[ drei ] rotwein

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Elodie


Ich schrecke hoch und sehe mich verwirrt im Raum um. Ich taste nach meinem Handy und erschrecke als ich sehe wie spät es ist. Scheiße ich muss eingeschlafen sein, es ist bereits 20:15 Uhr und ich habe einen riesen Hunger. Ich behalte mein Handy in der Hand und suche nach Restaurants in der Nähe, welche noch geöffnet haben und nicht danach aussehen als ob ich mir dort eine Lebensmittelvergiftung zuziehen könnte. Es dauert ein bisschen, doch dann finde ich ein Restaurant was sich laut seiner online Bewertungen ziemlich vielversprechend anhört. Ich stecke mein Handy in meine Arschtasche und greife auf dem Weg in den Eingang nach meinem Portemonnaie welches auf einem kleinen Tisch im Eingangsbereich bis eben noch lag. Ich schlüpfe in ein paar weiße Sneaker und ziehe noch schnell eine Jeans Jacke an ehe ich das Haus verlasse und auf die mittlerweile dunkle Straße hinaus trete.

Ich ziehe die Jacke enger um meinen Körper als ein eisiger Windzug durch meine Haare rauscht und mich zum Erschaudern bringt. Bis zum Restaurant sollten es nur 10 Minuten zu Fuß sein und ich hoffe das Google Maps mit seinen Berechnungen recht behält, sonst erfriere ich hier noch. Vielleicht war es nicht gerade eine meiner Sternenstunden als ich die Entscheidung getroffen habe mitten im Herbst hier her zu ziehen. Doch mit fällt wieder genau ein warum ich gerade jetzt so dringend hier her wollte und dazu hätte es selbst der tiefste Winter und 30 Grad minus seien können. Ich  verdränge den Gedanken wieder und sehe mich ein bisschen um. Die Gegend hier ist traumhaft schön und sobald wie möglich muss ich unbedingt einmal ans Meer gehen und wandern, dabei fühle ich mich jedes Mal frei. Am Ende der Straße kann ich schon ein etwas größeres beleuchtetes Gebäude erkennen und bin mir ziemlich sicher richtig zu sein.

Ich greife nach dem Tür Knauf und drücke die Tür zum inneren des Gebäudes auf. Warme nach essen duftende Luft strömt mir entgegen und ich merke erst jetzt wie viel Hunger ich eigentlich habe. Das letzte was ich zu mir genommen habe war ein Müsliriegel, aber kann man das wirklich als etwas zu essen zählen. Mein Blick schweift durch den Raum und ich fühle mich automatisch wohl hier drinnen, die Einrichtung ist ziemlich dunkel gehalten und wirkt daher sehr elegant, aber auf eine charmante Art und Weise wieder gemütlich.

Zu meiner Linken erstreckt sich die Bar und sonst stehen quer durch den Raum verteilt mehrere Tische. Ich entscheide mich für die Bar und setze mich so ziemlich an ihr Ende, um alles um mich herum gut im Auge behalten zu können. Ich mag es nicht wenn mich Leute von hinten überraschen und so gehe ich dem bestmöglichaus dem Weg. Ich schnappe mir eine Karte und stöbere ein bisschen darin.

„Guten Abend, wissen sie schon was sie bestellen möchten?" Fragt mich eine männliche Stimme und ich sehe in das Gesicht eines gut aussehenden jungen Mannes der ca in meinem Alter seien müsste. Seine braunen Haare liegen ihm in leichten locken auf dem Kopf und er lächelt mich freundlich an. „Ich hätte gerne das Bruscetta und dazu ein Glas Rotwein." Sage ich und schenke ihm eines meiner freundlichsten lächeln. „Danke für ihre Bestellung." Sagt er und wendet sich ab und verschwindet nach hinten in die Küche. Ich sehe mich noch einmal in Ruhe um und muss feststellen das einige Gäste mich argwöhnisch mustern, so als b ich nicht hier her gehören würde und in gewisser Weise liegen sie damit ja auch nicht unbedingt falsch.

An der Bar sitzen ein Paar ältere Leute und sind so vertieft ich ihr Gespräch das ich sie am liebsten dabei fotografiert hätte da es so authentisch und real wirken würde auf einem Bild. „Hier Ihr Getränk schon einmal, dass essen dauert noch einen Moment." Sagt der nette Kellner von vorhin und stellt das Glas Wein vor mir ab. Ich greife nach dem Glas und führe es sachte zu meinen Lippen. Der Wein schmeckt köstlich und ich genieße ihn bei jedem Schluck den ich davon nehme. Früher mochte ich keinen Alkohol, doch mit der zeit ließen sich so die schrecklich pompösen Treffen von Vater und seinen neusten Klienten besser ertragen.

Ein Teller erscheint in meinem Sichtfeld und ich sehe langsam auf. „Lassen sie es sich schmecken." Sagt der Kellner und ich sehe ihm an das er mich etwas fragen möchte. Ich habe mein Leben lang mit Menschen verbringen müssen und erkenne sofort wenn sie dich etwas fragen wollen oder wenn sie allein durch ihre Blicke über dich urteilen ohne dich zu kennen. „Sag schon, was möchtest du wissen?" Spreche ich ihn direkt an und er sieht mir peinlich berührt in die Augen. „Ohh ehh woher wissen sie dass ich etwas fragen wollte?" Sagt er und senkt leicht den Blick. „Ich persönlich würde es eine gute Menschenkenntnis nennen und duz mich bitte ich glaube wir sind im selben Alter, da ist das schon ein bisschen komisch." Erwidere ich und beiße in mein Bruscetta bis er sich dazu durchringt zu fragen.

„Du bist neu hier oder? Die meisten Leute die hier essen kommen kenne ich nämlich." Fragt er und mustert mich nun wieder. „Ja ich bin neu, heute erst hergezogen." Sage ich und versuche bei dem Satz das Gesicht nicht zu verziehen. „Dann herzlich willkommen in Edinburgh. Du kommst aber nicht aus der Gegend oder, dein Akzent ist nämlich nicht typisch." Fragt er gleich weiter. Normalerweise wäre ich solchen Gesprächen aus dem Weg gegangen, ich hasse es fremden etwas über mich zu erzählen, doch er wirkt nett und ich will hier ja einen Neustart haben. „ Nein ich bin nicht von hier, ich komme aus Deutschland habe aber Englische Wurzeln." Erkläre ich ihm.

„Bist du von hier?" Frage ich und kann mir seine Antwort eigentlich schon denken. „Ja, habe nie woanders gelebt und es auch nicht vor." Antwortet er. „Wie unhöflich von mir, wir reden die ganze Zeit und ich habe mich nicht einmal vorgestellt. Ich heiße Troy und wie heißt du?" Gibt er mir sofort wieder eine Gegenfrage. „Elodie, ich heiße Elodie." Sage ich und reiche ihm die Hand worauf hin er mir seine gibt. „Nett dich kennenzulernen." Sagt er und wendet sich ein Stück von mir ab und beginnt etwas auf einen Zettel zu kritzeln. „Hier meine Nummer falls du mal einen Kaffee oder so trinken möchtest." Sagt er ziemlich selbstsicher und schiebt mir die Nummer zu ehe er geht. Ich schüttle den Kopf und stecke die Nummer in mein Portemonnaie. Mal sehen ob ich von seiner Nummer Gebrauch machen werde.

Mein Teller ist mittlerweile leer, doch mein Glas Wein noch über die Hälfte gefüllt. Oh heute mal nicht so pessimistisch wie sonst. Normalerweise ist immer alles halb leer. Ich lache schon selbst über mich, das ist irgendwie komisch. Ich sehe in Richtung der Zwei Männer die sich bis eben noch so angeregt unterhalten haben, doch sie scheinen gerade aufzubrechen. Sicher gehen sie Nachhause zu ihren Frauen die auf sie warten, auf mich wartet nur ein Bücherregal und mein Cameraequipment zuhause.

Mit einem Mal fällt mir ein Junger Mann auf der ebenfalls hinter dem Tresen sitzt und angespannt auf einen Laptop sieht. Er fährt sich durch die dunkelbraunen Haare  und sieht dabei ziemlich attraktiv aus. Ich beschließe ihn weiterhin zu beobachten, ich habe ja sowieso weiter nichts zu tun. Troy ist verschwunden, aber ich hatte eh nicht vor ihm noch mehr aus meinem Leben erfahren lassen. Der Dunkelhaarige flucht leise auf, doch ist dabei doch nicht leise genug, da ich sein „fuck so ein Mist" bis hier her hören kann. Ich muss schmunzeln und der neugierige Teil in mir würde so gerne wissen was ihn da so beschäftigt. Meine Eltern haben mir immer versucht einzubläuen da es unhöflich ist andere zu belauschen, doch meiner Meinung nach ist es nichts unhöfliches wenn die Person einfach nicht leise genug reden kann oder der Meinung sei mitten in der Öffentlichkeit tratschen zu müssen.

Ich belausche ihn ja nicht wirklich, er flucht einfach nur ziemlich laut, so dass es schwer ist ihn zu ignorieren, vor allem wenn man allein hier ist und er nun mal das spannendste ist was in diesem Raum passiert. Ich nehme all meinen Mut zusammen und erhebe mich von meinem Barhocker richte meine Haare noch einmal greife nach meinem Glas, meiner Jacke und mache mich auf dem Weg zu ihm. Ich überwinde unsere Distanz schnell und stelle ihm gegenüber einfach mein Glas ab und setze mich. Er ist so vertieft das er mich nicht einmal bemerkt und irgendwie finde ich das niedlich. „Hey, was ist den dein Problem das du so wütend auf deinen Laptop starrst und ihm alle möglichen Beleidigungen gegen den Kopf wirfst." Frage ich und muss leicht lachen, da ich nicht glauben kann einfach so einen fremden angesprochen zu haben.

Jetzt habt ihr auch Troy kennengelernt, ob Elodie noch mit ihm ausgeht im laufe des Buches😉

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