Kapitel 3

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Widerwillig stakse ich in meinen pastellfarbenen Jimmy Choos die löchrig geteerte Straße entlang. Ich beobachte dabei meine Umgebung und mustere die willkürlich angeordneten Häuser, die die Ränder der Straße zieren. Ein paar von ihnen stehen mit einer großen Veranda nach vorn zur Straße ausgerichtet und ermöglichen es mir, die Leute darin zu beobachten. Manche Leute kochen, andere schauen sich gemeinsam einen Film an und wieder andere stehen sich im Wohnzimmer gegenüber und scheinen, über etwas zu diskutieren. Ich muss etwas schmunzeln und schaue mich weiter um. Ich entdecke etwas kleinere Häuser, die hinter einem Garten mit Bäumen versteckt stehen und deren Lichter hinter den Ästen und Blättern flackern. Wieder andere Grundstücke sind leer, lediglich ein paar Bäume und Baumaterialien sind darauf zu erkennen.

Es ist eine milde Sommernacht und mein Outfit ist fast schon zu kalt für einen nächtlichen Ausflug. Ich trage eine zerrissene dunkelblau Jeans, die locker über meine dünnen Beine fällt und trotz des Boyfriend-Fits meine Hüften schmeichelhaft zur Geltung bringt. Obenrum habe ich ein sage-farbiges, trägerloses Korsett an, welches mit detaillierten rosa Blumen bestickt ist und sich perfekt an meine Haut anschmiegt und meine olivbraune Haut zum Strahlen bringt. Um die Nacktheit meines Dekolletés zu kaschieren, trage ich eine rosegoldene Kette von Cartier, an der ein kleiner runder Anhänger mit einem funkelndem Saphir befestigt ist. Die Kette inklusive der passenden Ohrringe, die an meinen Ohren hängen, habe ich dieses Jahr von Wren zum Geburtstag bekommen. Meine welligen hellbraunen Harre habe ich geglättet und zur Hälfte zu einem Dutt nach oben gegelt, die andere Hälfe hängt sanft nach unten und reicht mittlerweile bis zur Hälfte meines Rückens. Ich versuche schon seit Jahren meine Haare wachsen zu lassen, aber unzählige Friseurbesuche und meine Haarstruktur erschweren mein Unterfangen erheblich. Mein Make-up ist schlicht, aber sitz perfekt und meine braun-grünen Augen habe ich mit einem grünen Eyeliner verziert. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass ich maßlos overdressed bin für die Studentenparty, auf die mich meine Kommilitonen Amy mitschleppt. Aber so fühle ich mich einfach am wohlsten. „Wie weit ist es denn noch?" Erkundige ich mich vorsichtig bei Amy, die ein paar Schritte vor mir läuft. „Nicht mehr weit versprochen. Hättest du dir andere Schuhe angezogen, würde sich unser Spaziergang, für dich viel kürzer anfühlen!" gibt sie ein wenig genervt zurück. Amy ist eine der wenigen Personen an der Uni, die mich nicht von Anfang an als reiche, arrogante Bitch abgestempelt haben. Sondern versucht hat, mich kennenzulernen, ganz unvoreingenommen. Und auch wenn wir beide von Grund auf verschieden sind, hat sich im Laufe der letzten paar Monate eine Freundschaft entwickelt. Amy ist eine kleine, etwas kräftigere Blondine. Sie hat Schulterlange lange Haare, die sie meistens zu einem Dutt zusammengebunden hat. Ihr Kleidungsstil ist nicht sehr auffällig, aber egal, was sie trägt, es steht ihr immer gut und wenn man sie länger betrachtet, bemerkt man ihre versteckte Schönheit. Im Gegensatz zu mir, ist sie sich für nichts zu schade und genießt es wilde, unüberlegte Sachen zu machen. Manchmal wäre ich gerne mehr wie sie. Einfach losgelöster und weniger darauf bedacht, die perfekte Tochter, Studentin oder Freundin zu sein. „Und Blake?" Setzt Amy erneut leicht nachdenklich an. „Versprich mir, dass du nicht nur von deinem Highlife erzählst, ich weiß, dass du mehr zu bieten hast." Ich spüre ein leichtes Stechen in meiner Brust und weiß tief im Inneren, dass sie recht hat.

Nach etwa fünf weitere Minuten und noch ein paar Neckereien zwischen uns, höre ich ein lautes Dröhnen aus einem der Häuser kommen. Wir bewegen uns langsam darauf zu und ich erkenne mehrere Jugendliche, die sich im Garten eines riesigen Hauses unterhalten, Beerpong spielen oder zu der Musik, die von drinnen bis nach außen hallt, tanzen. Die meisten tragen lässige T-Shirts und Jeans oder sogar Jogging-Hosen, aber auf keinen Fall hohe Jimmy Choos. Das Haus gehört einer Studentenverbindung und ich muss gestehen, dass ich darunter etwas Schäbigeres erwartet hatte. Vor dem Haus ragen große weiße Säulen in die Luft, das Ganze wirkt mehr wie eine Villa meiner Familie als ein Haus in dem Studenten wohnen. Bei diesem Gedanken beiße ich mir leicht auf die Backe und versuche wieder eine neutrale Haltung einzunehmen. Während ich mein Umfeld weiter beobachte, laufe ich selbstbewusst hinter Amy her, die einigen Leuten zu winkt und dann zielstrebig die Treppe in Richtung Haustüre hochsteigt. Ich tue ihr gleich und trete gleich nach ihr in den großen Eingangsbereich. Direkt kommt mir eine schwüle Luft entgegen. Sie riecht nach Bier, Schweiß und einer Mischung aus zu vielen, billigen Parfüms. Ich rümpfe automatisch meine Nase, doch lass es gleich wieder als mir einfällt, dass ich heute mal nicht die verwöhnte Tussi sein möchte. Direkt neben der Eingangstür ist ein großer offener Bogen, der den Blick in das moderne Wohnzimmer freigibt. Bestimmt 50 Menschen sind über die gesamte Fläche des Raums verteilt. Überall stehen Bierfässer und leere Becher, manche sind beschädigt und liegen auf dem Boden, andere stehen wie kleine rote Statuen auf dem Fensterbrett und auf diversen Tischen. Rechts von mir geht es in Richtung Küche, in der eine ähnliche Kulisse wie im Wohnzimmer zu erkennen ist. Direkt vor mit führt eine Große Wendeltreppe in das obere Stockwerk, welches weniger belebt aussieht als der Rest des Hauses. Lediglich ein paar Leute stehen an das gläserne Geländer gelehnt und trinken Bier. Das Haus sieht wirklich atemberaubend aus. Mein Blick wandert weiter durch den Eingangsbereich und ich kann hinter der Treppe eine große gläserne Front entdecken, die den Blick auf einen großzügigen Garten mit Pool freigibt.

Amy wendet sich in Richtung Küche und weist mich mit einem leichten Nicken an, ihr zu folgen. Ich atme tief ein, setzte ein Lächeln auf und geh ihr nach. Meine Schuhe klacken dabei auf dem gefliestem Marmorboden im Eingangsbereich. Ich trete kurz nach Amy in die Küche ein. Mein Blick schweift über alle Personen im Raum, manche Gesichter kommen mir bekannt vor, bestimmt sind einige von ihnen mit mir in den gleichen Kursen oder ich bin ihnen in der Uni über den Weg gelaufen. Ich lasse meinen Blick wieder zu Amy schweifen, die sich mittlerweile zu einer kleinen Gruppe aus zwei Jungs und einem Mädchen gesellt hat und angeregt mit ihnen quatsch. Ich trete näher an die Gruppe hin und mustere die drei unauffällig. Amy quatscht lässig weiter und als sie mich aus dem Augenwinkel sieht, dreht sie sich zu mir um. „Leute, das ist Blake, von der ich euch erzählt habe" Sie deutet mit einer leichten Handbewegung in meine Richtung und schaut die drei dann erwartungsvoll an. Alle Drei schauen mich neugierig an, aber keiner traut sich als Erstes etwas zu sagen. Amy gibt dem Mädchen neben ihr einen leichten Stoß in die Rippen, woraufhin sie anfängt zu sprechen. „Hey, ich bin Sofia." Sie zögert kurz, setzt dann aber erneut an „Ich hoffe wirklich, dass du nur halb so schlimm bist, wie alle immer erzählen." Witzelt sie. Doch ich weiß, dass auch ein Fünkchen Wahrheit in ihrer Aussage steckt. Es überrascht mich offen gestanden auch nicht. Als Millionenerbin, die sonst auf schicken Partys der High-Society unterwegs ist und von der man in der Klatschpresse, liest, erwartet man nicht, dass sie auf einer Studenten-Party Spaß haben zu können. Aber ich habe beschlossen, diesen Sommer mal eine andere Seite an mir zu entdecken. „Da muss ich dich enttäuschen, es ist noch schlimmer" gebe ich im Scherz zurück, weis aber selbst nicht, ob auch ich es nicht auch ein wenig ernst meine. Zu meinem Glück lacht, sie erleichtert auf. „Okay Blake, dann bin ich mal gespannt zu sehen, wer du wirklich bist." Ich lache und sage „Das wirst du versprochen!" Amy schaut erstaunt zwischen uns hin und her und scheint sich zu freuen, dass wir uns verstehen. Nach kurzem Überlegen nimmt sie das Wort wieder in die Hand. „Also Sofia hat sich schon vorgestellt und das hier sind Simon und Carter." Ich schaue erst zu Simon und nicke ihm zu. Dann schweift man Blick rüber zu dem anderen Jungen. Wir schauen uns für einen kurzen Augenblick in die Augen. Dann grinst er mich an und sag auf eine erregende Art und Weise „Schön dich kennenzulernen Blake!"

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