schultern legte und sich schnell seine eigene Jacke anzog, bevor er sich mir wieder zuwandte und mir in meine Ärmel half. Ich sah zu ihm auf und er sah mir in die Augen.
„Tillie, ich... ", wisperte er und dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
Ich griff an seine Wangen, zog ihn zu mir herunter und endlich lagen seine Lippen wieder auf meinen. Seine Hände krallten sich in meine Haare und er küsste mich so heftig, als ob er damit die letzten Wochen wett machen wollte. Dann löste er sich von mir und sah mich schweratmend an, bevor er meine Hand griff und wir mit schnellen Schritten in Richtung des Hotels gingen.
Zu Fuß lag das Hotel eigentlich keine zehn Minuten entfernt, da wir aber auf dem Weg immer wieder Pausen einlegten, um uns ausgiebig zu küssen, dauerte es doch ein wenig länger. Im Hotel zog ich ihn direkt in mein Zimmer und war unglaublich dankbar dafür, dass ich das Einzelzimmer bekommen hatte. Und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen.
Wir verschlangen uns beinahe, so sehr hatten wir uns vermisst. Er schmiss seine Jacke auf den Boden und schob dann meine von meinen Schultern. Während ich gerade sein Hemd aufknöpfte, löste er seinen Mund von meinem. Verwirrt sah ich zu ihm auf. Dales Lippen verzogen sich zu seinem blöden Grinsen, während seine Hände über meine Schultern fuhren und auf beiden Seiten die Träger meines Kleides quälend langsam herunter schoben.
„Hast du dir das so vorgestellt?", fragte er leise und lachte in sich hinein.
Ich schnaubte, musste aber auch grinsen und zog ihn an seinem Hemd an mich heran, bis sich unsere Münder wieder trafen. Er schob das Kleid herunter, bis es zu Boden fiel, und ich riss ihm förmlich das Hemd von den Schultern. Dann bugsierte er uns zum Bett, wo wir nach und nach auch den Rest unserer Kleidung loswurden.
Ich hatte mich so sehr nach ihm gesehnt und er sich offensichtlich auch nach mir, dass wir keine Zeit mehr verloren und endlich wieder ineinander versanken.
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Bestzeiten
Teen FictionTillie Grahams Plan für das letzte High School Jahr besteht daraus, einen Studienplatz in New York City zu ergattern und ihrer ehemaligen Leidenschaft nachzugehen - dem Schwimmen. Ihre Mutter hat aber andere Pläne: Die möchte jetzt unbedingt mit ihr...