Kapitel III, Unfreiwillige freunde

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Unfreiwillige freunde

Piep. Piep. Verschlafen tastete ich nach dem nervigen Gerät, dass mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Es war 15:00 Uhr, ups. Den Wecker an Wochenenden zu stellen war auch eine meiner eher seltsamen Angewohnheiten, auch wenn es selten etwas brachte. Puschii lag an meinem Fussende und hatte die Zähne in die Matratze gebohrt. Meine Wohnung roch noch immer abgestanden. Die letzten Tage hatte ich kaum geschlafen. Seit dem Ereignis bei Daija nervte sie mich nur noch mehr, denn auf der Arbeit wirkte sie bei meiner Anwesenheit jetzt nur noch nervöser, laberte mich öfters voll und erlaubte es sich beim Mittagessen neben mir zu sitzen. Egal wie oft ich sie ignorierte oder ihr sagte das sie mich nicht ansprechen sollte, sie hörte nie auf. Dieses Weib machte mich wahnsinnig. Entweder schien sie sich ernsthaft Hoffnungen zu machen, was ich nicht dachte, oder sie behielt mich nur im Auge, um sicher zu sein dass ich niemandem von der Sache die letzte Woche passiert war erzählte. Wenn sie Katz und Maus spielen wollte nur zu, aber nicht mit mir. In meiner Küche suchte ich erstmal die letzten Reste des Einbrechers. Langsam kostete ich ihn und wurde fast vor Euphorie erschlagen. So gut hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. 

Das Essen wirkte sich schon nach dem ersten bissen positiv auf meinen Körper aus. Das Gefühl von Stärke überkam mich sofort und strömte durch meine Venen. So einen Moment erlebte ich nicht alle Tage. Sofort stürmte ich ins Badezimmer und stellte mich vor den Spiegel. Meine blasse Haut bekam einen leichten Teint von Farbe, die dunklen Ringe unter meinen Augen verschwanden und meine Haare wirkten beinahe so, als würden sie Dunkelbraun strahlen. Nachdenklich starrte ich mich für einen Moment im Spiegel an. Meine grosse sportliche Statur hebte und senkte sich als ich kraftvoll und stolz auf meinen Körper aufatmete. Sanfter Regen prasselte gegen mein kleines Badezimmerfenster und der Nebel schlang sich wie eine Flut weisser Geister um die Häuser der Stadt. Noch immer starrte ich mein Spiegelbild nachdenklich an. Verweichlichte ich jetzt? Diese Frage kreiste schon die letzten Tage in meinem Kopf herum. Früher gehörte es zur meiner Tagesordnung Menschen zu töten, sie auszunutzen, ihnen den Kopf zu verdrehen und sie gegeneinander aufzuhetzen bis zum grausamen Tod. Und was tat ich jetzt? Jetzt war es schon speziell für mich, wenn ich auch nur einen Bissen Menschenfleisch ass und ein Mensch, der nicht wusste, dass ich seine liebe nie erwidern würde, hatte sich in mich verliebt. Ich war eine Schande für alle Dämonen, und das musste ich jetzt ändern. Schnell stürzte ich in mein Schlafzimmer und machte mich fertig, um mein Plan in die Tat zu setzten. Nach einem kurzen Blick in die Küche stellte ich fest, dass die Reste des Einbrechers weg waren und Puschii voll. Grinsend verliess ich die Wohnung.

Samstags waren die Strassen noch voller als sonst. Ich lebte zwar schon seit 10 Jahren hier aber war mir bis jetzt immer zu schön gewesen, um samstags die Wohnung zu verlassen, geschweige denn in die Stadt zu gehen. Der Handyhüllenverkäufer versuchte noch immer lautstark den Leuten sein Angebot schmackhaft zu machen, Kinder lachten und quengelten an ihren Eltern herum, Jugendliche hasteten von Laden zu Laden, den Blick stehts auf ihr Handy gerichtet. Die Stadt war komplett verschneit und der eisige Wind riss ungeduldig an meinem offenen Hemdkragen, der unter dem Jackett hervorlugte. Ich musste nur einen Ort finden, wo man ungestört seinen Hunger stillen konnte, oder bis zum Abend jemanden kennenlernen der Lust hatte mit mir nachhause zu kommen. Zielstrebig passierte ich durch die Menschenmenge in Richtung Marktplatz. Fast dort angekommen, schallte eine freudige Stimme hinter mir: "Hey, du bist doch der Typ, der meiner Freundin das Leben gerettet hat, oder?" Die Person konnte unmöglich mich gemeint haben? Irritiert drehte ich mich um und blickte auf einen kleinen, dünnen Mann, der ungefähr in Daija's Alter war. Er trug eine hässliche Lederjacke, die wahrscheinlich dazu da war ihn breiter wirken zu lassen, jedoch ohne Erfolg. Seine dünnen Beine steckten in lockeren Bluejeans und auf dem Kopf trug er eine graue Wollmütze, unter der wirre rote Haarsträhnen hervordrangen. "Kennen wir uns?" fragte ich grimmig und mein Blick verfinsterte sich. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, wobei sich seine Augen weiteten. Ein leicht bitterer Geruch stieg in die Luft und umhüllte ihn, während die vorbeidrängenden Leute uns ungeduldige Blicke zuwarfen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 15, 2021 ⏰

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