Chapter 2

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"Und du kommst öfter hierher, zum Eislaufen?" Ich nickte und nippte an meinem Kakao. "Ja, ich laufe total gerne", antwortete ich. Er lächelte. "Hattest du je Unterricht?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein leider nicht.. ich habe gejobbt, um mir diese Schlittschuhe kaufen zu können." Leicht beschämt sah ich auf den Tisch. Es war mir peinlich. Da saß ich hier mit diesem Typen, der mich wortwörtlich umgehauen hatte. Er war süß, nett, und konnte auch noch eislaufen. "Hey, cool. Wo hast du gejobbt?" Verdammt, wieso hatte ich seit einigen Minuten dieses grüne Amphib, genannt Frosch, im Hals und krächzte bloß noch vor mich hin? Ich räusperte mich. "Naja.. Zeitungen austragen, Babysitten, Einkaufen gehen, Rasen mähen und so was.. in den Ferien hatte ich 'nen Job in einem Schuhgeschäft. So hatte ich irgendwann das Geld zusammen..", antwortete ich. Ich merkte wie unsicher ich war. Es kam nicht oft vor, dass ich eingeladen wurde, erst recht nicht von einem Jungen. "Das klingt irgendwie anstrengend.. aber weißt du, ich bewundere das irgendwie. Dass jemand etwas dafür tut, weil er etwas wirklich will.. Wie lange fährst du denn schon?" Jetzt bewunderte er mich auch noch. Ich staunte schon fast. War das hier real? War das die Wirklichkeit? Saß ich hier gerade wirklich mit diesem Jungen, der... Moment, ich wusste nicht mal seinen Namen! Ich trank noch einen Schluck Kakao, bevor ich antwortete, um Zeit zu schinden. "Seit zwei Jahren etwa. Kann ja leider nur im Winter üben, oder wenn ich das Geld für den Eintritt in die Eishalle habe. Beziehungsweise auch die Zeit. Und du?", sagte ich. Er grinste. "Seit ich klein bin.. ich habe mit sieben angefangen. Also jetzt seit fast zehn Jahren." Immerhin wusste ich jetzt sein ungefähres Alter. Etwa so alt wie ich. 16 oder 17. Mein Magen schlug Purzelbäume, als er mir in die Augen sah und wieder lächelte. Tat er das eigentlich dauernd? Es kam mir beinahe so vor. Im Moment kam es mir fast verlegen vor. Aber im Lesen von Gesichtern war ich nicht besonders gut, war ich noch nie gewesen. "Das ist doch schon ziemlich lange..", meinte ich. Wieder so ein wunderbar schlauer Satz meinerseits. Ich war heute echt in Höchstform. "Ja.. sag mal hast du Lust mal mit zum Training zu kommen? Ich glaube das wäre echt was für dich." Mein Herz klopfte mit einem Mal schneller. Ihn wiedersehen? Ja, natü.... Stopp. Ich wusste ja nicht einmal, wie er hieß. Wo er herkam. Ich wusste, dass er gut Schlittschuh laufen konnte. Und gut aussah. Komm runter, Ann, lern ihn erst mal näher kennen. "Mal sehen, ich muss gucken, ob ich Zeit habe.. und ich glaube, ich würde mich ziemlich blamieren." Er schüttelte den Kopf. "Nein, würdest du nicht. Du fährst gut. Ehrlich!" Ich verschluckte mich fast an meinem Getränk und verbrannte mir die Zunge. Zischelnd sog ich die Luft ein. "Alles in Ordnung?" Sein besorgter Blick musterte mich. Ich nickte. "Ja, war nur heiß.." Eine weitere echt sinnvolle Antwort von mir. Super, Ann. "Wann und wo ist das Training denn?", fragte ich ihn. Und wer bist du überhaupt, fügte ich in Gedanken hinzu. "Oh nein, Entschuldigung! Ich heiße Jonas, ich wohne im Nachbarort. Das tut mir leid, ich hab mich ja nichtmal vorgestellt...", sagte er und sah ziemlich erschrocken aus. Moment. Hatte ich das eben laut gesagt? Das durfte doch nicht wahr sein! Innerlich stöhnte ich, lächelte aber.

"Ach, alles gut. Macht ja nichts. Ich habs ja genauso versäumt. Ich heiße Ann."

"Ann..", sagte er leise und schien zu überlegen. Die Art wie er meinen Namen aussprach ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch Salsa tanzen.

"Also das Training ist Mittwochs und Freitags, immer von 18.30 bis 20.30 Uhr. Meine Mum fährt mich hin und holt mich auch ab, denn mit der Tasche ist das mit dem Fahrrad zu viel, die Straße ist nicht die beste.. wir könnten dich abholen und auch wieder heimfahren."

Jetzt wurde ich stutzig. Das klang so geplant und durchdacht. Als ob er das alles hier arrangiert hätte. Was war sein Ziel? Worauf hatte ich mich hier eingelassen? Wer war er wirklich? Ich spürte, wie ich mich anspannte, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. "Ist das Training in der Eislaufhalle in Bieden*? Dann kenne ich die Straße, sie ist wirklich furchtbar für ein Fahrrad.. ich spreche aus Erfahrung!", grinste ich. Bieden war der nächste größere Ort hier in der Nähe. "Ja, die meine ich!", antwortete Jonas. Er sah an mir vorbei aus Fenster. Draußen wurde es langsam dunkel, kein Wunder- wir saßen hier bereits seit fast einer Stunde und es war bald fünf Uhr und dabei noch Dezember. Plötzlich grinste er an mir vorbei, jemandem der anscheinend vor dem Café auf dem Bürgersteig stand. Jonas nickte und deutete auf den Platz an unserem Tisch, der noch frei war. Ich schluckte. Wen lud er da ein? Unter dem Tisch packte ich meine Tasche mit den Schlittschuhen- wenn ich abhauen musste, dann wollte ich die wenigstens mitnehmen. Die Tür ging auf und ich drehte den Kopf, um zu sehen, wer uns da besuchen kam. Es war ein Mann mit Mantel und Hut, beides schwarz und aus Filz. Er grüßte die Kellnerin, die ihn zu kennen schien und kam auf unseren Tisch zu. Mir fiel auf, dass auch Jonas und die Bedienung so miteinander umgegangen waren, als würden sie sich bereits kennen. Mein Herz schlug fester. Wo war ich hier gelandet, was ging hier vor? Der Fremde stand an unserem Tisch und nahm den Hut ab. "Hallo Jonas. Und hallo Ann."


Eiskaltes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt