Freedom

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Der Rauch kräuselt sich in sanften Windungen vor meinen Augen, während ich auf die Zigarette in meiner linken Hand starre. Ich sitze alleine vor dem Haus, in dem ich wohne und gebe mich ungeniert meiner neu aufgeflammten Liebe zum Nikotin hin.

Früher habe ich viel geraucht. Mein Mund verzieht sich unweigerlich zu einem schiefen Grinsen als ich an diese Zeit zurückdenke. Mit 17 war das Leben gleichermaßen aufregend wie überfordernd. Wer bin ich? Was will ich mal machen? Wie soll ich das alles schaffen? Diese und viele andere Fragen gingen mir damals immer wieder und wieder durch den Kopf. Auch heute lassen mich diese Fragen manchmal nicht schlafen, aber ich habe Wege gefunden nach Antworten auf diese Fragen zu suchen. Inzwischen traue ich mich, immer öfter das zu tun, was ICH möchte, was ICH für richtig halte.

Ich asche, die Zigarette mit dem Daumen schnippsend, in das Karotten-Ingwer-Möhren-Suppenglas, das ich notdürftig zu einem Aschenbecher umfunktioniert habe, bevor ich einen neuen Zug nehme. Ich schließe kurz die Augen und genieße die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages auf meinem Gesicht. Heute, mit 36 Jahren, fühle ich mich noch immer oft wie ein Blatt im Wind. Aber mittlerweile WEIß ich mit absoluter Gewissheit, dass nach jedem Sturm auch wieder Ruhe einkehrt und ich mein Leben immer wieder neu ordnen kann und dies auch ab und an muss. Ich schaffe das aktuell ganz allein. Natürlich genieße ich vertraute Gespräche mit Freunden über dies und das, aber letztendlich entscheide ICH, was ich will und was nicht. Jetzt gerade zum Beispiel will ich einfach nur hier sitzen, in Ruhe meine Zigarette rauchen und mich in meinen Gedanken verlieren. Mich an meine Vergangenheit erinnern, die mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin: oft planlos, aber niemals handlungsunfähig. MUSS man überhaupt immer einen Plan haben? Ist es nicht auch manchmal genug, einfach immer wieder weiterzumachen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken? Wieder schaue ich dem blauen Rauch hinterher, der so leicht in die Abendluft steigt und meine Gedanken mit sich fort trägt.

Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich aktuell wieder zur Zigarette greife, um mich etwas zu entspannen. Im Gegenteil: ich genieße diesen Moment. Diesen Moment, in dem ich ganz bei mir bin, ohne mich durch mich selbst belästigt zu fühlen. Diesen Moment, in dem ich mich vollkommen in Frieden lassen kann und mir diese „Schwäche" zugestehe.

Langsam drücke ich meine Zigarette auf dem Deckel des Suppenglases aus, stecke die Schachtel und das Feuerzeug ein und platziere das Glas neben meiner Wohnungstür auf einem Vorsprung. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 25, 2021 ⏰

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