Erinnerungen

32 2 0
                                    

Im Schneidersitz hockend, sitze ich auf meinem Bett und denke an alte Zeiten und vergangene Momente. Ich werde traurig bei den Gedanken, dass es nie wieder so sein wird wie früher. Vor zwei Jahren noch, war mein Leben völlig anders und nun schien die ganze Welt dunkel und trüb. Darüber nachdenkend, rufe ich mir einige Momente in den Kopf, die dafür verantwortlich sind.

Es war Sommer und einige Freunde und ich hatten vor, mit den Rädern an einen wenig besuchten See zu fahren. Durch einen Zufall sind wir auf diesen gestoßen und verbrachten seit dem jede freie Minute dort. Wir hatten das Gefühl völliger Freiheit, denn durch die abgeschiedene Lage, waren wir meistens allein und ungestört. Da es in einem naheliegenden Wald, viel trockenes Holz gab, machten wir abends häufig ein Lagerfeuer, jedoch mit Bedacht, denn sollte ein Förster dieses sehen, würden wir in Schwierigkeiten geraten.

Manchmal übernachteten wir auch in unseren alten Zelten, die schon einige ausgefranste Stellen hatten, was uns aber nicht kümmerte, denn es ging nur um das Gefühl in der Natur zu schlafen. In jenen Nächten, saßen wir zusammen, redeten über alles Mögliche und genossen das Beisammensein.

Aber natürlich konnte es nicht immer so bleiben. Irgendwann musste etwas passieren. Und es geschah etwas,  dass das Leben von uns allen auf den Kopf stellte und bis heute beeinflusst. Alles war eigentlich wie immer, außer das Martin und Vanessa, das Pärchen unserer Gruppe, sich den ganzen Weg über stritten. Ich konnte nicht genau hören worum es ging, doch anscheinend ging es wie so oft um Vanessa's Eifersucht. Da wir es schon gewohnt waren, dass sich die beiden manchmal stritten, beachteten wir es nicht weiter. Als wir ankamen, legten wir unsere Sachen auf den gewohnten Platz, neben den großen Felsen. Alles aufgebaut und umgezogen, gingen wir ins Wasser um unsere übliche Runde zu schwimmen. Leo, mein damals bester Freund, forderte mich wie üblich zu einem Wettschwimmen auf, da er mich endlich schlagen wollte. Da ich schon seit sieben Jahren regelmäßig schwimmen ging, war ich mir wie jedes mal siegessicher und stimmte gut gelaunt zu. Wir hatten eine übliche Strecke, die von dem hochgewachsenen Schilf auf die andere Seite, zum gegenüberliegenden Ufer führte. Er fragte mich ob ich bereit wäre, und wie immer antworte ich mit: "Das sollte ich lieber dich fragen" und grinste ihn an. Marie rief den Countdown und bei null angekommen schwammen wir los. Leo schaute mich an, griff unter sich und holte eine Hand voll Schlamm aus dem Wasser um mich zu bewerfen. Da ich diesen Trick von ihm jedoch schon kannte, duckte ich mich, tauchte unter und schwamm los. Fluchend und lachend zu gleich, machte sich Leo auch auf den Weg. Ich genoss die körperliche Forderung und legte mich extra ins Zeug. Auf halber Strecke und mit gut 20 Meter Vorsprung hörte ich auf einmal einen Schrei. Hinter mir schrie Leo um Hilfe, doch da ich wieder mit einer List rechnete beachtete ich es nicht und schwamm weiter. Als er jedoch weiter um Hilfe schrie, stoppte ich und drehte mich um. Dieses Bild haftet noch heute in meinem Kopf und verfolgt mich in meinen Träumen. Ich sah Leo strampeln, rudern und um sich schlagen und begriff, dass er es diesmal ernst meinte. Es sah so aus als ob er einen Krampf oder Anfall hätte und Angst umklammerte mich. Ich wusste, dass so etwas im offenen Gewässer wirklich gefährlich war und schwamm so schnell wie möglich los um ihm zu helfen. Ich bekam Herzrasen. Vor meinen Augen begann Leo unterzugehen und mein Herz schlug immer schneller. 15 Meter. Meine Arme und Beine brannten vor Anstrengung, doch es kümmerte mich nicht. 10 Meter. Ich sah wie sein Kopf nun ganz unter Wasser war und nur noch eine Hand außerhalb des Wassers zuckte. 5 Meter. Er war verschwunden. Ich holte tief Luft und tauchte unter, doch da die Sonne gerade hinter einer Wolkenwand verschwunden war, konnte ich nichts erkennen und tauchte panisch auf. Ich schrie, hörte aus der Ferne Rufe der Anderen, holte wieder Luft und tauchte ein weiteres mal unter. Ein unangenehmer Druck auf meinen Ohren machte sich schnell bemerkbar, als ich immer tiefer tauchte. Es war als würde die Welt aufhören sich zu drehen. Ich wusste nicht was ich tun sollte, hatte keine Luft mehr und war gezwungen wieder aufzutauchen. Verzweiflung machte sich breit und ich konnte nicht realisieren was gerade passierte. "Bitte sag mir, dass ich träume."  Ich fing an zu schreien und zu weinen, und merkte gar nicht was um mich rum geschah. Hände packten mich und zerrten mich Richtung Ufer. Meine Gedanken kreisten ins Leere, alles schien mir nicht wirklich und auf einmal wurde alles schwarz.



KartenhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt