Kapitel 13

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Ich liebe dich auch, Edmond."

Für mich bleibt die Zeit stehen. Alles ist still. Es gibt nichts außer meinen Herzschlag, der in meinen Ohren pulsiert. Nichts außer meinen zittrigen Atem und die Stille an meinem Handy. Ich liebe dich auch, Edmond. Ich liebe dich auch, Edmond. Ich liebe dich auch, Edmond. Egal was in den nächsten Sekunden geschehen würde, diese Worte werden ab diesem Augenblick immer in meinem Kopf schallen. Immer ein Teil von mir sein. Meine Tränen haben kein Ende genommen, nur das elendige Schluchzen. „Sag etwas, Edmond. Geht es dir gut?" Erst jetzt erkenne ich es. Erkenne die Sorge in seiner Stimme. Die Sorge um mich.
Hatte er sie vorher schon? Hatte er diese Sorge schon, wenn ich abends besoffen mit ihm an der Bar saß? Alles was ich hasste und fühlte mit Alkohol versucht hab zu ertrinken? Wenn ich den Alkohol als Ersatz für die noch stärkeren Drogen genutzt habe und er daneben saß, mir zugehört hat und mich danach nach Hause gefahren hat. Hatte er sich schon die ganze Zeit Sorgen gemacht? Hatte ich es einfach nie gesehen? Für was war ich noch alles blind.

„Edmond, bitte, sag was.", bittet er nochmal. Eine Träne fällt auf mein nacktes Knie. Mein Blick fällt auf das Foto, das mir aus der Hand gegleitet ist. Ein Bild von ihm und mir. Aber das Bild habe weder ich noch er gemacht. Es muss eine dritte Person gewesen sein. Vielleicht ein unserer Dates. Wir sitzen an der Bar. Ich kann da noch nicht betrunken gewesen sein, dafür sehe ich zu gut aus und sitze zu aufrecht. Wir sitzen da, schauen und an und ich kann noch von der Seite sein Lächeln sehen. Oder wenigstens die eine Seite seines Lächeln. Das kleine Grübchen auf seiner braunen Wange, was sich in sein Fleisch bohrt. Meine Haltung, mein Blick, mein Lächeln sagen alles darüber, wie ich fühle. Wie konnte er nicht sehen? Wie konnte es kein anderer sehen? Wie glücklich ich bin. Ein ehrliches Lächeln. Kein Grinsen. Kein Necken. Kein Lachen. Einfach ein glückliches, aus tiefsten Herzen kommendes Lächeln, das meine Augen erreicht. Selbst meine Haltung spricht Bände. Locker, aber nicht erschöpft. Aufrecht, aber nicht steif. Glücklich. Das bringt es auf den Punkt. Ich bin glücklich, wenn ich bei ihm bin.

Dann realisiere ich, wie aufgeschmissen er grade ist. Ich rufe ihn an einem anderen Tiefpunkt meines Lebens an, weinend und sage nur drei Worte. Ich liebe dich. Dabei sollte ich nicht zu ihm kommen, sondern er zu mir. Wie egoistisch. „Edmond, was hast du getan?" Ich glaube selbst seine Stimme nähert sich dem Ende. „Nichts.", antworte ich wie in Trance. Ich liebe dich auch, Edmond. Er atmet erleichtert ins Mikrofon. „Tu sowas nie wieder! Ich dachte du hättest dir Gott weiß was angetan! Querida gracias a Dios!" Er klingt wirklich erleichtert. „Ich habe mir nichts angetan.", antworte ich wieder so trocken. Dachte er wirklich, ich würde mich verletzen? Okay wo weit hergeholt ist das Ganze vielleicht nicht. Wenn man die Drogen als Verletzung sehen will, dann ist es überhaupt nicht abwegig. Mir tut es sofort leid, dass ich ihm im Unklaren gelassen habe. „Nein, mir geht es gut, Rico... Jetzt geht es mir gut... besser. Mach dir keine Sorgen um mich."

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, ab den Moment, in dem ich gesehen habe." Ich wische mir mit den Handrücken über die Wange, um die Nässe verschwinden zu lassen. „Wie meinst du das? Wir waren doch in dem Club."

„Edmond du kannst vielleicht deinem Bruder und Freunden etwas vor machen, aber ich sehe doch, dass hinter deinem Grinsen und neckischen Getue mehr steckt als ein junger, cooler Idiot. Ich habe gesehen, dass du mehr verbirgst, als du zugeben willst. Mir war nur noch nicht klar, wie weit am Ende du warst. Es hat mir jedes Mal die Atemwege zugeschnürt, wenn ich dich einen weiteren Abend saufen gesehen habe."

Die ganze Zeit über hat er an mich gedacht. Hat über mich nachgedacht und sich Sorgen gemacht. Damit schafft er es noch einmal eine neue Ladung Wasser in meine Augen zu rufen. Gab es überhaupt schonmal so einen Menschen? Der sich um mich gesorgt hat? Und das nicht, weil er mit mir verwandt ist, sondern weil er mich liebt. Mich. Ein Mensch, der nicht einfach nur redet, sondern zuhört. „Ich... ich... Rico ich habe Scheiße gebaut." Mir kommt plötzlich wieder der Grund in den Sinn, warum ich hier auf dem Boden hocke. „Ich bin mir sicher, du übertreibst, Ed." Ich schüttle den Kopf. „Nein. Nein, ich hab Scheiße gebaut. Gestern, auf der Hochzeit... ich habe den Brand verursacht. Es war meine-" Rico spricht mir aufgeregt dazwischen. „Was für ein Brand?! Bist du okay? Wurde jemand verletzt?" Stimmt, er weiß ja noch gar nichts davon. Wie auch? „Ja, niemand wurde verletzt, nur Sachschäden in... ich schätze mal Millionenhöhe." Über den geldlichen Aspekt habe ich mir noch gar nicht so einen Kopf gemacht, dafür hatte ich bis jetzt ja auch nur wenig Zeit. „Dios mío", flucht er nur leise. „Rico, ich habe die Hochzeit meines Vaters in Brand gesetzt. Und das Schlimmste ist, ich habe noch vor einer halben Stunde beteuert, dass ich nichts damit zu tun hätte. Ich hab ihn angeschrien! Dabei hatte er die ganze Zeit Recht!" Panik sucht sich ihren Weg durch mein Gefühlschaos nach oben. „Er hatte Recht! Ich bin so dämlich. Verdammt, was hätte alles passieren können? Was hab ich getan? Was-"
„Edmond, Querido, beruhig dich. Bitte, beruhig dich. Atme und bleib ruhig. Sag mir, was passiert ist. Ich hör dir zu." Querdio. Was das wohl deutet? „Ich war oben und dann..."
Kurz überlege ich ihm von Chaya zu erzählen, aber ich tue es nicht. Es fühlt sich an, als hätte ich ihn betrogen. Ich bringe es nicht übers Herz. „Ich war oben eine rauchen, weil... ach es war einfach alles beschissen. Ich wollte nur weg und oben war es ruhig. Dann kam eine Cousine von mir, wir haben und kurz unterhalten, sie ist wieder gegangen und ich war so betrunken, dass ich die Zigarette nicht ausgemacht habe, sondern einfach habe auf den Boden fallen lassen. Ich war dann noch einen Moment oben nach einem Platz zum Schlafen suchen, aber plötzlich waren da Schreie und Rauch. Es war das reinste Chaos. Die Treppen waren an breche, die Dekoration und alles brennbare war in Flammen oder schon weg. Nur noch mein Dad, Robin, also Lyras Dad und James, Lyras Bruder waren da und haben Namen gerufen. Ich habe keinen Gedanken an diese verdammte Zigarette verloren. Nur daran, dass mein Bruder und Lyra gefehlt haben. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Und als man sie gefunden hat war für mich wieder alles gut. Mir kam diese Zigarette nicht mehr in den Kopf. Alles drehte sich wieder nur um... dich. Bis ich grade nach dem Streit mit meinem Vater nochmal den Abend durchgegangen bin. Ich bin an dem Desaster schuld. Ich." Er hat mich reden lasse. Und ich weiß, dass er mir zugehört hat. „Oh Edmond, bist du dir sicher, dass du geraucht hast? Sicher, dass die Zigarette an war?"

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