2. Ratlos..was fehlt?

26 2 0
                                    

Es machte mich verrückt. Ich war ein ziemlicher Perfektionist und auch wenn es eine kleine Sache ist, die mich beim Spielen gestört hat, konnte ich nicht darüber hinwegsehen. Es machte mich schlaflos. Wenn wir diesen Punkt nicht finden, wird es wohl bis zum Ende aufgesetzt klingen. So unecht..

2 Stunden lag ich da und wälzte mich unruhig in meinem Bett rum, während mir das heutige Spiel einfach nicht aus dem Kopf ging. Und dann war da auch noch dieser schräge Junge, der dachte, er müsste mir beibringen, wie man sich auf den Straßen zu verhalten hat. Der hatte sie doch wohl nicht mehr alle! Ich war sehr wohl vorsichtig. Der hatte mir nichts zu zeigen!

Aber zurück zum Song. Vielleicht brauchen wir einfach Erfahrung oder eine Lehre. Ich könnte mir Bücher kaufen. Vielleicht lerne ich was zum Thema Liebe. Das ist es! Dort wird immer alles genauestens beschrieben. Vielleicht kriegen wir so diesen Störfaktor aus dem Song raus. Morgen nach der Schule musste ich in die Bibliothek!

Ich hatte mich nach langem Nachdenken, endlich auf eine Sache mit meinem Kopf geeinigt und konnte nun beruhigt einschlafen.

-
„Los komm! Es ist so weit!", kam es von Denki, der lächelnd auf mich zukam und mich mit einer rufenden Handbewegung zur Bühne gehen ließ. Es war unser erstes Konzert. Eine riesige Bühne und lauter Fans, die unsere Musik liebten. Nun standen wir da. Die Lichter waren alle auf uns gerichtet. Vor uns stand eine Wiese voll Menschen, die ihre Handylichter angemacht hatten und sie hochielten. Unser erster Song. Dreimal haute ich auf die Stäbe, bevor ich auf das Schlagzeug einschlug. Plötzlich ertönte die Stimme unseres Sängers und mein Herz begann zu rasen. Ich schwitzte wie verrückt und ich spürte, wie ich lächelte. So breit, wie noch nie. Es war so verdammt schön!
-

Ich saß gerade in der Schule. Neben mir Eijiro und neben ihm Denki. Der Platz am Fenster, war manchmal echt vorteilhaft, wenn man einen Kopf voller Chaos hatte. Im Frühling, war es besonders schön, wenn man den Kirschblütenblättern auf dem Schulhof dabei zuschauen konnte, wie sie von den Bäumen fielen und durch die Luft flogen. Das beruhigte mich manchmal sehr.

Ich bekam den Vorfall von Gestern immer noch nicht aus dem Kopf. Ich hatte es den beiden noch nicht erzählt. Wahrscheinlich würden sie mich eh nur auslachen. Sie sind eben Vollidioten!

Als sie mich fragten, was ich an den Ellenbogen und Knien gemacht hatte, habe ich ihnen nicht geantwortet, sondern immer nur das Thema gewechselt. Glücklicherweise verstanden sie dadurch, dass ich nicht darüber reden möchte und sie ließen das Thema auch sein.

Ich hatte echt keine Lust, es ihnen zu erklären. Ihnen zu erklären, dass ich so sehr in Gedanken über fucking LIEBE war und deswegen gestolpert bin..über mein eigenen Fuß!! Dass der Typ mir auch noch aufhelfen wollte..Das war einfach schräg!

Und von meinem Traum letzte Nacht, wollte ich erst gar nicht sprechen. Es war wie ein kleiner Einblick in mein Ziel. Ein kleiner Einblick in das, auf was die Vollidioten und ich so lange uns hochgearbeitet hatten. Und diese Stimme..wenn ich mich doch nur erinnern könnte, wie sie klang..
Fuck, es fühlte sich so geil an!

„Bakugo!", rief Aizawa aufgebracht. „Was?!", rief ich zurück. Er hatte mich gerade aus meiner Gedankenwelt gerissen, die sich eigentlich ganz angenehm angefühlt hatte. Ich hatte gerade keine Lust auf den Unterricht und erst recht nicht auf Aizawa.

„Wiederhol die Aufgabe!", rief er verärgert. Alle schauten mich an und nun machte mich die Situation nervös. Musste der Bastard eigentlich durch die ganze Klasse rufen, dass ich gerade nicht aufgepasst habe?

Eijiro zeigte sofort mit seinem Finger auf die Aufgabe im Buch. „Lies das.", hauchte er schnell, bevor ich es auch tat. „Pass das nächste Mal besser auf! Beim nächsten Mal, lasse ich dich an die Tafel!", kam es von Aizawa, der nur noch genervt die Augen rollte und weiter über die Französische Revolution sprach. Geschichte - Ein Fach, in dem man nichts anderes konnte, als schlafen.

-

In der Bibliothek angekommen, suchte ich mir sofort Liebesbücher raus. Zum Glück war dort niemand, außer ich. Ich hatte echt keine Lust, dass jemand sieht, wie ich mir solch ein schnulziges Zeug aus den Regalen nahm. In zügigen Schritten, lief ich zur Kasse und kaufte die drei Bücher, die ich ausgewählt hatte.

Als ich Zuhause war, schmiss ich mich sofort auf mein Bett und begann zu lesen. Um 18:00 Uhr musste ich zum Proberaum und bis dahin blieben mir noch 3 Stunden zum Lesen.

Ich hatte ein ganzes Buch durchgelesen und legte es auf meinen Nachtschrank, bevor ich mein Gesicht ins Kissen drückte. „Das wird doch nie was!!", schrie ich in mein Kissen.
Auch wenn ich ungefähr wusste, wie man sich in einer Beziehung verhielt oder woran man merkt, dass man verliebt war.

Verdammt..man muss doch seine eigenen Gefühle rüberbringen. Was tat ich also hier? Ich versuchte ernsthaft die Gefühle anderer zu kopieren und sie in meine Musik gleiten zu lassen.

Wenn ich ehrlich war, fand ich das Buch ziemlich spannend und wenn ich sonst niemandem davon erzählen würde..würde ich auch die anderen 3 Bücher lesen..natürlich nur für die Musik.

Vielleicht kannn ich ja meine eigenen Gefühle gemeinsam mit dem, was ich gelernt habe zusammenschweißen und dann den Störfaktor beseitigen. Nun, ob dem nun so war, ließ sich nur durch die Praxis erfahren. Ich zog mir also schnell meine Schuhe an und rannte aus dem Haus. Ich musste unbedingt schauen, wie man den Song am besten spielt.

Dort angekommen, schloss ich die Gitarre, die man dort kostenlos zur Verfügung hatte, am Verstärker an und begann zu spielen. Ja..ich konnte auch Gitarre spielen. Aber das hatte ich wieder abgesetzt, nachdem ich mich ins Schlagzeug verliebt hatte. In Jam-sessions, war ich manchmal der Gitarrist, weil jemand anderes gerade das Schlagzeug übernahm.

Ich spielte und spielte weiter. Ich veränderte einige Töne und versuchte auch langsamer zu spielen. Irgendwann regte es mich so sehr auf, dass ich total schnell spielte und dadurch einige Saiten der Gitarre reißen ließ.

Ich legte sie also beiseite und setzte mich ans Schlagzeug. Vielleicht kann ich ja hier was ausrichten. Ich dachte an die Geschichte aus dem Buch. Wie die Frau und ihr zukünftiger, sich von Anfang an gehasst haben und wie sie dann immer mehr merkten, wie ähnlich sie sich sind. Wie sie anfingen sich zu lieben und nicht mehr genug voneinander kriegten.

Ich seufzte. Das war es nicht..es hörte sich falsch an..

Nachdenklich legte ich mich auf den Holzboden des Proberaums und starrte an die Decke. Ich war gewiss etwas früher da, um zu testen, ob das was ich aus den Buch mitgenommen hatte auch das war, was ich rüberbringen konnte..das war es aber nicht..

„Katsuki, was machst du denn hier?", fragte mich Eijiro verwundert, der gerade mit Denki rein kam und seine Gitarre aus der Tasche holte. „Es ist einfach alles so schwer..", murmelte ich.

Wie viel mussten wir nun an unserem eigentlichen Endprodukt verändern, damit es ein gefühlsechtes Lied ergab? Wir waren endlich wieder vereint und konnten spielen. Es fühlte sich auf Anhieb so perfekt an..wieso war es jetzt so schwer?..wieso konnten wir nicht einfach was anderes ausdrücken?..wir wussten alle, dass dieses Thema schwer ist..nicht nur für uns Jugendliche, sondern auch für Erwachsene und ältere..wieso mussten wir uns das komplizierteste Thema der Welt raussuchen?

Es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an. Als gäbe es einen gewissen Punkt, den wir nicht beachtet hätten. Als hätten wir eine kleine Sache vergessen oder ausgelassen. Ein kleiner Teil des Songs, der alles ausmachte..

Entweder machten wir etwas falsch, oder uns fehlte etwas..

„Wieso bist du so früh hier?", fragte da Eijiro, der sich zur Gitarre hinkniete, die ich eben verwendet und an die Wand gelehnt hatte. „Ich halte das nicht aus..ich..wir müssen voran kommen..ich kann nicht warten. Ich will endlich ankommen. Auf dieser Scheißbühne. Mit lauter Fans, die unseren Namen brüllen. Three-K sollen sie schreien.", erklärte ich, während ich immer noch auf dem Boden lag.

„Wir brauchen den neuen Song..so schnell es geht..", fügte ich etwas leiser hinzu.

Mein Traum fühlte sich einfach so fucking schön an. Ich konnte endlich erleben, wie es ist meinen Traum zu leben. Selbst, wenn es nur einzelne Bruchteile sind, an die ich mich erinnere. Dieses Gefühl, auf die Menschenmenge runterschauen zu können und stolz sagen zu können, dass das alles Menschen sind, die unsere Musik lieben..es fühlte sich so gut an..

Ich wusste, wir konnten jetzt nicht aufgegeben. Wir mussten weiter machen. Weitergehen..
Sonst kommen wie nie dort an, wo wir sein wollten..

Our Lovesong | A Todobaku StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt