„Eliana!", schreit meine Mutter durch das ganze Haus und weckt dadurch nicht nur mich, sondern bestimmt auch unsere schlafenden Nachbarn. So möchte doch jedes Kind geweckt werden! Kann mich meine Mutter nicht liebevoll wecken, mir zum Beispiel einen Kaffee ans Bett bringen und mir dabei zärtlich einen Kuss auf die Stirn geben? Ist das wirklich zu viel verlangt? Ganz klar, ja, aber egal.
Ich starre meine weiße Zimmerdecke an und versuche mich an meinen Traum zu erinnern, aber nichts war da, keine einzige Erinnerung. Anhand des Sabberfleckes auf meinem Kissen, auf welchem ich geschlafen hatte, erkenne ich jedoch, dass es ein guter Traum gewesen sein muss. Ich ziehe mir meine blau gestreifte Bettdecke über den Kopf, um den hellen Sonnenstrahlen zu entkommen, die durch meine weißen Vorhänge scheinen.
„Eliana, du musst jetzt aufstehen, sonst kommst du noch zu spät zur Schule!"
Ohhh Shit. Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien und da darf man einfach nicht fehlen. Aber wie soll ich nach sechs Wochen des langen Ausschlafens mir wieder angewöhnen so früh aufzustehen?
Mit dem Gedanken Alicia heute wiederzusehen, die den ganzen Sommer mit ihren Eltern in Spanien verbracht hat, ziehe ich langsam meinen Kopf unter der Bettdecke hervor, um mich an die Helligkeit in meinem Zimmer zu gewöhnen. Ja, meine beste Freundin war die kompletten Ferien über weg gewesen und hat mich hier, in diesem kleinen Dorf, wo die Geschäfte schon um achtzehn Uhr schließen, alleine gelassen. Meine Familie fährt nur selten in den Urlaub. Ich kann mich nur an einen Urlaub erinnern, ich müsste so sechs Jahre alt gewesen sein, da sind im Sommer nach Singapur geflogen, aber auch nur, weil mein Vater dort Geschäftspartner treffen musste. Sonst müssen ich und mein Bruder in den Ferien immer zuhause rumhocken und von weißen Sandstränden, Palmen und das glänzende Meer träumen. Unsere Eltern arbeiten sehr viel und nehmen sich nur selten Urlaub. Daraus kann man schlussfolgern, dass wir oft alleine Zuhause sind, was uns aber nichts ausmacht. Mit meinem ein Jahr älteren Bruder, der dumm wie Stroh ist und dabei aussieht wie ein Affe, wird es nie langweilig. Und wenn sich mein Bruder mit seinen Freunden durch die dunklen Straßen der Nacht zieht oder sich auf Hauspartys rumtreibt, füllen Bücher und Musik meine freie Zeit auf.
„Eliana, soll ich dich heute zur Schule mitnehmen?", ruft mein Bruder durch den Flur. Ich höre wie mein Bruder zu meinem Zimmer herübergestapft kommt und im nächsten Moment reißt er die Tür ohne zu klopfen auf. Ich zucke zusammen, springe reflexartig schnell aus meinem gemütlichen Bett und schaue ertappt meinen Bruder mit großen Augen an. Mein Kreislauf fand diesen Überraschungssprung jedoch nicht so lustig. Mit zusammen gekniffen Augen versuche ich meinen älteren Bruder im Türrahmen ausfindig zu machen. Nachdem sich alles in meinem Körper von dem plötzlich sportlichen Einsatz erholt hatte, mustere ich vorsichtig ihn. Er trug eine seiner neuen schwarzen Hosen und ein weißes T-Shirt, was sich schmeichelnd um seine trainierte Brust schlang. Er sah gut aus, aber das ist auch kein Wunder, wir hatten die gleichen Gene, er musste Gutaussehen.,,Du bist ja noch gar nicht angezogen, du Faultier! Wir müssen gleich schon los."
„Ja, ich beeile mich", murmele ich leise und gehe zügig ins Bad, um mich fertig zu machen.Ich ziehe mir meine Klamotten an, welche ich mir schon am Vortag vorbildlich herausgelegt habe. Eine Kette mit einem Anhänger in Form einer Feuerflamme, den mir meine verstorbene Oma zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt hat, vollendet mein Outfit. Meine Haare lasse ich locker zurückfallen, ein Haarreif verhindert, dass mir meine Haare ins Gesicht fallen. Unter meinen Augen haben sich zum Glück keine auffälligen Augenringe offenbart, sodass ich zufrieden mein Spiegelbild betrachte und mir selbst einen flirty Blick zuwerfe.
Schnell setze ich mir meine Brille auf, die ich zum Glück nur in der Schule tragen muss und greife nach meinem Rucksack, der, wie immer, viel zu schwer ist. Ich eile aus meinem Zimmer und die Treppe hinunter, wo mein Bruder Jack auch schon ungeduldig auf mich wartet.
„Da bist du ja endlich! Wir müssen uns jetzt wirklich beeilen, sonst kommen wir noch zu spät!"
Ich verabschiede meine Mutter, die aufmerksam den Nachrichtensprecher im Fernseher folgt, mit einem Abschiedskuss und meinen Vater, der seine Zeitung vertieft liest, umarme ich schnell, und folge Jack in die Garage zu seinem Auto.Ich setze mich auf die Rückbank, weil wir jeden Morgen vor der Schule noch Alicia einsammeln. Keine zwei Straßen weiter sitzt die braungebrannte Alicia schon auf den Treppenstufen vor dem Haus ihrer Eltern. Als sie das Auto erkennt, rennt sie sofort aufgeregt auf uns zu. Ich öffne die Autotür, sodass sie schnell reinspringen kann.
,,OMG, du weißt nicht, was mir passiert ist!", schrie sie auf einmal freudig neben mir, nachdem wir uns wild umarmt hatten, als hätten wir uns ein ganzes Jahr nicht gesehen.
„Kyle hat unter meinem neuen Instabild kommentiert!" , sie hält mir ihr Handy vor die Nase und ich erkenne das süße Strandbild, welches sie gestern gepostet hat. Außerdem sehe ich die Emojis 🔝🔥, die anscheinend Kyle kommentiert hat. Ich schaue zu Alicia, die mich mit großen, funkelnden Augen ansieht, und wackele verlockend mit den Augenbrauen, kassiere dafür jedoch einen kräftigen Schlag auf meinen Oberarm.Kyle Brown gehört zum Football Team unserer Schule, wo übrigens auch mein Bruder und Liam spielen. Die drei kennen sich schon seit dem Kindergarten, dementsprechend sind sie wie zwei weitere Brüder für mich. Sie haben früher öfter auf mich aufgepasst, doch nachdem sie mich mal <<versehentlich>> im Supermarkt vergessen haben, stellte meine Mutter ein Kindermädchen ein. Mittlerweile bin ich aber zum Glück groß genug, um auf mich selber aufzupassen. Allerdings sieht mein Bruder dies nicht so, denn wenn es ums Thema Jungs geht, meint er einen auf Beschützer zu tun. Er hält mir dann immer stundenlange Vorträge darüber, dass Jungs alle nur aufs eine aus sind und sie alle Arschlöcher wären. Er verneint nicht mal, dass er einer ist. Zum Glück weiß er nicht davon, dass ich vor zwei Jahren mit einem Jungen aus der Nachbarschaft Essen war. Tatsächlich wollte ich eigentlich gar nicht da hin gehen, aber ich wusste , dass er richtig verknallt in mich war, weshalb ich aus Mitleid entschied, trotzdem hinzugehen. Dies stellte sich später jedoch als Fehler heraus, da er mit mir jeden Tag schreiben wollte, obwohl ich ihm immer versucht habe, nett beizubringen, dass ich nichts von ihm wollte. Als ich ihm dann ausdrücklich mit der Nachricht "Ich möchte nichts von dir, bitte hör auf mir zu schreiben" verdeutlichte, dass ich wirklich kein Interesse hatte, verbreitete er das Gerücht, dass ich was mit ihm hatte, aber ich so schlecht küssen konnte, weshalb er mit mir den Kontakt abbrach. Mir war aber ziemlich egal, was er da für Kauderwelsch über mich in die Welt setzte, weshalb das Gerücht schnell an Exklusivität verlor. Zurück jetzt aber zu Alicia und Kyle.
Kyle ist echt ein netter Kerl und ich glaube, er und Alicia würden gut zueinander passen.
Ich sehe, wie mein Bruder uns durch den Rückspiegel angrinst. Ich vermute, dass kann sich jeder zusammenreimen. Kyle hat wohl in Gegenwart meines Bruders Interesse an Alicia ausgesprochen. Ich nehme mein geliebtes Notizbuch aus der Tasche und vermerke mir, dass ich meinen Bruder heute Abend über Kyle ausfragen werde. Ehe ich mein Notizbuch weglege, merke ich, dass wir uns schon auf dem Schulparkplatz befinden.„So, da wären wir.", sagt Jack und wir steigen aus. Wir stehen auf dem Parkplatz unserer Schule, auf dem allerdings viel zu wenige Menschen zu sehen sind, was nur bedeuten kann, dass wir zu spät dran sind. „Bis später, ihr Tratschtanten! Wir treffen uns nach der Schule hier auf dem Parkplatz. Okay?". Nachdem ich schnell ein „Okay" antwortete und wir uns ein High-Five gaben, ist er auch schon im Schulgebäude verschwunden und auch Alicia und ich machen uns mit schnellen Schritten auf den Weg zu unserer ersten Stunde.
Hey friendsss,
das ist das erste Kapitel von „ Just friends?" und ich hoffe echt, es gefällt euch!
Gebt gerne Feedbacks, am besten gute Hihih(:
Fun fact: Eliana hieß vorher Elina (auch ein schöner Name) , aber ich wollte ein bisschen Schwung in den Namen bringen, weshalb ich einfach ein "a" hinzugefügt habe.
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Just friends?
RomanceJust friends? Eliana stößt in der Schulbiblothek auf einem Typen, von dem sie nicht mal dachte, dass er überhaupt weiß, was Bücher sind. Wie sagt man so schön: Der Schein trügt. Die Beiden verbindet mehr als gedacht und das merken sie auch früher od...