Ich bot Alva an, dass sie bei mir wohnen durfte. Seit sie nämlich auf der Erde ist, lebte sie alleine im Wald. Meine Adoptiveltern waren auch damit einverstanden, denn sie dachten Alva wäre eine Mitschülerin mit familiären Problemen. Ach das hatte ich gar noch nicht erwähnt, meine Adoptiveltern wissen nichts von meinen Kräften. Auch wenn Amelie ihnen versucht zu erklären, dass ich sie einschlafen liess, lachen sie drüber und meinen sie hätte eine blühende Fantasie. Ist mir recht so.

"Du kannst morgen auch mitkommen zur Schule wenn du möchtest. So ein menschliches Leben ist gar nicht so schlimm.", schlug ich ihr vor und lächelte. Betrübt schaute sie mich an. Wollte sie das nicht? "Was ist denn los? Hast du keine Lust darauf?"

"Doch doch, eigentlich schon...", meinte sie mit brüchiger Stimme. "Aber wenn ich wieder in die Nähe dieses Bereichs der Stadt gehe, findet mich mein Ex wieder." Nun war ich verblüfft. Sie als Elfe, wo im Wald lebte hatte sogar einen Freund. Und ich, die ein Zuhause hat und nicht Zentimeter klein werden kann hatte noch nie einen Freund. "Du solltest morgen blau machen und wir gehen ein bisschen in die Stadt."

Ihre Idee gefiel mir, doch blau machen tat ich nicht gerne. Solche Taten waren der Anfang vom Bösen. Oke, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Aber trotzdem ist das nicht gut, es ist eher schlecht. Und schlecht ist gleich böse. Ich muss zugeben, das Böse faszinierte mich manchmal. Es gab mir sowas wie ein Kick. Aber ich merke auch, böse Taten schwächen meine Kräfte. 


Der nächste Morgen war angebrochen. Gähnend öffnete ich meine Augen und starrte Gedankenverloren an die Decke. Ich hatte einer der anderen Götterkinder bereits gefunden. Eine, die alles weiss. Praktisch. Mein Blick wanderte zu ihr hinunter. Sie lag auf einer Matratze, die ich neben meinem Bett auf dem Boden platziert hatte. Ihr orange braunes Haar sah sehr zerzaust aus. Zum ersten Mal konnte ich ihre spitzen Ohren erkennen, die normalerweise unter ihrem langen Haar versteckt war. Sie sah nunmal aus wie eine typische Elfe aus dem Märchenbuch. Auf einmal fiel mir auf, wie still es eigentlich war. Keine Schritte, Keine Stimmen. Normalerweise waren um diese Zeit Marie und Herold am Morgenessen. Leise versuchte ich aus meinem Zimmer zu schleichen, um nachzusehen, ob überhaupt jemand Zuhause war. Als ich meine Zimmertür öffnete, bemerkte ich, dass Alva sich als kleine Elfe auf meine Schultern setzte. Wir schlichen also gemeinsam durchs Haus. Und als wir unten beim Esstisch ankommen, konnten wir meine Adoptiveltern regungslos vorfinden. Sie waren wie erstarrt. Herold mit der Zeitung in der Hand. Blätterte gar nicht. Sass ganz still, als würde die Zeit stehen bleiben.

"Was ist hier los.", flüsterte ich vor mich hin. Alva schaute mich beängstigt an. "Er ist hier. Ich habe es nicht kommen sehen...", meinte sie ganz beängstigt. Wer war hier? Was meinte sie?

Mit grosser Wucht wurde ich auf den Boden gezogen. Ich konnte nichts dagegen tun, es war als würde die Gravitation der Erde um das dreifach verstärkt sein. Meine ganze Kraft brachte nichts. Meine Beine wurden immer schwabbeliger und schon bald war ich mit dem Gesicht auf dem Boden angekommen. Alva seufzte und liess sich wieder gross werden. Sie blieb vor mir stehen und schaute genervt umher. "Drais, zeig dich.", ihre Stimme klang selbstbewusst. Ein Schatten kam uns immer näher und als er vor uns stehen blieb konnte ich dann auch sein Gesicht erkennen. Schwarzes Haar, dunkle Augen und dunkles Gewand. Von ihm spürte ich eine böse Macht. Nun setzte sich mein Instinkt ein. Meine blauen Augen begannen etwas zu leuchten und meine Kräfte flossen durch alle meine Nerven. Ein mächtiges Gefühl. Ich formte einen Schutzbogen um mich, so dass sein Zauber nicht mehr wirkte und ich aufstehen konnte. Verwundert schauten mich beide an. Ich richtete meine Hand auf ihn und liess ihn an die Wand schweben. Seine Hände nach oben und seine Füsse über dem Boden.

"Wer bist du, was willst du hier?", schnauzte ich ihn an. Er sah überhaupt nicht beängstigt aus. Auf einmal begann Alva ganz laut zu lachen. Gekrümmt vor lachen versuchte sie sich zu beruhigen. "Eine Bewegung von ihr und du bist zu nichts mehr im Stande.", spottete sie und lachte weiter. Enttäuscht liess ich den Kopf hängen. Was sollte das? Wir werden angegriffen und Alva lachte den Angreifer aus. Ich drehte meine Hand, die in seine Richtung zeigte, und schon war er eingeschlafen. Er fiel zu Boden und schnarchte. "Also. willst du mir erklären was hier los ist?", versuchte ich eine Antwort aus Alva herauszubekommen.

"Das ist Drais.", antwortete sie lachend. Durch meinen verwirrten Blick konnte sie erkennen, das ich nicht verstand was sie mir damit sagen wollte. "Mein Ex, Drais."

Der...Ex? Nun verstand ich die Welt nicht mehr. Sie war mit ihm zusammen? Diesem abgehobenem Arschloch? Einer der Bösen? Ich seufzte und schaute umher. Ich konnte sehen, wie langsam Marie und Harold aus der Erstarrung auftauten. Das kam unerwartet, aber war logisch, Drais war ja bewusstlos. Schnell wischte ich mit meinem Arm in der Luft herum, um uns drei unsichtbar zu machen. Meine Adoptiveltern bekamen nichts mit über. Vorsichtig hoben Alva und ich ihren Ex hoch, da teleportierte ich uns in den Wald. Alva schaute mich beeindruckt an und liess dabei Drais fallen.

"Du bist ja mega mächtig.", meinte sie schockiert. Ich lachte und liess dabei auch den Rest von Drais fallen, da wachte er auf. Wir starrten beide auf ihn hinab und musterten ihn. Er sah sehr verwirrt aus. "Du bist doch keine Magierin, wie hast du das gemacht?", fragte er und hatte echt das Gefühl ich würde ihm antworten. 

"Also, ihr redet nun wie zivilisierte Menschen, danach müssen wir in die Schule." ich lächelte provokant. "Zur Schule?", fragte mich Alva verdutzt. Ich nickte. "Dein Ex hat dich nun eh schon gefunden, dann können wir auch in die Schule..."

Tarja - die Besitzerin des GutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt