Kapitel 4

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Ich war immer noch über meine Reaktion fassungslos. Warum hatte ich keinen Arsch in der Hose gehabt und ihm ehrlich geantwortet? Wie oft ich mir diese Frage auch stellte, es ergab keinen Sinn. Nicht einmal ansatzweise.

"Hab ich dir irgendwas getan?", fragte Chris mich. "Nein, wieso?", verdutzt und mit gerunzelter Stirn schaute ich ihn an. "Weil du etwas verkrampft wirkst. Nicht mehr so locker und entspannt wie bei unserem ersten Gespräch" "Wirklich?", verdammt, es war ihm aufgefallen. Anscheinend besaß er eine erstaunlich gute Menschenkenntnis. Gruselig. "Ja", antwortete er kurz und knapp. Einen kleinen Augenblick überlegte ich was ich ihm darauf sagen sollte, aber mir kamen nur die Worte "Es ist wirklich alles ok. Ich war nur in Gedanken" über die Lippen.

WIESO? WIESO? WIESO VERDAMMT? Innerlich tobte ich vor lauter Fragerei, während ich nach außen hin vollkommen entspannt aussah. Ihm gegenüber bekam ich nichts als Ausreden aus meinen Mund. Wie kann ein Typ mich nur so beeinflussen? Das war einfach unmöglich. Kein einziger Mann hatte dies je hinbekommen. Und ich hab schon viele attraktive Männer getroffen. Lag es daran, dass er so verdammt heiß war? Oder an seiner Art? Oder an seinem Aftershave? Mir schoßen die absurdesten Fragen in den Kopf. Na gut, dann kamen mir eben solche Gedanken, aber das würde zum Glück bald vorbei sein, denn New York war nicht mehr allzu weit weg. Von dem großen Stein, der an meinem Herzen klebte, bröckelte ein kleiner Teil ab. Das war doch schon mal ein Fortschritt.

"Na gut", er zuckte mit den Schultern, als er sich wieder von mir abwandte. "Ok, es ist nicht alles in Ordnung. Du machst mich wahnsinnig. Ich bin so verwirrt, dass ich explodieren könnte. Deine Aussage vorhin, vor all den Anderen, war unhöflich. Mag sein, dass ich vielleicht ein Tollpatsch bin, aber deswegen muss man es nicht so laut aussprechen und dann nicht auch noch mit solch einem frechen Grinsen. Was bildest du dir eigentlich ein? Denkst du, dass du dir alles erlauben kannst? Nur weil du verdammt heiß aussiehst?...", sprudelte es aus mir raus und bevor mir bewusst wurde, dass ich das alles laut ausgesprochen hatte, war es bereits zu spät gewesen. Mein Gesicht wurde knallrot, wie es der Apfel von Schneewittchen war. Ich warf meine Arme hoch, sodass meine Hände vor meinem Gesicht landeten. Ich wollte sofort weg hier. Raus aus diesem Flugzeug. Einfach ganz weit weg von ihm. Irgendwohin. Hauptsache er war nicht dort. Das einzig gute war, dass es keiner weiter mitbekommen hatte. Allerdings machte es die Situation nicht viel besser. Denn ausgerechnet er, der mich so verrückt machte, der um den es wirklich ging, hatte jedes einzelne Wort gehört. Durch meine Finger hindurch konnte ich sehen, dass er mich verdutzt anschaute. Erstaunlicherweise grinste er diesmal nicht, weder frech noch sonst irgendwie. Chris wirkte vollkommen ernst. Oh je, das war nicht gut. "Es tut mir leid, wenn es dir unangenehm war. Das wollte ich nicht", wow, aus seiner Stimme konnte ich vernehmen, dass es ihm wirklich leid tat. Dachte beziehungsweise hoffte ich, denn nicht eine Minute später grinste er mich noch breiter an, als wie vorhin. "Du findest mich heiß?" "Ähm, nein, so meinte ich das nicht....du strahlst nur eine ganz schöne Wärme aus...", meine Aussagen wurden nicht besser. Ich machte es nur noch viel schlimmer. Er nutzte dies natürlich gleich zu seinem Vorteil:"Ich bin also heiß UND strahle Wärme aus". Wie er das UND betonte machte mich nur noch wahnsinniger. Wann waren wir nur endlich angekommen? Innerlich betete ich, dass der Flieger in der nächsten, nein, JETZT, landen würde. Aber mein Gebet wurde oder wollte nicht erhört werden. "Ich sage nichts mehr", ich versuchte mich von ihm abzuwenden, nur funktionierte es nicht. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie er seine rechte Hand auf mein linkes Handgelenk legte. Himmel Herr Gott, was tat er da? Wollte er mich etwa...? Nein, niemals. Das würde er nie tun, schließlich waren wir uns erst heute morgen auf dem Flughafen begegnet. In meinem Hals bildete sich erneut ein dicker Kloß. Mein ganzer Körper fing an zu beben. Meine Ohren glühten und mir wurde heiß und kalt zugleich. In langsamen Tempo, wie in Zeitlupe kam es mir vor, zog er mich näher zu sich heran, sodass sich sein Mund auf Höhe meines linken Ohres befand. "Vielleicht wirke ich ja auch nur so heiß auf dich, weil ich dich heiß machen will?", flüsterte er und hauchte mir dabei seinen heißen Atem ins Ohr. Ich zitterte. Mir kam sofort mein Traum von vorhin in den Sinn. Mir wurde so warm, dass meine Temperatur bestimmt auf das Unendliche stieg. Mit anderen Worten über vierzig Fieber. Also reif für das Krankenhaus. Es war wohl besser ich würde zurück nachhause fliegen, da wäre ich wenigstens definitiv weit genug weg von ihm. Chris nahm seine Hand von meinem Handgelenk, lehnte sich zurück in seinen Sitz und bevor er seinen Blick wieder nach vorne wandte, grinste er verschmitzt. Auch ich drehte mich von ihm ab. Irgendwie musste ich mein Gesicht abkühlen. Eigentlich sogar meinen gesamten Körper. Eine kalte Dusche wäre im Moment optimal gewesen, aber die stand mir grad nicht zur Verfügung. Somit gab es nur eine Lösung. Ich drückte mein Gesicht so stark gegen die Fensterscheibe, dass man es sofort gesehen hätte, wenn wir bereits auf dem Boden gewesen wären. Aber das war mir egal, denn nichts konnte die Situation zwischen Chris und mir toppen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 08, 2023 ⏰

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Berühre mich (Die Geschichte einer Frau Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt