Die Fremde

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Ich saß am Morgen wieder vor dem Beerenbusch und aß die süßen Himbeeren. Doch ich merkte, dass irgendetwas anders war. Irgendwas war im Wald anders, nur was? Ich lebte jetzt nun schon eine ziemlich lange Zeit hier, aber irgendwie fühlte ich, dass irgendetwas komisch war.
Menschen kamen selten, wenn nicht sogar gar nicht hier hin. Man sah so ca. 10 Menschen im Jahr und bei Nacht manchmal Kinder, die sich toll fühlten, weil sie um halb neun noch in einem Wald waren... Wow.
Ich ging wieder zurück in die Hütte. Ich hatte vor einigen Tagen ein Messer im Wald gefunden. Ich schnitzte jetzt. Das war wenigsten etwas, was Spaß machte und gleichzeitig mich eine Weile beschäftigte.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich hielt die Luft an vor Schreck. Hier hatte noch niemals wer geklopft. "Halloooo?", kam es von draußen. War wahrscheinlich ein noch ziemlich junges Mädchen. 10-12? Ja das könnte passen. "Halloohoooo!?", hörte ich es wieder. Die lässt aber auch nicht locker. Wenn keiner da ist, ist keiner da...
Sie fing an, an der Tür zu rütteln. Ich fing sogar an zu zittern. Ich hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr mit Menschen gehabt. Ich probierte durch ein kleines Loch in der Tür zu schlinsen, aber dass bekam sie dir Tür auf und ich bekam diese natürlich mit voller Wucht ab. Ich taumelte, fiel und hielt mir den Kopf. So eine Kraft hätte ich vor so einer piepsigen Stimme ehrlich nicht erwartet.
"Oh Gott, oh Gott. Sorry, sorry, sorry, sorry, sorry, sorry, das wollte ich nicht. Ich dachte niemand wär da", sagte sie Schuldbewusst, stürmte an und wollte mir hochhelfen. "Fass mich bloß nicht an!", Fuhr ich sie an und war immer noch am zittern.
"Geht es dir gut?"
"Das sieht man ja, ne?"
"Komm, ich helfe dir hoch"
"Bin ich deine Oma?! Ich kann das noch ganz gut allein"
Als ich aufstand betrachtete ich sie nochmal genauer und sie mich. Sie war genau so groß wie ich! Entweder war sie einfach nur hammerhart in die Höhe gewachsen, oder sie war wirklich schon 15... Außerdem war sie angezogen wie ein Regenbogen und war nur am lächeln. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich freuen, oder vor ihr fürchten sollte...
"Ich möchte, dass du mit mir zum Krankenhaus kommst!", fing sie wieder an.
"Bist du verrückt?! Warum sollte ich?"
"Weil du da am Kopf blutest".
Ja geil, das hat sie aber echt toll hingekriegt. Aber ich werde auf keine Fall mit ihr gehen. Doch plötzlich zog sie mich am Arm und versuchte mich mit sich zu ziehen. "Du musst keine angst vor einem Arzt haben. Ärzte sind meistens nett."
"Hab ich jemals gesagt, dass ich Angst vor einem Arzt hab??", brüllte ich sie erneut an und versuchte gegen ihre Bärenkräfte anzukommen. Doch nach kurzer Zeit ließ ihr Griff so ruckartig locker, dass ich fast wieder hinflog, wäre ich nicht in mein Bett geplumpst.
"Hast du etwa Angst vor Menschen?", fragt sie zögerlich.
"Indirekt"
"Vor Fremden...?"
"Naja..."
"Vor mir?"
"Ist das ein Verhör??"
Dann war Stille. Mir gefiel das nicht. So ganz im Stillen vor einer Fremden zu sitzen, die auf dich mit ihrem Monster-Lächeln herunter starrt und den Anschein erweckt, als wolle sie auf eine nette Art, dein Blut trinken...
Nach geschätzten tausend Jahren des ewigen Schweigens, fing sie an, sich in meiner Hütte umzusehen. Die war eindeutig irre.
"Wer ist das?", fragte sie, mit dem Blick auf die Skelette meiner Eltern gerichtet.
"Meine Eltern. Oder ehr das was von ihnen übrig geblieben ist.
"Warst du.... Also ich meine hast du sie...?"
"Umgebracht? Nein. Irgendeine Krankheit hat sie erwischt und wir waren in diesem Wald hier sozusagen eingesperrt, also konnte man ihnen nicht mehr helfen."
"...Tut mir leid für dich. Aber warum sitzen sie denn direkt neben deinem Bett und nicht vergraben?"
"Sonst bin ich doch noch mehr allein als ich eh schon bin."
".... 1. du brauchst Hilfe". Sagt ja die Richtige... "Und zweitens bist du nicht allein. Ich bin auch hier". Ja, und genau das hatte ich befürchtet aus ihrem Mund zu hören. Ich wollte nicht mit einer "Freundin" zusammen leben, ich wollte so weiterleben wie bisher, auch wenn es etwas schöneres gibt. Aber alles ist besser als ein leibhaftiges Honigkuchen Pferd.
Ich probierte es nochmal auf die langsame und ruhige Art: "Hör zu, ich...", doch wurde unterbrochen: "Nein, du hörst zu. Erstmal glaube ich, dass du dringend mal wen nötig hättest, der sich ordentlich um dich kümmert. Dann brauchst du einen sehr gute Psychologen, Und eine beste Freundin, in diesem Falle mich. Ich mach dir ein Angebot: Du wirst ein Jahr bei mir und meiner Familie wohnen. Wir werden uns um dich kümmern und dir wird es gefallen. Falls nicht, kannst du wieder hier hin zurück und ich werde dich in Ruhe lassen. Falls doch kannst du bei uns bleiben."
"Und was ist, wenn ich erst garnicht mitkomme?!?"
"Vergiss nicht, ich weiß, wo du wohnst".
Scheiße! Verdammt gutes Argument.

Moon and SunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt