Neue Freunde

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In einem Horrorfilm wäre meine Entscheidung, den Raum zu suchen wahrscheinlich die falsche Entscheidung, bei der sich jeder denkt, dass es ja klar war dass alles schieflaufen wird.
Aber ich bin ja doch nur auf dem College, was sollte da groß passieren.
Trotzdem bekomme ich ein immer mulmigeres Gefühl.
290. Ich müsste bald da sein.
Ich folge dem Gang weiter.
Es ist schon etwas gruselig, alles ist so leise, fast schon gespenstisch leer.
Da ist der Raum, die Zahl 300 prangt in goldenen Zahlen an der dunkelgrün angestrichenen Tür.
Hier wäre ich also.
Ich höre von weitem Glocken schlagen, es muss nun wohl genau 22:00 Uhr sein.

Mein Gefühl sagt mir, dass ich einfach wieder gehen sollte. Andererseits bin ich schon hier, die Tür wird sowieso abgeschlossen sein.
Ich konnte mich selbst nicht davon abhalten, die Türklinke runter zu drücken.
Die Tür sprang auf. Erst jetzt wird mir bewusst, was ich da tat.
Ich trat ein, es war ein kleiner Aufenthaltsraum mit hohen Bücherregalen, eher wie ein Besprechungszimmer, so war es auch in etwa eingerichtet, mit einem großen Tisch.
Mehr konnte ich nicht erkennen, es brannte kein Licht, der Raum wurde alleine durch eine Laterne, die durch das Fenster schien erhellt.

Ich bin schon etwas beruhigt, es war wohl wirklich nur ein Scherz.
Doch plötzlich klatscht die Tür zu.
Ich zuckt zusammen, kurz danach spüre ich zwei Hände auf meinen Hüften, die zu einer Person, die nun hinter mir steht, gehören.

"Du hast keinen Grund Angst zu haben."haucht sie mir ins Ohr.

Es ist eine tiefe, männlichen Stimme. Auch das Parfüm, gemischt mit Zigarettenrauch, lässt auf eine männliche Person schließen.
Ich würde am liebsten schreien, aber meine Stimme versagt.
Er zieht mich näher zu sich und beginnt Küsse von meinem Hals zu meiner Schulter zu verteilen. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter.
Er dreht mich nun zu ihm, sodass ich in sein Gesicht sah, ich konnte es in der Dämmerung kaum identifizieren.
Er wollte erneut ansetzen, um mich zu küssen.
Wie aus einem Reflex, gebe ich ihm eine Backpfeife, nach der er sich erst langsam wieder aufrichtet.

Ich verstehe nicht, wie ich in diese Situation gekommen bin. Es steht wohl außer Frage, dass ich nicht die Person war, die den Brief hätte bekommen sollen!
Ich muss schnell raus hier, bevor er sich wieder fängt.

Plötzlich klappen meine Augen zu.

Am nächsten Morgen wache ich einfach in meinem Bett auf, war das alles ein Traum?
Warum sollte ich so etwas träumen? Dabei hatte es sich so real angefühlt!

Ich reibe mir die Augen, stehe dann aber zügig auf, zum Glück gibt es hier eine Schuluniform, so musste ich nicht lange überlegen, was ich anziehe.
Noch ein leichtes Make up, meine Haare in einem tiefen Messy bun und fertig!

Ich werde mir in der Cafeteria etwas zum Frühstücken holen.
Also mache ich mich direkt auf den Weg zur Uni.

Im Eingang steht eine Gruppe von Jungs, die obwohl es eine Uniform gab, diese mit dunklen Accessoires, wie einer Lederjacke aufpeppten.
Die müssen sich echt für was besonderes halten.
Eingebildete Typen! Ich verdrehe innerlich meine Augen.

Einer von ihnen mit dunkelbraunen, wuschelligen Haaren folgt mir mit seinen eindringlichen Augen.
Sein Gesichtsausdruck ist dabei sehr emotionslos.
Er nimmt gerade wieder seine Zigarette an den Mund und nimmt einen Zug.
Seine Augen bleiben bei mir, bis ich durch die Tür ins Gebäude gehe.
Ich weiß nicht, was er damit bewirken wollte, aber mein Körper durchfährt eine Welle von Wärme, mein Hetz pochte etwas schneller, ich habe fast vergessen, was ich tun wollte.
Ich mag es nicht, dass er das alles nur mit einem Blick in mit auslöst!

