Das Taxi bremst mit einem harten Ruck vor der Haustür ab. Ich greife in meine Handtasche, wühle wie auch zuvor darin herum und versuche mit meinen halb tauben Händen meinen Geldbeutel greifen zu bekommen. „Komm schon, wo hast du dich versteckt." Murmele ich vor mir her. Karl lässt sich von meiner Suche nicht beirren und schaut geistesabwesend aus dem halb heruntergelassen Fenster, die Villen in der neu geteerten Straße an. Die Tablette beginnt von Sekunde zu Sekunde stärker an zu wirken, was meine Suche nicht vereinfacht. Als ich meinen Notfall Kosmetikbeutel zur Seite schiebe, sehe ich das grüne Leder meines Geldbeutels hervorblitzen. „Ah, da ist er!" Stoße ich erleichtert hervor. Ich wühle ihn aus der Tasche heraus. Das Leder fühlt sich kalt auf meiner Haut an und aus irgendeinem Grund denke ich an einen grünen Giftfrosch, der auf meiner Hand sitz und mein Geld im Maul hat. Ich muss unwillkürlich kichern und nehme dem Kleien Frosch 100 Pfund aus dem Maul und drücke sie Karl Kommentarlos in seine verschwitze Hand. Etwas verdutzt blickt er mich durch den Rückspiegel an. Meine Wahrnehmung ist mittlerweile so benebelt, dass ich seinen Blick nicht zuordnen kann, also lächle ich nett zurück und steige aus dem Taxi aus. Dabei versuche ich meine Gedanken zu ordnet und mich auf den bevorstehenden Grillabend zu konzentrieren, aber egal, wie sehr ich mich dagegen sträube, sie schweifen in alle möglichen Richtungen ab. Grade als ich mich umdrehen und zurück ins Taxi steigen will, sehe ich Charlie aus der Haustür kommen, ich nehme an, sie wollte nach mir Ausschau halten. Ich atme so tief ein, wie nur möglich und konzentriere mich darauf klar zu wirken.
„Blake AHHH, da bist du endlich, wir warten schon eine Ewigkeit auf dich!" Charlies Worte prasseln dumpf auf mich ein. Es fühlt sich an, als würde eine Glasscheibe ihre Worte abfangen und nur unklare Wortfetzen durchlassen. Meine Hände fangen an zu kribbeln und ich spüre eine einnehmende, aber herzliche Wärme meine Wangen hochsteigen. Ich atme noch einmal tief ein, bevor ich mich dazu überreden kann, zu antworten. „Es tut mir so leid, zwei Idioten sind genau vor meinem Taxi zusammen gefahren, am liebsten wär ich ausgestiegen und gelaufen, aber in den Schuhen? Niemals." gebe ich so überzeugend wie möglich von mir. Ich fühle mich wie auf einer Theaterbühne, auf der ich das Schauspiel meines Lebens vorführe. Charlie lacht herzlich und schließt ihre Arme fest um mich. Der Geruch von Rosenblüten und Gebäck steigt in meine Nase, ich spüre ihr goldnes Pailletten Kleid kratzend auf meiner Haut und den sanften Druck ihrer Umarmung an mir. Kurz, aus einem unerklärlichen Grund ist mir nach Weinen zumute, aber ich schlucke das Gefühl schnell herunter und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. „Ich hoffe, David hat es ohne meine Erinnerung geschafft, das Fleisch rechtzeitig von Grill zu nehmen." Scherze ich. Charlie entfährt ein kurzes Grunzen und sie rammt mir sanft ihren Ellbogen in meine Rippen. „Sag das nicht zu laut, am Ende ist er wieder eingeschnappt, so wie letztes Mal." Steigt sie mit in meine Neckerei ein. Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich die Stufen hoch durch die Eingangstüre ins Haus. Charlie und David haben das Haus letztes Jahr, von Grund auf renovieren lassen. Es ist ein wunderschönes Reihenhaus, mitten in London. Die roten Backsteine sind mit einer Elfenbeinweisen Farbe überstrichen worden, sowohl Tür als auch Fensterläden sind mit einer Matt Schwarzen Farbe umhüllt und alle Griffe sind aus rau poliertem Gold. Meine Vierzimmer Wohnung mit hohen Decken und Designer Möbeln direkt am Hyde Park wirkt im Gegensatz zu Charlies Haus fast schon dezent. Über den schick eingerichtet Gang, dessen neu aufbereiteter Massivholz Boden von einem Zehntausend euro Designer-Teppich überdeckt wird, führt mich Charlie in den offenen Wohnbereich, dessen Fenster sich komplett zur Seite schieben lassen und den Blick in den Stilvoll modernisierten Garten Freigeben. Während meine Augen langsam hin und her schweifen, um die Umgebung zu analysieren, lasse ich meine Tasche