1 Madison

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Kapitel 1
Seit Tagen hieß es in den Narrichten nur, dass wir jede Änderung melden sollen und die möglichen Testungen in der Schule akzeptieren sollen.
Bei mir in der zehnten Klasse war es zum Glück noch nicht zu einer Testung gekommen.
In fast jeder Klasse wurden die Kinder und Jugendlichen aus den höchsten Kategorien mitgenommen.

Was für Kategorien?

Die Regierung teilte uns so ein.
Die harmlosen Veränderungen befanden sich in den Kategorien von Null bis Vier.
Die Fünf und Sechs war Mittelmäßig und die Sieben, Acht und Neun waren die stärksten. Natürlich gab es auch die Kategorie Zehn, aber bisher war sie so extrem selten, dass niemand in diese Kategorie kam.
Wohin die Regierung die Kinder brachte und was sie mit ihnen machte wurde nicht verraten. Warum auch unnötig Panik verbreiten, wenn man die Wahrheit verschleiern und verharmlosen konnte.

Morgen war wieder Schule.
Ich hatte seither immer Angst, dass die Regierung uns einen Besuch in der Schule abstatten würde.

Was würde ich nur tun, wenn ich in eine
Kategorie über vier kommen würde?

Ich wusste es selbst nicht.
Meine Eltern redeten sich immer ein, dass es nie soweit kommen würde.
Das ich ihnen nicht weggenommen werde.
Doch mein Gefühl sagte etwas anderes.
Etwas ganz anderes.
Ich fühlte mich nicht anders, nicht besonders, also brauchte mir auch niemand das Leben zur Hölle machen.
Ich war gerade in einen Chat mit meiner Freundin versunken.
Ivy war immer für mich da und sie teilte auch meine Angst vor Veränderungen.
Ich konnte sie mir nicht dort, wo immer das dort ist, vorstellen.
Sie ist niemand, den man einfach so von ihrer Familie trennen durfte.
Sie hatte drei jüngere Geschwister, auf die sie aufpassen musste.
Ihre Mutter war sehr oft mit arbeiten beschäftigt, da sie die vier Kinder alleine ernähren musste.
Ivys Vater hatte sie alle verlassen, um mit einer jüngeren Frau abzuhauen.
So ein Arschloch.
Jedoch war ich froh, dass sie ihren Charakter nicht verloren hatte.
Sie war die fröhlichste, aufgedrehteste Personen, die ich kannte. Ein totaler Spaßvogel.
Und sie steckte jeden mit ihrer Art an.

Hey

Hey, Ivy!

Wie geht's dir so. Ich will morgen nicht in die Schule.

Mir geht es richtig übel. Mein Gefühl macht mich richtig fertig. Ich glaube morgen kommen sie, um uns zu testen.

Wieso bist du dir da so sicher?

Bin ich nicht, aber mein Bauchgefühl sagt es mir und es hatt mich noch nie im Stich gelassen.

Na super! Du machst mir ja richtig Mut. Aber hey, das wird schon. Ich glaube, dass alles gut wird.

Du warst schon immer die optimistischere von uns beiden.

Und das wird auch immer so sein.

Natürlich! Hab dich lieb.

Ich dich auch. Immer positiv denken. Bis morgen.

Bis morgen.
Ich blickte noch eine Weile an meine Decke, bis ich das Licht ausschaltete und mir die Augen schwer wurden.
Nach einer Weile schlief ich ein.

Ich wachte von klingeln meines Weckers auf. Die Sonne tauchte gerade alles in ein wunderschönes Rot, welches zu dem blau des strahlenden Himmels wurde.
Ich ging ins Bad um mich fertig zu machen. Zuerst checkte ich mein Aussehen im Spiegel. Ich hatte Angst, dass ich plötzlich eine andere Augenfarbe haben könnte oder, dass mir plötzlich flauschige Ohren gewachsen wären. Aber nichts. Zum Glück. Alles völlig normal.

Der Deutschunterricht hatte gerade begonnen. Auf unserem Lehrplan stand heute Romeo und Julia.
Was für eine Überraschung.
So schwer zu lesen fand ich bis jetzt noch kein anderes Buch.
Nach dem wir die erste Zene des ersten Aktes gelesen hatte sollte wir uns an eine Inhaltsangabe machen.
Oh man.
Schlimmer konnte es gar nicht mehr werden.

Sellon- Die AußergewöhnlichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt