CINQUE

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Mit einem Ruck stoßen sich Leo und Aurora voneinander weg. Wie von einer Tarantel gestochen, will sie panisch aufschreien, in dem Glauben erwischt worden zu sein. Als sich aber beide umdrehen, um sich der peinlichen Situation zu stellen, sehen sie niemanden.

Na ja, nicht wirklich niemanden, sondern eher keinen ihrer Freunde.

Seltsam.

Leo hätte schwören können, dass jemand fragte, was sie denn hier machen. Plötzlich verdreht er grinsend seine Augen. Natürlich wurden sie nicht erwischt! Die Person hat nicht sie beide angesprochen, sondern eine andere.

Er bemerkt erst jetzt, wie sich eine große Gruppe mit einigen Leuten unterhält, die anscheinend neu dazugestoßen sind. Daher also auch das ′was macht ihr denn hier?′. Sie scheinen auf einen freien Platz in der Bar zu warten und schützen sich währenddessen unter der Plane am Eingang, vor dem Regen. Die Neuankömmlinge quetschen sich zu ihnen, was ein unzufriedenes Raunen, aus der Schlange hervorruft.

Leo schaut nun wieder zu Aurora, die mittlerweile auch verstanden hat, dass sie sich umsonst erschrocken hat. Er muss bei ihrem Anblick schelmisch grinsen, wie so oft an dem heutigen Abend. Ihre Haare sind zerzaust und kleben in nassen Strähnen an ihren Wangen. Die Bluse klebt wie eine zweite Haut an ihrer Brust und er kann ihren Spitzen-BH sehen. Die Lippen sind angeschwollen und warten nur darauf, dass er sie wieder zerstört. Der rote Lippenstift ist mittlerweile überall, nur nicht auf ihren Lippen. Ihre Augen scheinen zu glühen.

Cazzo!

„Was grinst du denn so?"

Wütend starrt sie in sein amüsiertes Gesicht. Was denkt sich dieser Idiot eigentlich dabei, sie zu küssen!

Als hätte sie es nicht erwidert?!

„Du siehst aus wie vom LKW überfahren, Dornröschen. Außerdem warst du viel besser zu ertragen, als du geschwiegen hast."

Laut holt sie Luft und starrt wütend in seine Augen. Sie kann es nicht glauben, dass er die Eier hat, sich immer noch über sie lustig zu machen. Nach der Scheiße, die er vor wenigen Minuten gebaut hat. Instinktiv muss sie wieder an die starken Hände denken, die überall an ihrem Gesicht und ihrem Körper waren. Die Hitze, die ihren Leib in Flammen aufgehen ließ, oder die weichen Lippen. Gott verdammt, diese Lippen gehören verboten! Seitdem sie in ihren Genuss gekommen ist, kann Aurora an nichts anderes denken, als an all die Dinge, die er mit diesem verfluchten Mund anstellen könnte.

Sie muss sich zusammenreißen! Was zur Hölle denkt sie denn da?!

"Musst du gerade sagen!"

Aurora lacht laut auf, was die Aufmerksamkeit einiger Passanten auf sich zieht. Hat sich dieser Idiot denn mal selber angeschaut? Ihr ganzer Lippenstift ist an und um seine Lippen verteilt. Er sieht aus wie ein Clown.

Ah, wem macht sie denn hier was vor?

Er sieht, trotz dieser Schmiererei, umwerfend heiß aus. Das sollte verboten werden; es ist zum Haare herausreißen. Während sie bestimmt so schlimm aussieht, wie er es sagt, sieht er aus, als hätte sich Gott die teuren Produkte benutzt und sich reichlich Zeit gelassen bei seiner Erschaffung!

"Du siehst aus wie eine Kopie vom Joker, der sich den unfähigsten Onkel Doktor ausgesucht hat. Autsch!" 

Sie verzieht absichtlich das Gesicht, in der Hoffnung den Ausdruck autsch zu betonen.

"Süße, ich kann dir ansehen, wie feucht dich dein verschmierter Lippenstift auf meinen Lippen macht. Rede dir ruhig das Gegenteil ein, aber wir wissen beide, dass ich dich binnen Sekunden wie Blei zerfließen lassen kann."

Loving FoolsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt