1

12 0 0
                                    

Kapitel 1
Ich öffnete meine Augen. Dunkel. Es war stock dunkel. Ich konnte weder erkennen, wo mein Körper anfängt, noch wo er sein Ende fand. Doch so wie es aussah, war dies hier mein Ende. Denn natürlich war ich mir bewusst, dass das hier nicht mein Zimmer war und natürlich war ich schon längst am schluchzen. Auch wenn ich es nicht so ganz zum Ausdruck bringen konnte, ich hatte Angst. Und zwar extreme Angst.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was gestern Nacht passiert war. In Bruchteilen sah ich meine Schuhe, auf die ich beim Gehen gestartet habe. Ich war so betrunken, dass ich nicht mehr gerade laufen konnte.
„Soll ich Ihnen vielleicht ein Taxi rufen?", eine männlich Stimme erklang hinter mir. „Ja, das...wäre...nett..." meine Stimme triefte von dem Alkohol und ich lallte ihm zustimmet zu.
Im Nachhinein weiß ich, dass dieser Mann kein Taxi, sondern einen Komplizen holte. Im Nachhinein war ich mir bewusst, wie das bei denen abgelaufen sein musste. Tränen kullerten meine Wange runter. Nun blieb mir nichts andres übrig. Ich versuchte aufzustehen, doch ich fiehl direkt wieder um. An meinem Alkoholpegel lag das aber nicht. Meine Füße waren wohl zusammen gebunden und erst jetzt bemerke ich die Fesseln an meinen Händen. Ich lag also immer noch auf dem kalten Steinboden, zumindest war er steinhart.
Warum war ich hier?
Ich glaubte Schritte zu hören, also versuche ich mich langsam aufzusetzen, was sich aber als schwerer erwies, als ich dachte. Die hallenden Schritte kamen immer näher. Und näher. Und näher. Und...langsam konnte ich den Raum, in dem ich lag, erkennen, aber ich konzentrierte mich mit voller Angst auf die Person, die das Licht in den Raum fallen ließ. Der Mann, der lichtumhüllt immer näher kam, hatte dunkles, kurzes Haar, das arrogant nach hinten lag. Instinktive presste ich meinen Rücken gegen die kalte Wand. Dabei merkte ich gar nicht, wie schnell ich nach Luft schnappte. Er kam näher an mich ran, immer näher. Dann, als seine dunkelbraunen Schuhe direkt vor mir standen, erst dann schaute ich in seine Augen. Sie sind schwarz wie die Nacht. Er hockte sich vor mich und strich mit seinem Daumen über mein Kinn. Dann fährt er über meine Lippen und dringt mit ihm langsam in sie ein. Intuitive biss ich auf seinen Finger und er zog ihn direkt zurück. Ich wusste, dass das eine sehr dumme Idee gewesen sein könnte, aber ich hatte wirklich Angst. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Ich weinte. Leise...
„Na na na...das ist aber unhöflich", er grinste mich an, dann spürte ich einen stechenden Schmerz auf meiner linken Wange. Sie fing zu glühen an. Er hatte mich geschlagen. Ich konnte mein Schluchzen nicht unterdrücken. „Ich will dir nicht weh tun, aber Strafe muss sein".
Ich war wie erstarrt. „Also Mika", woher wusste er wie ich heiße? „Es gibt hier nur eine wichtige Regel; tu was ich dir sage". Ich blieb stumm. Versuchend meinen Rücken noch heftiger gegen die Wand zu drücken,bekam ich einfach keine Luft mehr. Ich brachte einfach keinen Ton mehr raus. Sein lächeln verstärkte sich und es wirkte mittlerweile, als wollte er mich genau jetzt töten. Aber ich wollte nicht sterben. Daher versuchte ich mich zu sammeln und brachte tatsächlich einige Töne raus: „Was willst du von mir?". Sein Lachen verschwand Augenblicklich und verwandelte sich in ein widerwärtiges schmunzeln, seine Lippen kräuselten sich bei den Worten „Besitzen". Mehr kann ich aus seinem Satz nicht entnehmen, denn ich atmete immer und immer heftiger, sodass mein Atem die kommende Leere füllte.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf „Steh auf", ich blieb aber sitzen. Nicht, weil ich wollte, ich konnte nicht anders. Ich konnte mich nicht bewegen. Der Mann griff meine noch immer zusammengefesselten Hände und zehrt mich hoch. Dann löste er die fesseln an meinen Füssen und zehrte mich mit. „Ich hab gesagt, du hast mir zu gehorchen!" er schmiss mich wieder auf den kalten Stein.
„Steh auf", und ich stand auf. Seine Wut spiegelte sich in seinen jetzt noch dunkleren Augen. Er wollte mich brechen. Doch nicht mit mir, ich wusste, wie widersprüchlich das nach meiner gerade zu gehorsamen Art klang, doch ich werde nicht zu seinem „Besitz".
Als ich stand, packte er mich an den Haaren und zehrt mich mit. Er schleift mich förmlich über den harten Boden.
Zusammen gingen wir also die Treppe hinauf. Nein, das klingt zu normal. Also zehret er mich die Treppe hinauf und ich stolperte mehrere Male über meine eigenen Füße.


"...piep....piep...hallo, zuerzeit bin ich nicht erreichbar, hinterlasse doch gerne etwas auf der Mailbox, Mika."-
„Schatz, wo bist du. Ich mach mir Sorgen, bitte ruf mich zurück!"
Zum wiederholten Male sprach ich schon auf Mika's Mailbox, nichts. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und leerte mit einem großen Schluck die Kaffeetasse. Mittlerweile suchte auch die Polizei nach ihr. Aber nichts. Niemand wusste wo sie seit 3 Tagen war. Zuletzt wurde sie im Club zwei Straßen weiter gesehen. Das war nicht typisch für sie. Weder alleine in den Club zu gehen, noch einfach so zu verschwinden. Ich stand auf und schaltete die Nachrichten ein. Die Medien berichten doch immer über jeden Mist, doch das Wahre übersehen sie mal wieder. Ich verwarf meinen inneren Monolog wieder, das würde eh nichts bringen. Als das Telefon klingelte, raste mein Herz für wenige Millisekunden so unfassbar schnell, doch es war meine Mutter. So gern ich den Anruf ablehnen wollte, um die Leitung frei zu halten, ich musste das jetzt ran gehen. Sonst käme bald die nächste Vermisstenanzeige rein.
Sie brüllte ins Telefon und weinte so unerträglich vor sich hin, als ich ihr trocken alle neuen Informationen wiedergab, nämlich keine. „Habt ihr euch gestritten oder braucht sie eine Pause?", alles Dinge die sich mich schon gefragt hatte, aber es immer wieder tat.
„Nein.......nein, nein Mutti, so war das nicht. ....Ja, sie war alleine im Club......Nein sie wollte mit Freunden gehen.....okay, ja....tschau."
Stille.

To be honestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt