Der beste Freund meines Bruders - Kapitel 5

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Es war circa halb sechs, als Niall zum vierten Mal anrief und dieses Mal war keiner dabei, der mich am Abnehmen hindern konnte. Zehn Sekunden lang starrte ich einfach nur aufs Display und hoffte, dass er wieder auflegen würde, aber es klingelte weiter, als nahm ich schließlich doch ab.

Ich hatte noch nichts gesagt, da erklang Nialls Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ally? Oh Gott sei Dank, ich dachte schon dir wäre was passiert."

Ich schnaubte. Als ob es ihn interessiert hätte. Nachdem er mich so mies behandelt hatte. Ich schwieg.

„Geht es dir gut?"

Ob es mir gut ging? Er hatte mich betrogen! Wir waren Jahre zusammen gewesen! Aber ich wollte ihm nicht noch einmal zeigen, wie sehr er mir wehgetan hatte. Dass ich weggelaufen war, als ich ihn mit einer Anderen erwischt hatte, genügte.

„Mir geht es gut."

Schweigen. Dann räusperte er sich. „Du hast nicht auf meine Nachrichten geantwortet und keine deiner Freundinnen konnte oder wollte mir sagen, wo du bist."

Ich schluckte. Meine Freundinnen. Die sich kaum gemeldet hatten. Und dann fiel mir etwas anderes auf. Er war bei meinen Freunden gewesen, um nach mir zu sehen? Ich spürte wie ich weich wurde und ärgerte mich darüber.

„Geht es dir wirklich gut?", seine Stimme klang so sanft, so besorgt. Nicht so wie ich es erwartet hatte.

Was hatte ich denn erwartet?

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. „Ja, ich bin bei meinem Bruder." Gleich nachdem die Worte raus waren, bereute ich sie. Er sollte nicht wissen, wo ich war.

„Oh, du bist in London?"

„Ja."

Ich hörte ein Rascheln am anderen Ende der Leitung. „Das ist ziemlich weit weg."

„War mein Ziel." Ich bemühte mich, meine Stimme gleichgültig und gleichzeitig hart klingen zu lassen, aber in Wahrheit musste ich gegen die ansteigenden Tränen ankämpfen. Jetzt wo ich seine Stimme wieder hörte, tat es so unglaublich doll weh. Er hatte mich hintergangen. Ich hatte ihm vertraut und er hatte es missbraucht.

„Was willst du Niall?", fragte ich, als er eine Zeit lang nicht antwortete.

Er räusperte sich. Ein Geräusch das sich seltsam vertraut anhörte und etwas seltsames in mir auslöste. Abscheu, Enttäuschung und Scherz vermischten sich zu einem bitteren Geschmack.

„Ich wollte mich entschuldigen", sagte er schließlich und etwas in seiner Tonlage hatte sich verändert. Er meinte es ernst.

Doch ich sagte nur: „Das hast du nun getan."

Erneut eine Pause, dann: „Ich weiß, dass du wütend bist." Und verletzt. „Aber es tut mir wirklich leid und ich liebe dich."

Ich schluckte bei der Verzweiflung in den Worten. „Ich... ich möchte, dass du zurückkommst. Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, aber ich vermisse dich so sehr!"

Meine Augen brannten. Er klang aufrichtig. Ich kannte ihn. Ich wusste, wann Niall etwas ernst meinte und wann nicht. Aber ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Also sagte ich nur. „Was ist mit der anderen Frau?"

Er seufzte in den Hörer. „Sie ist niemand Ally, niemand im Vergleich zu dir. Ich würde niemanden dir vorziehen. Du bist perfekt und ich liebe dich so sehr."

„Das fällt dir etwas spät ein."

„Ich weiß. Ich weiß Ally, aber es war eine einmalige Sache und ich möchte dich zurück haben! Ich hasse mich für das was ich dir angetan habe."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 01, 2021 ⏰

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