auf das smaragdgrüne Sofa gleiten, das den Großteil des Wohnbereichs einnimmt und mich verführerisch einlädt, ein Schläfchen darauf zu machen. David und Hayden stehen zusammen an dem viel zu protzigen Gasgrill, der so groß ist, dass man Fleisch für 15 Personen gleichzeitig grillen könnte. Der stählerne Grill ist passend zu den anderen Metallelementen in ihrem Haus in matt poliertem Gold der Hingucker des Gartens. Er ist bestimmt eine Maßanfertigung von Davids Dad. Das Fleisch auf dem Luxusgrill brutzelt saftig vor sich hin und nimmt langsam eine braune Farbe an. Ich bin mir sicher, wenn es noch fünf Minuten länger brät, ist es zäh wie Leder. Doch David und Hayden schenken dem Fleisch nicht genug Beachtung, als dass es ihnen aufgefallen wäre, stattdessen unterhalten sie sich angeregt, lachen immer wieder und klopfen einander auf die Schultern. Vermutlich loben sie einander Richtung Himmel, da ihre Firma diese Woche einen der größten Erfolge seit der Gründung verzeichnen kann. Die beiden haben, natürlich mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern, ein Modelabel gegründet. Nach dem extrem steilen Start wurden immer mehr Promis und Marken auf die beiden aufmerksam und letzte Woche haben die beiden die Zusage für eine Kollaboration mit Prada bekommen. Ich glaube, wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich mich nicht anders verhalten. Manchmal bereue ich es, im Gegensatz zu meinen Freunden ein Studium zu machen und nicht mein eigenes Unternehmen zu gründen oder bei mein Eltern in der Firma zu arbeiten. Dennoch genieße ich die Zeit, fern vom Arbeitsstress und meinen Eltern. Wren und Fiona sitzen in dem eingelassenen Sitzbereich im hinteren Teil des Gartens. Die beiden halten zwei edle Weingläser in der Hand und nippen in Gesprächspausen an der gelb-grünen Flüssigkeit. Beide sind genau, wie Charlie auf Hochglanz poliert. Sie tragen schicke Designerkleider und hohe Schuhe mit Stiftabsätzen. Jede Haarsträhnen ist perfekt zurechtgelegt und ihr Augen-Makup funkelt in der späten Abendsonne. Es wirkt fast so, als wären die beiden nicht real. Als ich in den Garten trete, erreicht meine Nase der Duft von Blumen, gerilltem Fleisch und frischen Möbeln. Die ganze Location ist Atemberauben. Charlies Stimme lenkt mich von meinen Gedanken ab. „Leute, Blake ist endlich da!" Alle vier drehen sich zu Charlie um, Wren und Fiona springen auf und laufen zu mir, David und Hayden machen sich ebenso auf den Weg, weg vom Grill und dem jetzt bestimmt schon verbrannten Fleisch auf in meine Richtung. „Blake, du siehst fantastisch aus, hast du eine neue Gesichtscreme, oder warum strahlst du so?" klingt Fionas Stimme etwas zu schrill in meinem Ohr. „Schatz, ich habe endlich mal ausgeschlafen, solltest du auch versuchen." Entgegne ich spielerisch. Fiona verdreht leicht ihre Augen, lächelt mich dabei aber zustimmend an. Hayden und David umarmen mich beide herzlich und wenden sich dann in Richtung Grill. Vielleicht fällt ihnen endlich auf, dass das Fleisch jetzt schon ein Holzkohle-Brikett ist. Als Letztes kommt Wren auf mich zu. Sie mustert mich besorgt und schließt mich schließlich fest in die Arme. Ihre Wärme überträgt sich auf meinen Körper und ich fühle mich wie in weiche Daunendecken gehüllt. Ihre Haare kitzeln meine Nase und ich versuche mir ein Niesen zu verkneifen. Nach einigen Sekunden löst sie die Umarmung leicht und streckt ihren Mund zu meinem Ohr. „Mal wieder ausgeschlafen? Ich habe dir versprochen, den anderen nichts zu erzählen, aber du hast mir genau so versprochen, dass nach dem Sommer Schluss ist mit dem Quatsch und vor allem mit Carter!" Ihre Worte fühlen sich an, als würde ein Stein auf eine ruhige Wasseroberfläche stürzen und das ganze Wasser in Schwingung versetzen.
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Ecstasy
RandomAls Blake, die Tochter eines millionenschweren Immobilienmaklers, in ihren Semesterferien Carter kennenlernt, verändert sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen. Blake verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Mann und rutsch immer mehr in sein...