Kapitel 2: Blindes Vertrauen Teil1

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Eine Stunde.
So viel Zeit gaben uns die Ritter um unsere Sachen zu packen und dann zum Tor des Dorfes zu kommen. Wir sollten nur das Nötigste mitnehmen, nur unsere unentbehrlichsten Wertsachen einstecken. Sonst auf wertvolle Besitztümer verzichten.
Warme Kleider einpacken, sowie Decken für das Nachtlager.
"Meine Kleine.." schluchzte Emilia garantiert nun zum hundertsten mal und ließ ihren Tränen an meiner Schulter freien Lauf, während ich mich bemühte nicht auch die Fassung zu verlieren, sonst könnte ich nicht versprechen, ob Peter mich noch von hier weg zerren könnte."Ich werde dich vermissen, Emilia" brachte ich mit heiser Stimme heraus und sie zog leicht die Nase hoch."Weißt du wie schwer es ist, euch durch das Tor laufen zu sehen? Wie weh es tut, nun auch euch gehen zu lassen?" Ihre Stimme brach ab als sie den letzten Satz heraus stieß und ich nahm sie in meine Arme. Emilias Mann Stephen war einer der Männer gewesen, die vor ungefähr einem Jahr aus dem Dorf gezogen waren, als es mehrere Angriffe auf die Dorfbewohner gab, man dachte es waren Formwandler gewesen. Und so zogen sie los, jedoch war Stephen nicht freiwillig unter ihnen, Emilia war zu dieser Zeit schwanger und er verließ seine kleine Familie nur schweren Herzens, es war aber unumgänglich. Seit damals waren keine dieser Männer zurückgekehrt und Emilia wurde als junge Witwe angesehen. Stephen war schon immer ein wichtiger Teil in meinem Leben gewesen, er war beinahe so fürsorglich wie Peter und genauso herzensgut wie Emilia. In seiner Gegenwart hatte Emilia viel gelacht, ihre Aura glüte vor Freude wenn sie ihn sah und die Liebe zwischen den beiden konnten alle deutlich spüren, auch ohne eine Gabe. Sie waren so glücklich und dann riss sie dieser Vorfall auseinander.
Es zerriss mir das Herz, wenn ich daran dachte wie sie tagelang geweint hatte, sich für ihre Kinder und ihre damals ungeborene Tochter jedoch immer wieder am Riemen riss.
Ich wollte nicht, dass sie wieder so sehr weinte.
Wollte nicht ihre Tränen an meiner Schulter spüren. Sie hatte schon zu viel weinen müssen."Wir werden zurückkehren. Wenn diese Prüfungen, oder was auch immer das wird, vorbei sind, werden wir zurückkehren" sagte plötzlich Peter hinter uns und er legte mir seine Hand auf meine Schulter.
"Wir müssen gleich los. Mr. Edmeon hat uns eines seiner Botenpferde zur Verfügung gestellt, diese Ritter warten nämlich schon auf ihren Rössern am Tor" sagte er und Emilia ließ mich los und schien Peter zu drücken."Seit ihr damals in dieses Dorf gekommen wart, habt ihr unser aller Leben verändert" fing sie nach einiger Zeit an und nahm meine Hand, wie wahrscheinlich auch Peters, "als du mit deiner Schwester auf dem Rücken, ihr beide von Kratzern und Schmutz bedeckt, ins Dorf gehumpelt kamst..ich hatte euch sofort ins Herz geschlossen. Ihr wart damals so vorsichtig und ängstlich, Peter du hast uns mehr als einmal gedroht wir sollten Lilli nicht anfassen, obwohl du nicht viel besserer Verfassung warst" Sie machte eine kurze Pause und ich atmete tief durch. Die Erinnerungen hatte ich schon lange weggesperrt, all diese Tage waren eine schwere Zeit gewesen. Peter hatte mir oft erzählt, dass ich einfach nicht aufwachte, dass er Angst hatte ich würde nicht in einer normalen Ohnmacht liegen.
Er hat oft gesagt, dass er befürchtete ich würde nicht mehr aufwachen. Und noch immer trug ich Narben von damals am ganzen Körper.
"Ihr beiden habt niemanden an euch heran gelassen, bis es euch besser ging. Lilli du hast nicht gesprochen, tagelang und doch haben Stephen und ich euch sofort in Herz geschlossen" Ich drückte ihre Hand etwas mehr und sie seufzte.
"Versprecht mir, dass ihr auf euch achtet. Und du mein Lieber passt besonders auf deine Schwester auf!" Ich merkte, dass sie den Tränen nahe war doch wollte sie es sich nicht anmerken lassen.
"Das mache ich" sagte nun Peter und beugte sich zu ihr vor, ehe er aufstand.
"Damals als ihr hier aufgetaucht seit, hattest du eine Kette um Liebes" sagte Emilia und ich legte den Kopf schief. "Ich habe sie wieder gefunden. Es scheint als hättest du sie damals hier verloren, als ich euch beide pflegte, doch ich habe sie vor ein paar Tagen gefunden. Ich will, dass du sie wieder bekommst"
Ich war verwundert, welche Kette?
Sie ließ meine Hand los und ging einige Schritte weg von den Sesseln auf denen wir hockten, kam aber nach einigen Sekunden wieder mit einem rasselnden Geräusch zurück. Sie nahm meine Hand wieder in ihre und legte etwas kaltes hinein. Ich schnappte nach Luft als ich bemerkte was es war."Dieser Schlüssel hing dir damals um den Hals, ich wollte dich eigentlich schon damals fragen was es mit ihm auf sich hat"
Ich zuckte kaum merklich zusammen, als ich die Konturen des alten Schlüssels nachfuhr und die Kette zwischen meine Finger legte.
Ich wusste nicht was ich Emilia sagen sollte, doch in diesem Moment nahm Peter mich bei der Hand.
"Wir müssen los Emilia. Wir werden dich vermissen" sagte er und sie zog uns beide noch einmal in eine tiefe Umarmung und ich drückte mein Gesicht an ihre Schulter, bis der raue Stoff des Tuches über ihren Augen, beinahe weh tat.

Beneath light and shadows *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt