Kapitel 3

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Ich sah mich um und hätte am liebsten laut gelacht. Seit einer Stunde ging ich diese Straße schon entlang und immernoch war ich mitten im Nirgendwo. Die Sonne war immer noch nicht auf gegangen und es zogen dichte Wolken auf.
Und bei meinem Glück fängt es sicher gleich auch noch an zu regnen.
Kaum hatte ich diesen Gedanken zuende gebracht spürte ich die ersten Regentropfen auf meiner Haut die schnell zu einem starken Regenfall wurden. Innerhalb weniger Sekunden war ich triefend Nass und zitterte am ganzen Körper. Ich ließ mich auf meine Knie fallen und fing an zu weinen.  Natürlich hatte ich mich verlaufen. Der Vampir hatte mich an einen fremden Ort gebracht und ich bin blindlings einfach losgerannt. Jetzt hockte ich irgendwo auf einer Straße mitten im Nirgendwo. Irgendwann hörte ich ein Auto, das die Straße entlang auf mich zukam. Ich wollte mich bewegen, von der Straße hinunter gehen, aber beim Versuch aufzustehen gaben meine Beine unter mir nach. Die Kälte und der Blutverlust hatten mich vollkommen geschwächt. Ich konnte nur hoffen, das der Fahrer mich schnell genug sah und mich nicht Platt fuhr. Oder vielleicht sollte er lieber genau das tun. Ich war es langsam Leid. Das ständige bangen um mein Leben, das fliehen. Als ich das Auto auf mich zurasen sah, kniff ich die Augen zusammen.
Mit quietschenden Reifen kam der Wagen einen Meter vor mir zum stehen.
Ich hörte wie sich eine Autotür öffnete und wie jemand anfing zu fluchen. Ich sah auf. Eric kam durch den Strömenden Regen auf mich zu gelaufen. Ich fing erneut an zu weinen. Stärker diesmal und schluchzte laut. Eric kniete sich vor mich und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"Bist du verletzt? Hast du irgendwelche schmerzen? Hanna! Rede mit mir! " Er schrie schon beinahe. Ich sah ihn nur schluchzend an und schüttelte leicht den Kopf. Er schien erleichtert zu sein, sah für ein paar Sekunden hinauf in den Himmel aus dem es immernoch wie aus Eimern schüttete und hob mich dann hoch und setzte mich in seinen Wagen.
Als er los fuhr, drehte er die Heizung auf und sah mich besorgt an. Ich zitterte immer noch und die durchnässten Sachen machten es mir nicht gerade wärmer.
Die Fahrt schien endlos lange zu dauern, aber irgendwann kamen wir  wieder bei Eric zuhause an. Er hielt den Wagen an und ich stieg vorsichtig aus. Ich konnte einigermaßen selbst gehen und Eric half mir den Weg hinein und hoch in ein riesiges Schlafzimmer. Er öffnete eine weitere Tür in der sich ein Bad befand und kam mit einem ganzen Stapel an Handtüchern zurück die er aufs Bett legte. Dann sah er mich noch einmal kurz an und verließ ohne ein einziges Wort das Zimmer.
Aber der Blick sprach tausend Worte. Er war enttäuscht,  bitter enttäuscht und ich glaubte einen Hauch von verletzten Gefühlen gesehen zu haben. Aber das war unmöglich. Vampire hatten keine Gefühle. So wurde es uns schließlich beigebracht. Also muss es auch so sein. Richtig?

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