Der weitere Tag verging recht schnell, zu schnell, sodass ich schon wieder mit niemanden geredet habe und daher alleine in die Cafeteria gehe.
Ich setzte mich alleine an einen Tisch, das ist echt traurig, aber besser ist es, wenn ich mich jetzt schon daran gewöhne.
Ich stochere gerade im Essen herum, als ich merke, wie sich jemand neben mich setzt.
Ich schaue auf.
Eine ganze Mädchenclique steht an meinem Tisch. Es sieht so aus, als wäre die, die sich neben mir niedergelassen hat die Anführerin.

"Die trockenen Kartoffeln kann ich auch nicht ausstehen!"

Ich schaue auf die Kartoffeln, die ich in meinem Teller zu Kartoffelbrei verarbeitet habe und muss schmunzeln.

"Hii, du bist neu hier richtig? Ich bin Heather, das sind Nadine, Mira und D."
Sie zeigt dabei auf die anderen Mädchen, sie sind alle sehr hübsch, sehr gestylt, zusammengefasst sehen sie aus wie Topmodels.

Warum sie zu mir kommen, kann ich nicht erklären. Sie sehen, wie die Upperclass der Schule aus. Also sehr exklusiv und nicht für jeden. Eine Gruppe, zu der ich mich nie zählen würde.
Schon in der Schule hatte ich keinen Stand, ich war halt da, gehörte aber zu keiner Gruppe, wodurch ich aber auch nicht zu den gehörte, die gemobbt wurden, wofür ich immernoch dankbar bin.

"D?" Frage ich, um etwas von mir zu geben, während deren neugierigen, sowie gleichgültigen Blicke mich mustern.

"Eigentlich heißt sie Denise, sie mag den Namen aber nicht." Antwortet Heather.

Sie setzten sich nun alle an den Tisch.
Obwohl ich jetzt nicht mehr alleine war, fühle ich mich nicht so ganz wohl bei Ihnen.
Sie stehen für alles, was ich die ganzen Jahre davor umgangen bin.
Ich bin schon fast froh, als die Pause sich zum Ende neigt.
Im Endeffekt haben Heather und ihre Freundinnen sich die ganze Zeit unterhalten, ich habe meistens nur zustimmend genickt.
Sich über den neusten Tratsch auszutauschen ist nicht unbedingt mein Style.

"Willst du, dass wir dir den Campus zeigen? Du hast bestimmt noch nicht alles gesehen! Vor allem die angesagten Ecken werden bei der offiziellen Führung immer ausgelassen."
Sie lacht und zwinkert mir zu.
Die anderen schauen mich ebenfalls grinsend an.

Ich fühle mich, als hätte ich keine andere Wahl, ich habe ja auch nichts anderes vor. Also nehme ich ihr Angebot an.

Nach der letzten Vorlesung hatte ich noch etwas Zeit mich umzuziehen, ich will nicht gleich den Eindruck vermitteln, dass ich ein Noob bin.
Ich entscheide mich für eine schwarz, grau karrierte Hose mit einem schlichten Schwarzen Oberteil, dazu meine schwarzen Dock Martins.

Kurze Zeit später treffe ich mich mit ihnen, es sind aber noch ein paar mehr Leute dabei. Ich erkenne einige wieder, sie sind auch erst mit mir angekommen.
Ich könnte den Ausflug nutzen, um mich mit einigen von ihnen zu unterhalten.

Als noch ein paar ankamen, liefen wir los.
Ich war wirklich noch nie in diesem Teil des Campuses gewesen.
Kein Wunder, es sah auch nicht wirklich einladend aus.
Hier finden bestimmt all die exklusiven Partys statt, weil sich sonst niemand freiwillig her begibt.

Plötzlich war es wieder da, das Gefühl, dass mir Schwindelig wird. Vor meinen Augen wird alles schwarz.
Ich sollte echt mal zu einem Doktor gehen, dass kann nicht normal sein. Und schon zum zweiten Mal.

The Secret Sorority- Do you Remember last night cause I blacked out?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt