Wer bin Ich?

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Da stand ich Also. Gedemütigt und Alleine, mitten in der Nacht vor meiner eigenen Haustüre. Mein Dad fuhr meine Nicht-Freundin-Freundin nach Hause, nachdem er uns beinahe beim Rummachen erwischt hatte. Vorteil, ich hatte so Zeit für mich. Nachteil, Sara saß gerade allein mit meinem Vater in einem Auto.

Ich ging zurück ins Haus und wurde sofort von Troy und Shadow begrüßt. Sie ringen um meine Aufmerksamkeit und rissen mich dabei fast zu Boden. Ich kraulte sie gleichzeitig, damit sie sich etwas beruhigen konnten und danach begleiteten sie mich zum Herd, an dem ich mir den übriggelassenen Nudelauflauf warm machte. Ich hatte zwar keinen wirklichen Hunger, aber im Essen rumzustochern und eine Therapiesitzung mit den Hunden abzuhalten, beruhigte bisher immer meine Nerven.

Ich setzte mich auf den Boden, den Rücken an die Küche gelehnt und von den beiden wichtigsten Jungs in meinem Leben umgeben. Shadow legte sich zu meiner Linken, seinen Kopf auf meinen Oberschenkel platziert und Troy setzte sich zu meiner Rechten und schaute mir tief in die Augen, als wüsste er genau, was mich bedrückt. Es ist wie, als könnte er fühlen, wie es mir geht. Er hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen, gibt mir gute Ratschläge, ohne sprechen zu können, er verurteilt mich nicht und ist einfach da, wenn ich in brauche.

Ich erzählte den Beiden alles, jedes einzelne dreckige Detail und ließ dabei nichts aus. Bei manchen Szenen verdeckte Troy sein Gesicht mit seiner Pfote, nickte oder schüttelte seinen Kopf.

Umso mehr ich erzählte, umso bewusster wurde mir mein Handeln. Ich schämte mich teilweise oder bereute das ein oder andere. Sara und ich kannten uns kaum und wir fielen übereinander her, wie zwei notgeile Teenager, die letzten Endes tatsächlich waren. Das war unser erster Kuss. Dieser sollte üblicherweise etwas Besonderes sein, etwas das vielleicht sogar geplant wird. Doch bei uns entwickelte er sich zu einer Make-Out-Session und dabei war es zusätzlich mein richtiger erster Kuss. Was sagt das über eine Person aus, die sich dabei nicht zurückhalten kann.

"Was denkt sie den jetzt bitte von mir, nachdem ich so ran gegangen bin?" Ich wartete auf eine Antwort, doch Troy blinzelte mich nur an und wartete darauf, dass sich fortfahre. "Was sagt das über mich aus? Bin ich ein schlechter Mensch, ein Sünder? Und kommt man für so was angeblich nicht in die Hölle oder sowas ähnliches?" Jetzt unterbrach mich Troy, indem er schnell und kräftig sein Kopf schüttelte. "Okay, wenn ich nicht in die Hölle komme, was dann?" Troy kam mir näher und schleckte mir, wahrscheinlich mich aufzubauen, über meine Wange. Ich kicherte und versuchte mich mit der Schulter zu bedecken, obwohl es auf der einen Seite unfassbar süß war, war es dennoch, definitiv, unfassbar ekelhaft.

"Nebenbei... Sara ist eine Frau. Heißt das, ich bin... lesbisch? [Troy setzte sich zurück und hörte mir wieder konzentriert zu], bedeutet das, dass ich komplett auf Frauen stehe und Männern komplett abgeschworen habe oder dass ich auf beide Geschlechter stehe? Oder vielleicht verdreht mir auch nur Sara, mit ihren blauen Augen, ihren Sommersprossen und diesem verruchtem Lächeln den Kopf.

Was ich weiß, ist dass ich sie irgendwie mag, nur weiß ich nicht auf welche Art ich sie mag, ob nur als Person bzw. als Freundin oder als Freundin-Freundin, was mich verunsichert ist ihre Persönlichkeit. Sie flirtet mit mir, die Frage ist, ob das ihre Art ist zu kommunizieren, weil sie es teilweise auch bei anderen macht, oder ob es ernsthaftes Flirten ist, welches mir Bauchkribbeln verschaffen darf und mich zum Lächeln bringen darf, ohne dass es unangebracht ist. Das ist das Problem. Ich weiß nicht, was sie für mich empfindet. Soweit ich weiß ist sie Bi, seit neustem single und angeblich nicht sehr wählerisch in ihren Beziehungen bzw. Verhältnissen und diese Sache zwischen uns auf der Terrasse... Die, die kann ich einfach nicht einordnen." Troy wuffte leise.

"Troy, du musst verstehen, dadurch, dass wir so viel gereist waren und unterwegs gewesen sind, hatte ich mich nie damit beschäftigt, wenn und was ich gut finde. Jungs hatten mir bisher selten Avancen gemacht und Mädels schon dreimal nicht. Es ist verwirrend und überfordernd, nicht zu wissen, wer man selbst eigentlich ist. Ich dachte immer, dass ich normal bin, nichts Besonderes oder Außergewöhnliches. Ich dachte bisher, ich stehe auf Männer und das mit einer Beziehung dauert einfach noch. Es braucht Zeit, Mr. Right zu finden will oder zumindest Mr.NotComplyFuckingWrong, doch anscheinend suche ich Ms.NotComplyFuckingWrong.

CW-HIGH | Stay Away From Sara LanceWhere stories live. Discover now