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Warum musste ausgerechnet dieses Haltestellenhäuschen keine Beleuchtung haben?

Warum musste ausgerechnet diese Straße so verlassen, leer und still sein?

Warum musste ich ausgerechnet heute, wo Jimin und Jungkook nicht bei mir waren, so einen emotionalen Zusammenbruch haben, dass ich nicht mal mehr nach Hause laufen konnte?

Diese und viele weitere Fragen stellte ich mir in den nächsten fünf Minuten und sah immer wieder auf mein Handy, doch die Zeit wollte einfach nicht vergehen.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, entsperrte das Gerät in meiner Hand und ging auf Jungkooks und meinen Chat.

Taehyung:
Wo bist du gerade?

Es dauerte keine Minute, bis Jungkook auch schon antwortete.

Kookie:
Ich stehe im Stau

Kookie:
Es tut mir so leid, Tae.
Willst du vielleicht Jimin anrufen?

Taehyung:
Nein, du weißt, dass seine Freundin heute Geburtstag hat und sie zusammen etwas unternehmen.
Das will ich ihm wirklich nicht kaputt machen und er hat sein Handy vermutlich sowieso ausgestellt.

Taehyung:
Es fiel mir schon schwer genug, dich anzurufen. Es tut mir so leid, dass ich so schwach bin und das nicht alleine schaffe. Eigentlich musst du doch jetzt arbeiten

Kookie:
Hey Tae, das stimmt nicht :(
Du bist nicht schwach und kannst auch absolut nichts dafür, dass irgend so ein scheiß Stalker dich verfolgt.
Mach dir wegen der Arbeit keine Sorgen, ein Kollege konnte für mich einspringen

Taehyung:
Danke Kookie :(♡

Kookie:

Kookie:
Hey, ich glaube, es geht weiter.
Der Stau löst sich langsam auf.
Ich muss fahren, bis gleich.
Ich werde mich beeilen♡

Taehyung: Bis gleich

Seufzend ließ ich das Handy wieder sinken und richtete meinen Blick geradeaus.

Und im nächsten Moment entfuhr meiner Kehle ein entsetzter Aufschrei.

Wenn ich bis eben dachte, dass es Panik war, was ich fühlte, war das absolut nichts im Vergleich zu dem, was ich nun verspürte.

Ich zuckte unglaublich stark zusammen und jeder einzelne Nerv in meinem Körper spannte sich an.

Mein Herz machte einen Satz, blieb für eine Millisekunde vor Schreck stehen, bevor es dann begann, im dreifachen Tempo weiterzuschlagen.

Gleichzeitig, während all das passierte, zuckte ich wie aus Reflex zurück und stieß deshalb schmerzhaft mit meinem Kopf gegen die Glaswand hinter mir. Und warum geschah all das?

Weil ich etwas gesehen hatte.

Auf der anderen Straßenseite.

Dort stand jemand.

Eine Person.

Ich hatte mich so sehr erschrocken, dass ich nun in einer Schockstarre hier auf der Bank kauerte und nicht imstande war, mich zu rühren.

Selbst als die Person sich in Bewegung setzte und zügig auf mich zulief, konnte ich mich nicht bewegen, obwohl ich in dieser Situation einfach nur rennen sollte. Doch meine Beine und auch der Rest meines Körpers waren wie eingefroren.

Alles was ich tun konnte, war, dabei zuzusehen, wie die Person die Straße überquerte und zu mir in das Haltestellenhäuschen trat.

Sie blieb vor der kleinen Bank, auf der ich saß, stehen und starrte mich an. Ich starrte zurück.

Keiner von uns beiden sagte ein Wort. Obwohl ich auch nicht gewusst hätte, was ich hätte sagen können. Mein Kopf war wie leergefegt und das einzige, was ich dachte, war: Hilfe.

Eine gefühlte Ewigkeit verharrten wir so, als wären wir zu einem Standbild geworden.

Doch dann hob die Person langsam ihre Hand und in diesem Moment durchfuhr es mich wie einen elektrischen Schlag.

Ich spürte, wie mein Körper sich wieder regte und obwohl ich immer noch nicht klar denken konnte, machten meine Muskeln sich selbstständig und taten das einzig vernünftige in dieser Situation.

Ich sprang von der Bank und hechtete an dem Typen vorbei, um dann um mein Leben zu rennen.

Doch leider hatte ich diese Rechnung ohne die guten Reflexe dieses Typen gemacht, dessen Hand blitzschnell vorschoss und mich im Nacken packte.

Brutal wurde ich zurückgerissen und spürte, dass ich gegen seine Brust prallte. Sofort schlang er beide Arme um mich und hinderte mich somit am Weglaufen.

Für meinen Geschmack waren wir uns zu nah. Viel zu nah. Und die Tatsache, dass wir dastanden wie ein Pärchen, das sich gerade umarmte, machte alles noch verrückter als es sowieso schon war.

Ängstlich kniff ich meine Augen zusammen. "Nicht weglaufen~", flüsterte der Typ in diesem Moment und ich konnte seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren.

Ein Schauer lief meinen Rücken herunter und ich versuchte mich, zunächst zaghaft, doch dann immer energischer, aus seinem Griff zu befreien.

Ich zappelte wild herum, trat ihm gegen seine Beine und versuchte seine Arme von mir zu drücken. Doch er war viel stärker als ich und ihn schien das alles nicht im Geringsten zu beeindrucken. Verzweifelt fing ich wieder an zu weinen und zu schluchzen.


Auf einmal verfestigte sich sein Griff um meinen Bauch und er hob mich hoch. Ich gab einen erschrockenen Laut von mir und strampelte wild mit den Beinen.

Der Typ trug mich zurück in das Haltestellenhäuschen und setzte sich mit mir zusammen auf die Bank, sodass ich auf seinem Schoß saß.

Mittlerweile hatte ich es aufgegeben, mich zu befreien und saß nur zitternd und leise weinend in seinen Armen.

"B-bitte tu mir nichts", schluchzte ich und hörte, wie der Typ hinter mir seufzte.

"Taehyung", sprach er meinen Namen aus und ich wusste nicht wieso, aber irgendwie klang es schön, wie er ihn sagte.

Er tat es auf eine Art, wie es noch nie jemand je zuvor getan hatte. So sanft und liebevoll. Etwas verwirrt davon schüttelte ich leicht den Kopf.

"Es ist nicht so wie du denkst", fügte der Typ hinzu und ich runzelte die Stirn.

"W-was meinst du damit? Du bist doch mein Stalker, o-oder?", schniefte ich, während ich mir meine Tränen wegwischte.

"Dein Stalker? Nun, so würde ich es nicht nennen. Eher dein Beschützer".

Stalker | ᵗᵃᵉᵍⁱWo Geschichten leben. Entdecke jetzt